1730 - Das Schlangengrab
zugeflüstert.
Bill schwieg. Dass dieser Typ eine goldene Maske vor seinem Gesicht trug, tat er bestimmt nicht zum Spaß. Er wollte etwas damit bezwecken, und Bill dachte daran, dass ihm das Gold erst vor Kurzem begegnet war. Er hatte das Schlangengrab gesehen, das ebenfalls von diesem funkelnden Metall bedeckt war.
Und hier hockte hinter ihm jemand mit einem goldenen Gesicht, von dem Bill nicht mal wusste, ob es sich tatsächlich um eine Maske handelte oder die Haut mit dieser Farbe bestrichen worden war.
Aber was wollte diese Gestalt von ihm?
Bill wusste es nicht. In seinem Kopf entstanden einige Vorstellungen, und die drehten sich nur um ein Thema. Er hatte den Professor besucht, und das schien einigen Leuten nicht zu gefallen. Es gab also eine andere Seite.
Und die war nicht zimperlich. Die Spitze des Messers rührte sich nicht von der Stelle, und Bill konnte sich vorstellen, dass die Haut bereits geritzt war. Den schwachen Schmerz hatte er schon gespürt.
»Was wollen Sie?«, fragte er.
»Dich!«
»Warum?«
Er hörte ein leises Lachen. »Du hast dich in Angelegenheiten eingemischt, die dich nichts angehen. Du bist einfach zu neugierig gewesen.«
»Das gehört zu meinem Beruf. Ich habe nichts Unrechtes vor. Ich habe nur mit dem Professor gesprochen, weil ich über seine Ausstellung einen Bericht schreiben wollte. Das ist alles.«
»Und es war ein Fehler…«
Nach dieser Antwort war Bill Conolly sprachlos. Er konnte sich keinen Grund vorstellen, weshalb er einen Fehler gemacht haben sollte. Es war ein normales Interview gewesen, zwar mit einem spektakulären Hintergrund, doch den Grund für eine lebensgefährliche Bedrohung hatte Bill nicht feststellen können.
»Was soll das alles? Was habe ich getan?«
»Dich eingemischt.«
»Und in was?«
»Wir hassen es, wenn Fremde sich in unsere Angelegenheiten mischen. Und wir bestimmen, ob und wann gewisse Dinge ans Tageslicht kommen. Ist das klar?«
»Ja, ich habe es gehört.«
»Und deshalb wirst du die Finger davon lassen.«
»Ist okay«, gab Bill zu.
Genau damit hatte er dem Mann mit der goldenen Maske keinen Gefallen getan.
»So rasch hast du dich entschieden?«, hörte er den Typen sprechen. »Das kann ich kaum glauben. Du bist jemand, der seinen Kopf immer durchsetzen will. Deshalb kann ich dir nicht glauben.«
»Was willst du denn noch?«
»Die Wahrheit, Conolly. Nichts als die reine Wahrheit. Und ich sitze hier, um dafür zu sorgen, dass du bei ihr bleibst. Dieser Dolch in meiner Hand wird dir das Zeichen der Wahrheit in die Haut schnitzen. Es kommt auf dich an, ob du die Schmerzen ertragen kannst oder ob sie dich bewusstlos machen. Kannst du sie ertragen, hast du Glück gehabt, dann wirst du noch in der Lage sein, um Hilfe zu rufen. Kannst du sie nicht ertragen und wirst du bewusstlos, ist dein Leben vorbei. Dann kann dich niemand mehr retten.«
Bill wusste, dass dieser Typ hinter ihm ihn nicht zum Spaß bedrohte.
»Was habe ich Ihnen getan?«
»Mir persönlich nichts. Aber wir sind hier, um zu beobachten und den Anfängen zu wehren. Du hast deine Chance erhalten. Du kannst bestimmen, ob du hier verblutest oder nicht.«
»Das ist doch irre. Wir kennen uns nicht. Sie können mich nicht einfach abstechen.«
»Ich kann noch viel mehr. Ich kann dich beherrschen. Hinter mir steht die gewaltige Macht einer Göttin und…«
»Ist es Kali?« Diese Frage war dem Reporter herausgerutscht. Er hatte sich nicht mehr beherrschen können und er hörte den leisen Zischlaut, bevor er die Antwort erhielt.
»Du weißt viel, eigentlich schon zu viel, und deine Antwort zeigt mir, dass ich mich auf dem richtigen Weg befinde.«
»Klar. Ich habe mit dem Professor gesprochen. Ist es ein Verbrechen, mit ihm zu reden?«
»In diesem Fall hättest du dich zügeln müssen.«
»Und was ist mit Professor Sarweti? Hätte er auch nichts sagen dürfen?«
»Um ihn werden wir uns noch kümmern. Er ist jedenfalls vom Weg abgekommen.«
»Vielleicht weil er nachgedacht hat.«
»Das soll dich alles nicht mehr interessieren, Bill Conolly. Neugierde kann manchmal in den Tod führen, und ich bin gespannt, wie es bei dir sein wird.«
»Und wo soll ich sterben?«
Das Goldgesicht lachte. »Ich werde dich hier im Wagen verbluten lassen oder auch nicht. Mal sehen, wie stark du bist. Jedenfalls wirst du für dein Leben gezeichnet sein.«
Bill wusste, dass sich dieses Gespräch dem Ende zuneigte. Er spürte, dass sein Adrenalinspiegel stieg. Er dachte daran, dass er eine
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