1734 - Hexenhand
keine.«
»Eben.«
»Aber sie kennt mich. Ich will nicht gerade sagen, dass sie mich aus der Vergangenheit kennt, da habe ich nicht gelebt, trotzdem wurden mir diese Träume geschickt, die sich in der Vergangenheit abspielten.« Ich schüttelte den Kopf. »Das zu begreifen fällt mir verdammt schwer.«
»Kann ich nachempfinden.« Er schüttelte den Kopf. »Aber irgendetwas muss doch passiert sein. Selbst eine Unperson wie sie saugt sich die Dinge nicht einfach aus den Fingern.«
»Ich weiß.« Mein Blick glitt zu Boden. Zugleich hob ich die Schultern an. »Mal schauen, vielleicht gibt es noch eine Möglichkeit, etwas herauszufinden.«
Suko sagte dazu nichts. Nur seinem Blick sah ich an, dass er skeptisch war.
»Dann können wir ja wieder zurück ins Büro fahren«, schlug ich vor.
»Können wir, John. Aber da ist noch etwas.«
»Und was?«
Suko ließ Falten auf seiner Stirn entstehen. »Du kannst mich ja für einen Spinner halten, aber hast du nicht das Gefühl, dass man uns beobachtet?«
»Siehst du was?«
»Nein, leider nicht. Dabei weiß ich nicht, ob ich mir etwas einbilde oder nicht. Ich werde nur diese Ahnung nicht los.«
»Die gar nicht mal so schlecht ist.«
»Genau.«
Der Betrieb in unserer Nähe lief normal ab. Menschen betraten und verließen das Kaufhaus. London war eine Stadt, die schnell vergaß. Es passierte eben zu viel.
»Dann auf zur U-Bahn«, sagte ich.
***
Auch auf dem Weg zu unserem Ziel war nichts zu sehen, was uns hätte misstrauisch werden lassen. Auch hier ging der Betrieb in seinen normalen Bahnen weiter. Es passierte auch nichts, aber wir hielten die Augen schon offen und suchten nach einer Frau in einer Lederjacke.
Keine Chance.
Menschen drängten, hasteten. Jeder schien so schnell wie möglich sein zu wollen. Touristen versperrten mir mit aufgeschlagenen Stadtplänen ab und zu den Weg, denn gerade im Sommer quoll die Millionenstadt an der Themse von Besuchern beinahe über.
Die Luft in der Tiefe konnte man vergessen. Hinzu kam der Geruch zahlreicher Menschen, die sich dann besonders stark zusammendrängten, wenn eine Bahn stoppte. Mich überkam ein ungutes Gefühl, denn ich dachte daran, dass es für eine Person wie diese Sandrine ein ideales Gelände war, um einen Überfall zu starten. Wie sie es anstellte, die Menschen in Brand zu stecken, war mir nicht klar. Ich ging jedoch davon aus, dass eine Berührung ausreichte.
Suko las mir meine Gedanken vom Gesicht ab. »Du fühlst dich unwohl, John.«
»Kann man so sagen. Wenn ich mir vorstelle, was geschieht, wenn diese Person hier erscheint und Menschen plötzlich anfangen zu brennen.«
»Panik.«
»Genau. Viel schlimmer als in dem Kaufhaus.«
»Dann kann man nur hoffen, dass sie nicht hier ist.«
So richtig wollte ich nicht daran glauben. In wenigen Sekunden würde unsere Bahn kommen. Schon jetzt drängten sich die Menschen an der Bahnsteigkante zusammen, als gäbe es hier etwas gratis.
Ich ließ meine Blicke wieder über die versammelten Fahrgäste schweifen.
War Sandrine da? War sie nicht da? Ich hatte keine Ahnung.
Jedenfalls fiel mir keine Frau in Lederkleidung auf.
Dann rauschte der Zug heran. Der übliche Wind erfasste uns. Ein bestimmter Geruch schwebte an unseren Nasen vorbei. Leicht metallisch.
Die Türen öffneten sich. Menschen stiegen ein, andere verließen die Wagen, und wir gingen hinein.
Das Fahren mit der U-Bahn war für uns wirklich nichts Neues. Alles lief stets sehr locker ab, auch wenn mir die vollen Wagen nicht gefielen.
Suko und ich blieben in der Nähe eines Ausstiegs, beide ließen wir die Einsteigenden passieren und kontrollierten, ob sich eine bekannte Person darunter befand.
Es war nicht der Fall. Keine Sandrine, was mich seltsamerweise nicht beruhigte. Hier kam ich mir eingeschlossen vor. In einem solchen Wagen einen Brand zu erleben würde der reinste Horror sein.
Der Gedanke daran war so intensiv, dass mir sogar Schweißperlen über den Rücken rannen. Diese Frau hatte mich im Griff. Es gab nur selten Fälle, bei denen ich so sensibel reagierte. Ich wusste nicht genau, welche Kräfte sie besaß, und es war diese Unwissenheit, die mich so nervös machte.
Der Zug fuhr an. Es gab den üblichen Ruck, dann nahm er sehr schnell Tempo auf und verschwand in der Röhre.
Ich wurde vom Rucksack eines jungen Mannes gestreift, als der sich umdrehte. Er grinste mich an und hockte sich dann auf den Boden, denn Sitzplätze waren nicht frei.
Zwei Sekunden später hatte ich ihn wieder
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