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1719 - Totenmarsch

1719 - Totenmarsch

Titel: 1719 - Totenmarsch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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nicht, die aus hellem Holz gefertigt war.
    Er betrat das Gotteshaus, ging zwei Schritte nach vorn und blieb neben einem viereckigen Taufbecken stehen. Die Schale selbst stand auf einem hohen Fuß. Um an das Wasser zu gelangen, musste man nur die Hand ausstrecken, aber er sah kein Wasser im Becken. Es war so trocken wie altes Brot.
    Tom Dury gehörte nicht zu den Menschen, die öfter in eine Kirche gingen, aber er besaß trotzdem ein gewisses Feeling für sakrale Stätten, und so fiel ihm auf, dass diese Kirche ihre Atmosphäre verloren hatte.
    Sie war einfach nur leer. So empfand er das. An den grauen Wänden hingen keine Bilder, auch die Fenster waren nicht bemalt. So filterten sie einen Teil des grau gewordenen Tageslichts.
    Es gab nur eine Bankreihe aus braunem Holz. Als er sich ihr näherte, sah er den dünnen Staubfilm darauf liegen. Ebenfalls ein Beweis dafür, dass diese Kirche lange keinen Besuch von irgendwelchen Gläubigen erlebt hatte.
    Auch der Boden hätte mal gereinigt werden können. Er ging auf den Altar zu und hörte das leise Knirschen unter seinen Sohlen. Der Altar war vorhanden, aber es gab keinen Schmuck in seiner Nähe. Nicht eine Blume lockerte durch ihre fröhliche Farbe das einheitliche Grau auf.
    Er war sicher, dass mit dieser Kirche etwas nicht stimmte. Und er wollte sich erst recht in der Sakristei umschauen und hoffte auf einen kleinen Hinweis.
    Er drehte sich nach links, denn im Hintergrund hatte er in der grauen Wand die Umrisse einer Tür entdeckt. Um dort hinzukommen, musste er eine Säule passieren, was auch kein Problem war. Niemand folgte ihm, die Tür blieb zu, und er hätte eigentlich beruhigt sein können, was er trotzdem nicht war. Seine innere Unruhe ließ sich nicht wegdiskutieren. Es war ihm, als hätte man ihm eine Warnung geschickt.
    Bevor er die Sakristei betrat, schaute er sich noch mal um, weil er einen Blick auf die Eingangstür werfen wollte.
    Nein, er schrie nicht, obwohl er den Mund geöffnet hatte. Dicht vor der Tür und auch nicht weit vom Taufbecken entfernt, stand jemand. Es war ein Mann, und er sah die hoch gewachsene Gestalt sehr deutlich, wobei ihn zugleich ein starkes Gefühl der Angst packte, wie er es selten in seinem Leben durchlitten hatte.
    Er konnte den Blick nicht von der Gestalt abwenden und erstarrte. Doch der erste Schock ging schnell vorbei, und Dury fing an, nachzudenken.
    Er begriff nicht, dass der Mann es geschafft hatte, die Kirche zu betreten, ohne von ihm bemerkt worden zu sein. Das musste lautlos geschehen sein, was eigentlich ein Unding war, denn die Tür ließ sich nicht lautlos öffnen. Er selbst hatte die Geräusche vernommen.
    Was wollte der Mann?
    Bisher nichts. Zumindest tat er nichts. Er blieb einfach nur stehen und schaute in die Kirche hinein. Da gab es kein anderes Ziel als ihn, und so ging Dury davon aus, dass der andere ihn beobachtet hatte und ihm gefolgt war. Er wunderte sich auch darüber, dass die Temperatur gesunken war. Er fing an zu frieren, aber mehr innerlich.
    Er überlegte, ob er den Mann ansprechen sollte oder nicht. Eigentlich wäre das Sache des anderen gewesen, denn er war als Letzter gekommen.
    Er tat nichts. Er blieb nur stehen, als wollte er dadurch etwas ankündigen.
    Verdammt, was soll ich tun?, schoss es ihm durch den Kopf. Er hatte den Blick dabei gesenkt, wollte durch nichts abgelenkt werden, schaute wenig später wieder nach vorn, ohne die richtigen Worte gefunden zu haben – und hätte beinahe aufgeschrien, denn der Mann an der Kirchentür war verschwunden.
    »Nein, das glaube ich nicht«, flüsterte Dury. Er glaubte, dass der Typ irgendwo anders hingegangen war, aber so sehr er sich auch anstrengte, er war nicht zu sehen, und hinter der einen Säule verbarg er sich auch nicht.
    Tom Dury wollte auf Nummer sicher gehen und schaute auch hinter der Bankreihe nach, ob sich der Mann dort geduckt hatte, aber da war auch nichts zu entdecken.
    Tom Dury wusste nicht, ob er sich ärgern oder ob er alarmiert sein sollte. Er tendierte mehr zur zweiten Möglichkeit, und das sorgte bei ihm für eine innere Unruhe. Dass er kalten Schweiß auf seiner Stirn spürte, ärgerte ihn auch, doch daran ließ sich nichts ändern.
    Die Sakristei hatte er vergessen. Er wollte nur aus der Kirche raus, denn in dieser grauen Dämmerung kam er sich vor wie in einem Gefängnis. Mochten die Kirchen den meisten Menschen, die sie besuchten, Trost geben, bei ihm war eher das Gegenteil der Fall. Er stand unter Spannung und konnte das

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