1706 - Kibb
sagte Leyza. „Ich werde um meine Versetzung nach Axxach, dem Würgegriff der Abruse, ersuchen. Ich stelle es meinen Schülerinnen frei, mich ins Kampfgebiet zu begleiten. Die Ausbildung soll dort in vollem Umfang fortgesetzt werden."
Fast alle Novizinnen gingen mit Leyza. Ihr schlossen sich auch Balina und Negera an, die für Leyza zu Lenek und zu Apus eingesprungen waren; beide waren Meisterinnen der Körperbeherrschung.
*
Moiras neues Zuhause war eine Weltraumstation von gigantischen Ausmaßen, die sich im Zentrum des Würgegriffs befand. Moira fühlte sich ungemein geschmeichelt, daß sie eines der Schiffe, mit denen die Novizinnen ins Zielgebiet flogen, allein steuern durfte. Leider dauerte der Flug über diese Distanz nicht lange genug und verlief auch ohne besondere Vorkommnisse, so daß Moira nicht ihr ganzes Können zeigen konnte. Aber es zeigte ihr wenigstens, daß Leyza an sie glaubte.
Zuerst war das Verhältnis zwischen Lehrerin und Novizin nicht das beste gewesen. Moira hatte Leyza in allem an Diliba gemessen; dabei mußte sie einfach schlecht abschneiden. Aber allmählich erkannte Moira, daß Dilibas Nachfolgerinnen andere Qualitäten besaßen.
Besonders hatte es Moira imponiert, wie sich Leyza für die Barayen einsetzte.
Was Leyza nicht so deutlich ausgesagt hatte, was Moira aber nach der Ankunft in Axxach rasch erkannte, war, daß die Ayindi die Barayen bereits so gut wie aufgegeben hatten. Sie zogen nach und nach ihre Streitkräfte zurück und schränkten auch ihre wissenschaftlichen Experimente immer mehr ein.
Die Barayen wären auf sich allein gestellt gewesen, hätte es nicht das Korps der Freiwilligen gegeben. Die Korpsmitglieder nannten sich selbst Kapunda - die Verdammten. Denn sie wußten, daß sie auf verlorenem Posten standen.
Die abrusischen Kristallstrukturen waren unaufhaltsam im Vormarsch. Als Moira im Einsatzgebiet eintraf, hatte Axxach nur noch einen Durchmesser von 180.000 Lichtjahren. Einige Thyssan-Jahre noch, dann würde sich dieses Nadelöhr schließen.
Das Korps der Verdammten arbeitete unermüdlich daran, den Vormarsch der Abruse vielleicht doch zu stoppen.
Leyza führte ihre Novizinnen auf einer Exkursion durch die Weltraumstation, die zum Großteil aus Experimentierstätten bestand.
Hier arbeiteten Ayindi und Barayen Schulter an Schulter an neuen Methoden zur Bekämpfung der Abruse.
Ihre Lehrerin führte sie auch in einen Sektor, in dem an einem Kampfanzug gearbeitet wurde, der als völlig neue Wunderwaffe gehandelt wurde. Moira verstand die wissenschaftlichen Erklärungen nicht ganz. Aber es ging darum, daß das Material des Kampfanzuges aus kristallinen Strukturen bestand, die auf abrusische Kristalle eine vernichtende Wirkung haben sollten. Die bisherigen Testserien waren jedenfalls vielversprechend. In einigen Jahren sollte der Kristallanzug einsatzbereit sein. Wenn es keine Rückschläge gab, konnte dies noch rechtzeitig vor der endgültigen Schließung des abrusischen Würgegriffs sein.
Moira fieberte mit den Wissenschaftlern mit.
Zum erstenmal lernte Moira auch die Kampfstrategie der Abruse kennen. Sie war einfach und wirksam. Die lebenvernichtenden Kristallschiffe brachen an einer Stelle in breitgefächerter Formation durch - und stets an neuralgischen Punkten. Bis die vereinten Streitkräfte der Ayindi und Barayen in Stellung gegangen waren und das Feuer eröffnen konnten, hatten die Schiffe stets etwas an Raum gewonnen und somit weitere Gebiete erobert.
Es war immer derselbe Vorgang. Der Großteil der Kristallflotte wurde abgeschossen. Aber einigen Einheiten gelang es immer, ein oder zwei Sonnensysteme zu erreichen und sich auf Planeten niederzulassen.
Die abrusischen Kristalle breiteten sich auf ihnen aus, zerstörten alles Leben, und ihre Ausstrahlung sorgte dafür, daß sich die Schiffe der ayindischbarayischen Allianz nicht mehr auf Schußweite nähern konnten. Der abrusischen Vorhut folgten dann ganze Flotten von Kristallschiffen und bildeten einen Brückenkopf, der Ausgangsbasis für den nächsten Eroberungsfeldzug war.
Dieses gelenkte Vorgehen untermauerte die Vermutung, daß es hinter den Kristallflotten vernunftbegabte „Kommandanten" geben mußte, die Strategien entwickelten und die Flottenbewegungen koordinierten.
Es war ein Vormarsch der kleinen Schritte. Aber da es kein Mittel gab, einmal verlorenes Terrain zurückzuerobern, war es auch ein unaufhaltsamer Vormarsch. Nach einiger Zeit hatte das Nadelöhr Axxach nur noch einen
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