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1731 - Der Zwitter

1731 - Der Zwitter

Titel: 1731 - Der Zwitter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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große Küche zurückgezogen. Hier standen sie wegen des kleineren Fensters nicht so sehr auf dem Präsentierteller.
    Beide schwiegen, als Carlotta den Raum betrat, und richteten ihre Blicke auf sie.
    Maxine, die auf dem Stuhl gesessen hatte, erhob sich halb. »Und? Hast du was gesehen?«
    »Nein, nichts.« Carlotta setzte sich auf einen zweiten Stuhl. Die Flügel lagen zusammen gefaltet auf ihrem Rücken und waren von vorn nicht zu sehen. So sah sie für Kim völlig normal aus.
    Maxine lächelte kantig. »Dann sieht es wohl nicht so schlecht für uns aus, denke ich.«
    Das Vogelmädchen war weniger optimistisch. »Die Nacht ist noch lang«, gab es zu bedenken.
    »Ja, das trifft zu. Ich will nur die Hoffnung nicht kleiner werden lassen.«
    Jetzt meldete sich auch Kim. Sein Blick sah irgendwie verschleiert aus.
    »Sie geben nicht auf, das weiß ich. Sie wollen mich zurück haben, obwohl ich nicht zu ihnen passe. Da ist die eine Seite nicht anders als die andere.« Kim räusperte sich. »Es ist vielleicht besser, wenn ich euch allein lasse und meinen Weg gehe.«
    »Nein!« Maxine schlug mit der flachen Hand auf den Tisch. »Das lassen wir nicht zu. Es ist nur wichtig, die erste Nacht zu überstehen. Am Morgen erhalten wir Hilfe.«
    »Ist euer Helfer denn so gut, dass ihr ihm dieses Vertrauen schenkt?«
    »Ja, das ist er. Das kann ich dir versprechen.«
    »Aber er ist ein Mensch.«
    »Stimmt«, gab Maxine Wells zu. »Nur ist er jemand, der sich in euren Welten auskennt. Das wirst du hoffentlich noch alles erleben, aber zunächst heißt es für uns, die Nerven zu bewahren und nicht durchzudrehen.«
    »Maxine hat recht«, sagte Carlotta, die noch etwas hinzufügen wollte, durch den Blick des Zwitters aber irritiert wurde. »Habe ich etwas an mir?«
    »Ich weiß es nicht, ich fühle und spüre nur, dass du anders bist. Nicht wie ich, aber trotzdem anders.«
    »Kann sein, das macht die Umgebung.«
    »Ich werde es noch herausfinden. Vielleicht können wir dann unsere Kräfte bündeln.«
    Darauf gab Carlotta keine Antwort. Sie wollte nicht ins Detail gehen, denn Kim würde schon früh genug erfahren, was wirklich mit ihr los war.
    Kim wurde plötzlich unruhig. Er stand zwar nicht auf, aber er rückte auf seiner Sitzfläche hin und her, was Carlotta und Maxine nicht als normal ansahen.
    Maxine legte eine Hand auf die des Gastes. »Was hast du? Was macht dich nervös?«
    »Es kommt jemand.«
    »Bitte?«
    Eine Weile sagte Kim nichts. Dann öffnete er den Mund und fing an zu flüstern.
    »Ich spüre die andere Seite. Jemand ist auf dem Weg hierher, und nichts kann ihn aufhalten.«
    »Kannst du mehr darüber sagen?«
    »Nein, das kann ich nicht.« Kim schaute sich um. Sein Blick war voller Unruhe. »Es ist besser, wenn ich gehe, noch habe ich Zeit, versteht ihr?«
    »Klar, das verstehen wir.« Carlotta stand auf. »Wir glauben dir sogar, aber ich werde dich nicht allein gehen lassen. Ich bleibe bei dir, Kim.«
    »Willst du auch sterben?«
    »Das habe ich nicht vor.« Carlotta war schon an der Tür und winkte. »Komm. Jetzt ist bestimmt jede Sekunde wichtig.«
    Als auch Maxine Wells nickte, gab es für Kim kein Halten mehr. Er erhob sich von seinem Stuhl und bekam große Augen, denn jetzt sah er zum ersten Mal die Flügel auf dem Rücken des Vogelmädchens.
    »Was ist das?«
    »Wirst du schon sehen.« Carlotta hatte es eilig. Noch vor Kim und Maxine erreichte sie die Haustür und zog sie vorsichtig auf, um einen Blick ins Freie zu werfen.
    Es war nichts zu entdecken, was sie gestört hätte. Und so winkte sie den beiden zu.
    »Was soll ich denn jetzt tun?«, flüsterte Kim.
    »Dich einfach nur auf Carlotta verlassen, das ist alles.«
    »Ja, das werde ich tun.«
    Carlotta wartete vor der Haustür und überraschte Kim erneut, als sie sagte: »Steig auf meinen Rücken. Und nimm zwischen den beiden Flügeln Platz.«
    Nach diesen Worten breitete sie die Schwingen aus, und Kim reagierte automatisch. Er war nicht mehr fähig, weitere Fragen zu stellen, glitt auf den Rücken des Vogelmädchens und klammerte sich an deren Schultern fest.
    »Viel Glück«, wünschte die Tierärztin, aber sie hatte so leise gesprochen, dass sie nicht gehört wurde.
    Dann breitete Carlotta ihre Schwingen aus, glitt in einem flachen Winkel in die Höhe und verschmolz mit der grauen Dunkelheit…
    ***
    Maxine Wells blieb in der offenen Tür stehen und schaute den beiden nach. Sie fühlte sich gar nicht wohl, obgleich noch nichts Ungewöhnliches passiert war.

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