174 - Jennifers Verwandlung
der versucht hätte, sie anzuhalten. Selbst war sie nicht zu töten, davor bewahrte sie Kolumbans schwarze Seele. Nur mit einer weißmagischen Waffe hätte man ihr gefährlich werden können, aber wer besaß schon eine?
Als es Abend wurde, tauchte Jennifer Bloom in Maida Vale auf, denn dort hatte eine Freundin ein kleines Haus.
Elizabeth Lansbury hieß die Freundin, und das Haus hatte sie von einem entfernten Verwandten geerbt Seit drei Monaten wohnte sie jetzt schon darin, aber Jennifer hatte noch keine Gelegenheit gehabt, sie zu besuchen.
Jedesmal wenn sie miteinander telefonierten, mußte Jennifer versprechen, bald einmal vorbeizukommen.
Nun war es soweit.
Die U-Bahn fuhr in die Station Maida Vale ein, und Jennifer stieg als einzige aus. Als sie das Stationsgebäude verließ, empfing sie ein kalter Wind, der sie jedoch nicht störte. Ihre Empfindungen waren abgestumpft Hitze oder Kälte machten ihr nichts mehr aus.
Sie näherte sich der Sutherland Avenue, bog kurz davor in eine schmale Straße ein und stand wenig später vor dem kleinen Backsteinhaus der Freundin.
Es brannte nirgendwo Licht Elizabeth Lansbury war nicht daheim.
Das konnte Jennifer Bloom jedoch nicht davon abhalten, das Haus zu betreten. Sie durchquerte den schmalen Vorgarten, der bereits winterfest gemacht worden war, und brach die Küchentür mit Hilfe ihres Tranchiermessers auf.
Ein kurzer Druck genügte, und die Tür war offen.
Jennifer trat ein und suchte das Wohnzimmer. Es war nicht schwer zu finden, denn so viele Räume gab es im Erdgeschoß nicht.
Jennifer ließ es dunkel. Sie versteckte ihr Messer vorläufig hinter den vielen Büchern in einem Mahagoniregal und setzte sich. Geduldig wartete sie auf Elizabeths Heimkehr.
Nach 20 Minuten war es soweit. Vor dem Haus blieb ein Wagen stehen, und eine Tür wurde zugeschlagen. Dann waren Schritte im Vorgarten zu hören, die sich der Haustür näherten, und kurz darauf wurde ein Schlüssel ins Schloß geschoben und gedreht.
In der Diele flammte Licht auf, und Jennifer hörte, wie die Freundin den Mantel ablegte.
Augenblicke später betrat Elizabeth Lansbury das Wohnzimmer. Sie machte Licht, und obwohl sich Jennifer nicht versteckte, sah Elizabeth sie nicht.
Die Freundin kleidete sich unvorteilhaft, trug eine Brille, die nicht zu ihrem Typ paßte, hatte eine etwas zu lange Nase und einen zu breiten Mund.
Sie hätte mehr aus sich machen können - ohne selbstverständlich eine strahlende Schönheit zu werden. Ihr rotes Haar war kurz geschnitten und wirkte zerzaust.
Elizabeth wollte die Kälte, die sie in sich mit nach Hause gebracht hatte, mit einem kleinen Scotch bekämpfen, deshalb steuerte sie direkt auf die Hausbar zu.
»Kriege ich auch einen Scotch?« fragte Jennifer Bloom lächelnd.
Elizabeth Lansbury griff sich erschrocken ans Herz und fuhr mit einem heiseren Schrei herum.
Jennifer lachte. »Was ist das denn für eine Begrüßung?«
»Jennifer!«
»Natürlich bin ich es: Jennifer, deine Freundin. Wer denn sonst?« sagte die Mörderin amüsiert. »Du hast mich Dutzende Male eingeladen, und wenn ich dann endlich komme, starrst du mich wie ein Gespenst an. Bin ich dir etwa nicht willkommen?«
Elizabeth schluckte. »Liebe Güte, hast du mich erschreckt.«
Jennifer erhob sich. »Das tut mir leid.«
»Natürlich bist du mir willkommen«, sagte Elizabeth, langsam wieder Boden unter die Füße bekommend. »Es ist nur… Wer rechnet damit, daß… Es war abgeschossen und…«
»Die Küchentür war nicht abgeschlossen«, behauptete Jennifer.
»Das gibt es doch nicht.«
»Wenn ich es dir sage. Ich wollte den weiten Weg nicht umsonst gemacht haben, und es war zu kalt, um draußen auf dich zu warten, deshalb habe ich mir erlaubt, ohne deine Erlaubnis hier einzudringen. Ich hoffe, du bist mir deswegen nicht böse.«
»Aber nein, wo denkst du hin? Ich freue mich ehrlich, dich zu sehen«, sagte Elizabeth. »Dein Besuch war ja schon lange fällig.«
Jennifer blickte sich um. »Hübsch eingerichtet.«
»Ich habe alles so übernommen, wie es war, brauchte keinen Penny reinzustecken.«
»Du bist ein Glückskind«, sagte Jennifer.
Elizabeth wußte von dem Unfall, den Jennifer mit Bob Ontecan gehabt hatte.
Jennifer wollte wissen, wer es ihr erzählt hatte.
»Bob«, antwortete Elizabeth. »Er rief mich heute an, war ziemlich durcheinander. Ich muß ihn falsch verstanden haben, oder stimmt es, daß niemand weiß, wo du bist, und daß du sogar von der Polizei gesucht
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