1734 - Hexenhand
eben fröhlichem Gesicht ging ich zu meinem Schreibtisch und meldete mich. Der Anruf kam aus dem Haus, das hatte ich gesehen.
»Mister Sinclair, hier möchte Sie jemand sprechen.«
»Und wer?«
»Eine Frau, die hier unten in der Halle wartet.«
In mir stieg schon ein Verdacht hoch, der dafür sorgte, dass sich mein Gesicht rötete. »Hat sie auch einen Namen gesagt?«, wollte ich wissen.
»Ja, einen seltsamen. Und dann auch nur den Vornamen.«
»Sandrine?«
»Genau, Kollege.«
Im nächsten Augenblick fror die Umgebung um mich herum ein. Ich fühlte mich in einem Eiskeller. Automatisch beschleunigte sich mein Atem, wieder hatte uns diese verdammte Hexe überrascht, denn mit dieser Möglichkeit hatten wir nicht gerechnet. Viele Gedanken glitten durch meinen Kopf, keiner bot eine tragfähige Lösung.
»Sind Sie noch dran, Mister Sinclair? Was soll ich der Besucherin sagen?«
»Sagen Sie ihr, dass ich kommen werde.«
»Okay. Sie bleibt dann hier unten.«
»Ja, auf jeden Fall.«
Für mich war das Gespräch erledigt. Ich senkte den Kopf und musste mich erst mal sammeln. Damit hatte ich nicht gerechnet. Sie war wirklich abgebrüht. Sandrine führte mich an der Nase herum. Sie wagte sich in die Höhle des Löwen, und sie musste sich ungeheuer sicher sein, ihre Spuren dort hinterlassen zu können.
Ich hatte es selten erlebt, dass meine Feinde sich mir so sehr näherten. Jetzt war es der Fall, und darüber musste ich erst mal nachdenken, und das so intensiv, dass ich nicht bemerkt hatte, wer plötzlich neben mir stand.
Dann hörte ich Sukos Stimme. »Was war los?«
Ich hob den Kopf an. »Sandrine ist hier.«
»Moment. Hier im Haus?«
»Sie wartet unten auf mich, der Kollege rief mich an und gab mir Bescheid.«
Jetzt wurde auch Suko schweigsam. In den folgenden Sekunden drang kein Wort über seine Lippen, bis er fragte: »Hast du schon einen Plan, was wir tun können?«
»Ich werde auf jeden Fall nach unten fahren.«
»Okay. Und weiter?«
»Das liegt an ihr. Ich weiß nicht, wie es weitergeht. Ich muss mich erst mal fügen, und werde es gern tun, denn ich will keine Unschuldigen in Gefahr bringen. Es wäre mehr als fatal, wenn plötzlich ein Brand entstehen würde und ich den Tod einiger Kollegen verschulde.«
»Das denke ich auch.« Sukos Augen blitzten. »Aber ich bin dabei. Du bekommst mich nicht aus dem Spiel.«
»Das will ich auch nicht.«
»Und was kann ich dabei tun?«, fragte Glenda, die inzwischen zugehört hatte.
»Nichts.«
Sie staunte mich an. »Ach.« Dabei stemmte sie die Hände in die Hüften.
»Bitte, Glenda, das ist kein Spaß. Es ist verdammt gefährlich. Deshalb bleib bitte hier. Das ist eine Sache, die wir allein durchstehen müssen.«
Sie zuckte mit den Schultern. »Wie du meinst.«
Ob sie sich wirklich daran halten würde, war noch fraglich. So ganz traute ich dem Frieden nicht.
Ich wandte mich an Suko. »Sandrine geht davon aus, dass ich allein kommen werde. Den Gefallen werde ich ihr tun. Wir fahren auf keinen Fall zusammen nach unten.«
Suko lächelte. »Das versteht sich.«
Beide verließen wir das Büro und mussten an Glenda vorbei. Ihr Gesicht zeigte alles andere als einen normalen Ausdruck, und auch ihr Kommentar passte dazu.
»John, das gefällt mir alles nicht.«
»Denkst du mir? Wir lassen uns hier von einer Person an der Nase herumführen. Sie zwingt uns ihren Willen auf. Ich hoffe allerdings zu erfahren, was sie wirklich will. Dieses Rätsel muss endlich gelöst werden, sonst drehe ich noch durch.«
»Lieber nicht.«
Es war der letzte Kommentar, den ich hörte, bevor ich mit Suko das Vorzimmer verließ. Für einen Moment spielte ich mit dem Gedanken, Sir James Bescheid zu geben. Ich nahm davon Abstand, es war schon genug Zeit vergangen.
Suko brachte mich zum Lift. Er klopfte mir auf die Schulter, als sich die Tür öffnete.
»Dann mal los!«, sagte er mit leiser Stimme. »Du schaffst es. Oder wir schaffen es.«
Ich stieg in den Lift und dachte daran, dass ich die Strecke schon unzählige Male gefahren war. Aber nicht so wie jetzt. Hier war alles anders geworden, obwohl die Normalität geblieben war.
Der Lift stoppte.
Die Tür öffnete sich, und ich betrat die Halle...
***
Ich hatte das Gefühl, einen Schritt in die Fremde zu tun. Dabei sah alles so aus wie sonst. Ich kannte die Kollegen, die sich hier aufhielten. Ich warf einen Blick auf die Anmeldung, ich erkannte auch die Überwachungskameras. Das alles war wie immer und nichts Neues. Bis auf eine
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