1705 - Mein Job in der Horror-Höhle
mitnehmen.«
»Darauf freue ich mich.«
Ich ging einen Schritt weiter, weil ich neben Judy kommen wollte. Sie stand steif wie ein Baumstamm da. Ihr Gesicht war durch die Kälte leicht gerötet.
»Danke«, sagte ich.
»Wofür?«
»Dass Sie uns bis ans Ziel gebracht haben.«
Ihr Blick richtete sich auf meine Augen. »Und jetzt? Wie geht es weiter?«
»Ich denke, dass hier für Sie Schluss ist.«
Sie wehrte sich. »Aber ich kenne die Höhle.«
»Das mag sein. Nur hat sich ihr Inneres im Gegensatz zu früher doch verändert.«
Sie schaute sich um. Dann sagte sie: »Und Sie meinen, dass ich hier draußen sicher bin?«
»Sicherer als in der Höhle.«
»Nein, das denke ich nicht. Diese Wesen müssen sich ja nicht alle in der Höhle aufhalten. Vielleicht sind einige auch draußen und warten nur auf ein Opfer wie mich, um mein Blut trinken zu können.« Sie fasste mich an den Jackenaufschlägen. »Ich will nicht noch mal den Schmerz der Wunden spüren und zuschauen, wie das Blut aus den Schnitten quillt. Das will ich nicht noch mal haben!« Ihre Stimme war schrill geworden.
Ich wusste nicht mehr, wie ich mich verhalten sollte und was in dieser Lage richtig war. Judys Argumente waren nicht von der Hand zu weisen. Sie merkte auch, dass ich anfing nachzudenken, und ließ mich los.
»Ich gehe mit!«, sagte sie.
Anfreunden konnte ich mich damit nicht, aber ich hatte einen Kompromiss gefunden.
»Gut, Judy, Sie können mitgehen. Aber tun Sie uns einen Gefallen, bitte. Gehen Sie nicht mit bis direkt in das Zentrum, wo sich möglicherweise das Erbe eines Supervampirs aufhält. Bleiben Sie im Hintergrund. Können Sie mir das versprechen?«
Judy dachte einen Moment nach. Dann streckte sie mir ihre Hand entgegen, die ich nahm.
»Ja, ich verspreche es, denn ich will am Leben bleiben. Das ist wohl Motivation genug.«
»Sie sagen es, Judy.«
»Können wir dann?«
»Sicher.«
Suko, der den Halbvampir unter Kontrolle hielt, wartete bereits auf uns. Als wir bei ihm waren, reichte er mir seine Beretta.
»He, was soll ich damit?«
»Nur für einen Moment halten.«
Den Grund sah ich sofort. Suko hatte beide Hände frei haben wollen, um seine Dämonenpeitsche zu ziehen. Er holte die Waffe aus dem Gürtel, schlug einmal den Kreis, sodass die drei Riemen aus Dämonenhaut hervor glitten, dann steckte er die Peitsche wieder zurück. Jetzt war er kampfbereit.
»Können wir?«, fragte Suko.
»Ja«, sagte ich nur, und unser Weg in die Unterwelt begann …
***
Suko hatte den Halbvampir nicht vorgehen lassen. Die Führung hatte er selbst übernommen, ich ging hinter Hellman, und Judy Gruber bildete das Schlusslicht.
Man konnte nicht eben von einem breiten Eingang sprechen, aber er war breit genug für uns, und so konnten wir normal hindurchgehen. Das Tageslicht fiel in das Innere, aber nach ein paar Metern wurde es aufgesaugt.
Vor uns lag die dunkle und auch schweigende Welt innerhalb des Felsmassivs. Wir mussten auf künstliches Licht zurückgreifen, was Suko und ich zugleich taten, als hätten wir uns abgesprochen. Die Lampen waren mit frischen Batterien noch vor Kurzem aufgefüllt worden. Wir würden für lange Zeit Licht haben.
So klein die Lampen auch waren – nicht länger als ein Bleistift –, so lichtstark waren sie auch. Zwei künstliche Lichtfinger stachen in die Finsternis hinein. Über die aufgerauten Innenwände huschte das gelbbleiche Licht und wanderte an den Seiten ständig weiter.
Suko hatte sich die linke Seite vorgenommen, ich kümmerte mich um die rechte.
Bisher war uns nichts aufgefallen. Es gab einen unebenen, mit Steinen bedeckten Boden, wir sahen die schroffen Innenwände, bedeckt mit Ritzen oder kleinen Spalten, in denen allerlei Getier krabbelte, das durch unser Licht gestört wurde. Aber wir sahen noch nicht das eigentliche Ziel, das Zentrum dieser Horror-Höhle.
Weiter führte der Weg, und es gab auch eine Veränderung. Die Wände schienen zurückzutreten, so wurde die Höhle breiter. Meine Gedanken drehten sich um Judy Gruber, die sich hinter mir aufhielt, und ich dachte daran, was ich ihr geraten hatte.
Sie ging weiter mit, was mir nicht passte. Suko blieb auf einen Laut von mir stehen, und ich drehte mich um.
Judy schaute mich an. Die Augen hatte sie weit geöffnet. Sie wusste, dass ich etwas sagen wollte, und nickte mir zu.
»Denken Sie daran, was ich Ihnen gesagt habe. Irgendwo ist für Sie Schluss.«
»Soll ich jetzt hier bleiben?«
»Ich denke schon.«
»Und dann?«
Mein
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