1734 - Hexenhand
sich. »Ja, dafür habe ich einen Blick. Sie trug eine längere dunkle Jacke und eine entsprechende Hose.«
»Beides aus Leder?«
»Kann sein.« Sie überlegte einen Moment, dann nickte sie: »Ja, wo Sie es sagen, jetzt fällt es mir wieder ein. Die Kleidung hat leicht geglänzt. Sie ist wohl aus Leder gewesen. Glattleder, wenn Sie verstehen.«
»Danke.« Ich fragte weiter. »Wohin ist sie verschwunden? Haben Sie das auch mitbekommen?«
»Nein, das habe ich nicht. Alles ging sehr schnell. Und Sie müssen sich meinen Zustand vorstellen. Ich war entsetzt. So etwas habe ich noch nie erlebt. Das war grauenvoll. Aber ich habe es überstanden.« Sie legte eine Hand gegen ihren mächtigen Busen. »Sie glauben gar nicht, wie übel mir gewesen ist. Ich wäre am liebsten im Erdboden versunken, und jetzt bin ich froh, dass mir nichts passiert ist. Das hätte auch anders ausgehen können.«
»Da gebe ich Ihnen recht.«
»Angesteckt hat sie den Mann. Das muss man sich mal vorstellen. Das kann ich nicht begreifen. So etwas kann doch nicht sein, und alles ging so schnell.«
»Leider ist die Wirklichkeit oft anders, als man sie sich wünscht. Damit muss man leben.«
»Und was ist das für eine Frau, Sir? Kennen Sie diese Person? Warum tut sie so etwas?«
»Ich weiß es nicht. Aber ich werde es herausfinden, das verspreche ich Ihnen.«
Aus dem Augenwinkel hatte ich Suko gesehen, der wieder zurückkam. Im Schlepptau brachte er zwei Polizisten mit, die alarmiert worden waren.
»Und?«, fragte ich und wusste, dass ich mir das Wort auch hätte schenken können.
»Nichts, John. Sie ist weg.«
»Dachte ich mir.«
Die beiden Polizisten bückten sich. Einer hob die Decke an, dann schauten sie auf den Verbrannten. Einer von ihnen fragte: »Das ist doch kein normales Feuer gewesen, oder?«
»Wie kommen Sie darauf?«
Er warf mir einen etwas schrägen Blick zu. »Ich bin in meiner Freizeit auch Feuerwehrmann. Menschen, die verbrannten, sehen anders aus.«
»Da haben Sie recht.«
»Aber warum ist er verbrannt? Ich sehe keine Reste des Feuers. Da stimmt doch etwas nicht.« Er zog die Nase hoch. »Normalerweise hätte man etwas riechen müssen, doch hier ist nichts. Alles völlig normal.«
Ich nickte ihm zu. »Sie haben sich nicht geirrt. Ich kann Ihnen nur sagen, dass es kein normales Feuer gewesen ist. Bitte, nehmen Sie das hin.«
»Schon gut, Sir, schon gut. Verstehe.«
Der Tote musste abgeholt und untersucht werden. Suko hatte bereits die nötigen Schritte telefonisch in die Wege geleitet. Obwohl ich ihn nicht danach gefragt hatte, war mir klar, dass er ebenso fühlte wie ich. Wir standen nach wie vor da und hatten nichts in den Händen. Es gab die Mörderin. Es gab jemanden, der mit teuflischen Kräften ausgestattet war. Der auch keine Gnade kannte und nun seine Zeichen setzte, obwohl er eigentlich mich meinte.
Warum?
Immer wieder kam die Frage in mir hoch. Jedes Mal, wenn ich sie mir stellte, erlebte ich einen Frust, denn eine Antwort konnte ich nicht geben. Ich war wie vor den Kopf geschlagen. Ich hatte diese Person noch nie gesehen. Trotzdem hatte sie mich auf ihre Liste gesetzt. Sie wollte mich brennen sehen. Möglicherweise hätte sie das schon längst geschafft, wenn ich nicht mein Kreuz bei mir getragen hätte. Dagegen konnte sie nichts unternehmen. Und so provozierte sie Suko und mich, indem sie Tote hinterließ.
Ich drehte mich zur Seite, weil die Leute kamen, die den Toten abholen wollten. Sie stellten keine Fragen. Das taten die Neugierigen, aber wir kümmerten uns nicht darum. Später würden wir unsere Aussagen an bestimmter Stelle machen.
Nun verließen wir leicht frustriert das Kaufhaus. Vor der Eingangstür stand der Leichenwagen und wurde begafft. Manche Menschen hatten eine Gänsehaut bekommen.
Ich sah keinen Ansatzpunkt und sprach davon, wieder zurück ins Büro zu kehren.
Suko hatte nichts dagegen, auch wenn er ebenso frustriert war wie ich. Er sprach nur davon, wie es wohl weitergehen könnte.
»Keine Ahnung.«
»Ob das wohl ein erster Versuch gewesen ist? Weitere Taten werden folgen und dann in einem größeren Umfang. Das kann man fast mit einem Terroranschlag vergleichen.«
»Ist nicht auszuschließen. Jedenfalls müssen wir uns auf etwas gefasst machen.«
»Und warum das alles?«
»Wegen mir!«
Suko winkte ab. »Das kann ich nicht glauben. Das will ich auch nicht glauben. Was hast du mit einer Sandrine zu tun gehabt? Kannst du mir das sagen?«
»Nein, ich kenne
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