1705 - Mein Job in der Horror-Höhle
Spuk nicht unbedingt jemand ist, der mich vernichten will, denn irgendwie scheint er mich zu brauchen. Denk daran, wie viele Seelen wir ihm schon geschickt haben.«
»Ist gut, John, ich habe verstanden!« Suko sorgte für eine kleine Veränderung. Er schnappte sich mit der freien Hand Judy Gruber und stellte sie hinter sich. Dann zog er seine Beretta, um sie auf die Gruppe der Halbvampire zu richten.
Ich brauchte also mit keinem Angriff zu rechnen und konnte in die Truhe klettern. Es war ein Risiko, okay, aber ich wollte auch wissen, ob ich in der Lage war, eine Verbindung zu Mallmann herzustellen, denn um nichts anderes ging es mir in diesem Fall. Das wäre für mich ein Höhepunkt gewesen, denn jemand wie Dracula II war mir nie aus dem Sinn gekommen.
Die Truhe war groß genug, um mich aufzunehmen. Ich konnte mich sogar hineinsetzen, es passte auch von der Höhe. Plötzlich war es um mich herum still geworden. Die Spannung war kaum auszuhalten, als ich mein rechtes Bein anhob und über den Rand der Truhe stieg.
Das linke folgte.
Vor meiner Brust hing das Kreuz. Von meinem Körper war nur noch die Hälfte zu sehen. Bis hin zu den Hüften umgab mich die absolute Schwärze, die zwar vorhanden, aber nicht zu fühlen war. Da gab es weder Hitze noch Kälte. Was ich erlebte, konnte als völlig neutral bezeichnet werden.
Noch einen letzten Rundblick gönnte ich mir. Es hatte sich nichts verändert. Meinen Augen bot sich das gleiche Bild. Ich fing noch einen besorgten und auch warnenden Blick meines Freundes auf und sah auch Judy Gruber, die neben ihm stand und vor Furcht zu einer Eisfigur geworden war.
Zwei Sekunden später ging ich in die Knie und tauchte in der folgenden Sekunde ein in die absolute Schwärze …
***
Ja, die Schwärze des Spuks!
Sie war nicht neu für mich, aber immer wieder überraschend, denn hier sah ich wirklich nichts, obwohl ich meine Augen weit aufgerissen hatte. Ich nahm auch keinen fremden Geruch wahr. Ich schmeckte nichts auf meiner Zunge, nichts brannte in meinen Augen, ich konnte atmen, es war wie in der Normalität, nur eben zu sehen gab es nichts.
Man spricht oft von der absoluten Dunkelheit des Alls und von dem Gefühl einer Verlorenheit. Das stimmte, denn ich kam mir verloren vor. Es gab nichts, woran ich mich hätte orientieren können. Ich war nur ich selbst und musste all meine Kraft einsetzen, um dem Gefühl der Angst oder Panik zu widerstehen.
Deshalb suchte ich einen Trost und fasste nach meinem Kreuz.
Kalt fühlte es sich an – eiskalt!
Das war mir ebenfalls nicht neu, denn hier waren gewisse Regeln aufgehoben worden.
Ich hatte mich hingehockt und mit dem Rücken an der Schmalseite abgestützt. Ich bekam normal Luft, und wenn ich ehrlich sein sollte, ging es mir körperlich nicht schlecht. Wenn ich wollte, konnte ich aufstehen und die Truhe verlassen.
Der Gedanke kam mir natürlich, aber ihn in die Tat umzusetzen hatte ich nicht vor. Und es war gut, dass ich so dachte, denn plötzlich umgab mich eine Stimme.
Sie kam von überall her, und es war nicht die Stimme des Supervampirs, die mich erreichte.
Diese hier hatte ich lange nicht mehr gehört, aber ich hatte sie nicht vergessen.
Der Spuk!
»John Sinclair«, wisperte es in meiner Umgebung. »John Sinclair, da bist du wieder …«
Ich wollte eine Antwort geben, was mir nicht leicht fiel. In meiner Kehle saß so etwas wie ein Kloß, und der Druck hatte sich auch in meinem Magen ausgebreitet. Ich musste mich erst fassen, um etwas sagen zu können. Es machte mir keinen Spaß, in dieser Umgebung meinen Mund zu öffnen.
»Du weißt, weshalb ich gekommen bin?«
»Sicher, John. Wie könnte ich es nicht wissen oder sogar nur vergessen?«
»Stimmt es, was ich hörte?«
Der Spuk gab keine normale Antwort. Ich hörte so etwas wie ein leises Pfeifen, das mir unangenehm in den Ohren klang, und danach die Bestätigung dessen, was ich mir schon gedacht hatte.
»Ja, es stimmt, was du gehört hast.«
Ich war erleichtert. »Gut, dann müsstest du mir dankbar sein, dass ich dir die Seele geschickt habe. Sein Körper zerrissen, sein Geist in deiner Gefangenschaft, das ist perfekt. Besser konnte es nicht laufen. So haben wir beide etwas davon.«
»Es ist seine Seele, Geisterjäger, und es ist eine sehr unruhige Seele, die sich nicht damit abfinden kann, aus dem Leben gerissen worden zu sein.«
»Und weiter?«
»Was soll ich tun?«
Ich gab die Antwort sofort. »Du sollst das tun, was du schon immer getan hast. Die Seele
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