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1706 - Lockvogel der Nacht

1706 - Lockvogel der Nacht

Titel: 1706 - Lockvogel der Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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gemacht und bin zu dem Entschluss gekommen, erst mal abzuwarten und nicht in Panik zu verfallen. In der letzten Zeit ist sie öfter verschwunden gewesen, und als sie wieder zurück war, hatte sich praktisch nichts geändert.«
    »Das ist nicht mehr der Fall«, gab ich zu bedenken. »Zumindest nicht auf meiner Seite.«
    »Klar, du bist im Dienst. Du arbeitest für eine Organisation, die Verbrecher jeglicher Art jagt, und man hat ja nicht grundlos die Spezialabteilung gegründet. Aber wie willst du es angehen, John? Kannst du mir das sagen?«
    »Nein, das kann ich nicht.« Ich trank die Tasse leer und schaute zum Fenster. Draußen lauerte die Dunkelheit. Unterbrochen wurde sie von weißen Flocken, die vom Himmel schwebten. Der Schnee kam nach einer kleinen Pause zurück. Es würde keine angenehme Rückfahrt für mich werden, und ich dachte wieder daran, weshalb ich außerdem zu Jane Collins gekommen war.
    »Gut, Jane, wir bleiben dabei, dass sich etwas geändert hat. Und jetzt frage ich dich, ob du weiterhin hier wohnen bleiben willst oder dir für eine gewisse Zeit eine andere Bleibe suchst.«
    »Was meinst du denn damit?«
    »Ganz einfach. Hier kann es für dich zu gefährlich sein. Ein Hotelzimmer oder …«
    »Hör auf damit. Ich kenne die Cavallo. Sie würde mich überall finden. Man kann ihr nicht entgehen. Also hat das keinen Sinn, auch wenn du es gut gemeint hast.«
    »Ja, wenn du es so siehst. Du bist erwachsen, Jane, und ich will dir nicht reinreden.«
    Sie wollte etwas erwidern und kam nicht mehr dazu, weil das Telefon anschlug. Beide zuckten wir zusammen, obwohl dieses Geräusch völlig normal war.
    »Und jetzt, John?«
    »Jemand will dich sprechen.«
    Jane stand auf. Sie musste zwei Schritte gehen und sagte dabei: »Ich habe ein komisches Gefühl. Eine freudige Nachricht werde ich bestimmt nicht erhalten.«
    Ich sagte nichts, stimmte ihr innerlich allerdings zu und bekam mit, dass sie den Hörer mit spitzen Fingern anfasste und von der Station hob. Zugleich stellte sie den Lautsprecher an, damit ich das Gespräch ebenfalls verfolgen konnte.
    »Hi, Jane, habe ich dich gestört?«
    Beide standen wir plötzlich unter Hochspannung, denn die Anruferin war keine Geringere als Justine Cavallo …
    ***
    Der Wind trieb die Vorhänge aus Schnee durch die Straßen. Unzählige Flocken wirbelten durch die Luft und legten sich auf alles nieder, was ihnen im Weg stand. Nichts war vor ihnen sicher. Weder die Straßen, die Häuser mit ihren Dächern noch Bäume und Sträucher. Auch die abgestellten Fahrzeuge trugen schon nach kurzer Zeit einen weißen Überzug.
    Wer nicht gerade dringen etwas zu erledigen hatte, der blieb in seinen eigenen vier Wänden. Nur wenige Menschen trauten sich bei diesem Wetter raus, und wenn, dann suchten sie Schutz in ihren Autos, deren Reifen auf dem nassen und glitschigen Boden kaum noch Griff fanden.
    Und doch gab es eine Person, die dem Flockenwirbel trotzte. Sie war unterwegs. Eingehüllt in einen weit geschnitten dunklen Mantel, der schon mehr einem Cape glich, bewegte sie sich durch die Winterwelt. Sie hatte nicht weit zu laufen, denn sie war in der Nähe ihres Ziels abgesetzt worden.
    Kälte, Schnee und Wind machten ihr nichts aus. Auch wenn sie aussah wie ein Mensch, Kate war es nicht mehr. Sie hatte Zeit genug gehabt, sich zu entwickeln, und so war sie nach einiger Zeit der Ruhe zu einer perfekten Blutsaugerin geworden. Noch hatte sie den Saft der Menschen nicht getrunken. Sie war gierig darauf, aber sie hielt sich an die Regeln, die man ihr mit auf den Weg gegeben hatte.
    Nur nicht auffallen, hatte ihr die Cavallo eingeschärft, genau das tun, was man ihr vorgeschrieben hatte, und dabei den perfekten Lockvogel spielen.
    Am Beginn einer nicht sehr langen Straße war sie abgesetzt worden. Man hatte ihr zudem erklärt, welches Haus wichtig war. Es lag ungefähr in der Straßenmitte. Man hatte ihr zudem versprochen, dass sie nicht allein sein würde.
    Im Moment war für sie nichts zu sehen. Der Schneefall hatte an Dichte zugenommen. Die dicken Schneeflocken fielen aus den grauen Wolken, die mit der Dunkelheit des Himmels verschmolzen. Auf dem Boden hatte sich bereits eine weiße und auch rutschige Schicht gebildet.
    Kate hielt sich im Schatten der Häuser. Obwohl um diese Zeit kaum jemand unterwegs war, weder im Auto noch zu Fuß, wollte sie vorsichtig sein. Und sie war froh, keine Menschen zu sehen, denn sie wusste nicht, ob sie sich hätte beherrschen können, wenn sie das Blut

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