1718 - Die Messerkatze
unsere kleinen vierbeinigen Beschützerinnen.«
Rick Morelli hatte alles gehört. Er wusste jetzt, wie seine nahe Zukunft aussah, und er spürte, dass ihm das Blut aus dem Gesicht wich.
»Dann lass uns gehen«, sagte Julie.
Morelli konnte nur nicken …
***
Suko und ich waren keine unbedingten Kenner von irgendwelchen Tierheimen. Aber wir besaßen einen gesunden Menschenverstand und gingen deshalb davon aus, dass von den hier gehaltenen Tieren etwas zu hören war.
Das war nicht der Fall, wir hörten weder ein Kläffen, ein Miauen noch die Stimme eines Menschen. Es blieb still.
Der Flur vor uns war nicht lang. Es gingen einige Türen von ihm ab, hinter denen wahrscheinlich Büros lagen.
Der Flur endete vor einer Tür, die verschlossen war. Wir gingen davon aus, dass jenseits der Tür das Areal lag, in dem die Tiere gehalten wurden.
Wir blieben zunächst vor der Tür stehen, eine reine Vorsichtsmaßnahme, und schauten uns an. Suko legte plötzlich einen Finger auf die Lippen.
Ich kannte ihn. Ich wusste, dass er ein gutes Gehör hatte. Deshalb sagte ich zunächst nichts und ließ ihn gewähren. Er beugte sich vor und legte sein Ohr gegen die Tür, wobei er dann eine Hand ausstreckte.
»Was hast du?«, fragte ich.
»Da ist was!«
»Und?«
Seine Schultern zuckten. »Stimmen höre ich nicht, aber andere Geräusche.«
»Welche denn?«
»Weiß nicht …«
Wir überlegten. Suko hatte sich wieder normal hingestellt und die Stirn gerunzelt. Er sagte nichts und ich hielt mich mit Fragen zurück.
Schließlich schlug er vor, die Tür zu öffnen. Dagegen hatte ich nichts, zögerte jedoch, was auch in Sukos Sinn war, denn jenseits der Tür klangen plötzlich Geräusche auf, mit denen wir nicht gerechnet hatten.
Wir hörten ein Tappen, dann wurde daraus ein Kratzen, das immer wieder von dumpf klingenden Lauten abgelöst wurde, als würde jemand jenseits der Tür dagegen klopfen.
»Da will jemand raus«, sagte ich.
Suko nickte. »Aber wer?«
»Bestimmt kein Mensch. Wir befinden uns hier in einem Tierheim. Da lieg es eigentlich auf der Hand, wer hier den Weg ins Freie sucht.«
»Hunde. Auch Katzen.«
»Ja.« Ich stimmte Suko zu. Es war nur seltsam, dass wir weder ein Bellen noch ein Miauen hörten. Das hätte man zumindest erwarten können, aber nur die Kratzgeräusche drangen an unsere Ohren.
Suko legte bereits seine Hand auf die Türklinke und warf mir einen fragenden Blick zu.
»Okay, zieh sie auf!«
Darauf hatte Suko nur gewartet. Er drückte die Klinke, und einen Moment später zerrte er die Tür auf. Es reichte ein Spalt, um diejenigen rauszulassen, die hinter der Tür gelauert hatten.
Wir befanden uns in einem Tierheim. Aber das wurde uns erst jetzt deutlich, denn jede Menge Katzen hatten hinter der Tür gekauert und sprangen jetzt auf uns zu …
***
Wir hatten ja mit einer Überraschung gerechnet. Dass sie uns jedoch mit einer solchen Wucht treffen würde, das war für uns eine böse Überraschung.
Suko und ich reagierten zugleich und rissen unsere Arme in die Höhe. Wir schützten unsere Gesichter, was auch nötig war, denn die Katzen sprangen uns mit Wucht an. Jetzt hörten wir ihr Schreien. Sie wollten uns aus dem Weg räumen.
Wie viele der Tiere mich trafen, sah ich nicht, weil meine Augen noch verdeckt waren. Ich stolperte allerdings zurück, und plötzlich waren die Katzen auch zwischen meinen Füßen, sodass ich Mühe hatte, auf den Beinen zu bleiben und das Gleichgewicht zu bewahren.
Ich taumelte zurück, hörte Suko fluchen, was auch nicht oft vorkam, und spürte einen scharfen Schmerz auf meinem Handrücken, weil dort scharfe Krallen ihre Spuren hinterließen.
Ich musste zurück, um den Katzen auszuweichen, drehte mich weg und rutschte mit der Schulter an der Wand entlang, was nicht übel war, denn so fand ich einen leichten Halt.
Zwei Tiere huschten durch die Lücke zwischen meinen Beinen. Eine erwischte mich noch mit ihren Krallen an der linken Hüfte, was ich jedoch kaum spürte, weil die Kleidung zu dick war, und dann hörte ich die Geräusche der fliehenden Katzen, die von uns fortliefen.
Meine Hände sanken wieder nach unten.
Niemand sprang gegen mein ungeschütztes Gesicht, und ich konnte wieder normal sehen.
Die Katzen waren verschwunden. Der ganze Überfall hatte nur wenige Sekunden gedauert.
»Hast du was abgekriegt, John?«
Ich schaute auf meinen Handrücken. »Ein paar Kratzer, mehr nicht.«
»Ich auch nicht.«
»Und jetzt?« Ich musste lachen. Der Weg war frei,
Weitere Kostenlose Bücher