1740 - Und er lebt doch!
dann wieder allein lassen«, sagte sie und verabschiedete sich mit einem Nicken.
Sie verließ den Raum. Zuvor hatte sie noch einen letzten Blick auf die drei Probanden geworfen. Wenn es mit ihnen klappte, dann war sie viele Sorgen los.
In ihrem Zimmer ließ sie sich auf einen Stuhl sinken. Noch einmal ließ sie sich die Situation durch den Kopf gehen. Sie schätzte sie nicht als optimal ein. Es waren Fehler gemacht worden. Die andere Seite würde auf Wanda Sirow aufmerksam werden, und das war alles andere als positiv einzuschätzen.
Und sie dachte darüber nach, ob nicht auch sie einen Fehltritt begangen hatte. Sie hatte sich von Emotionen leiten lassen. Es war nicht gut gewesen, ihre Feindin Karina Grischin anzurufen, aber das hatte sie einfach tun müssen.
Rudy Samatkin, dieser verdammte Agent, hatte sich tatsächlich ein bestimmtes Wissen angeeignet. Er war ihr schon auf den Fersen gewesen. Da hatte es für sie nur eine Alternative gegeben. Sie hatte ihn in die Falle gelockt und ihn ausgeschaltet.
Chandra war noch jetzt davon überzeugt, dass Samatkin mit der Grischin und Golenkow zusammenarbeitete. Das lag einfach auf der Hand, und die Kugelfeste hatte ihren Triumph auch nach außen hin zeigen wollen.
Nun ja, die Grischin hatte sich nicht zurückgezogen und die Finger von dem Fall gelassen, und jetzt schien sie den richtigen Weg gefunden zu haben.
Das ärgerte Chandra. Sie konnte nicht alles auf Olga schieben, es lag auch an ihr, denn sie hatte sich über alle zu hoch erhoben, und sie dachte sogar daran, dass ihr Plan gefährdet war.
Es kam auf die nächsten Stunden an. Wenn alles nicht mehr so klappte, würde sie die Konsequenzen ziehen und mit Rasputin verschwinden. Dann musste sie sich eben etwas Neues einfallen lassen. Fantasie besaß sie genug.
Wichtig waren auch die drei Männer. Sie hoffte, dass das Elixier bei ihnen wirkte. Dann hielt sie einen Trumpf in den Händen, mit dem sie etwas erreichen konnte.
Chandra dachte darüber nach, nach oben zu gehen, um mit Wanda zu sprechen. Die Frau war ihr sehr ergeben, denn sie tat alles, was Chandra verlangte.
Kaum hatte sie den Entschluss gefasst, den unterirdischen Teil zu verlassen, meldete sich das normale Telefon.
Chandra sah, dass innerhalb des Hauses angerufen wurde. Das konnte nur die Sirow sein.
»Was gibt es?«
»Wir bekommen Besuch.«
»Ach? Und wer will etwas von uns?«
»Ich kann es noch nicht sagen. Unsere Kameras haben ein Fahrzeug erfasst, das sich dem Gelände nähert. Wie viele Personen darin sitzen, weiß ich noch nicht.«
»Das wird sie sein!«, flüsterte die Kugelfeste.
»Wen meinst du?«
»Karina Grischin.«
»Sehr gut. Und was machen wir?«
Chandra überlegte. Es war ihr schon klar, was die Grischin hier wollte.
Sie hatte eine Spur gefunden, was kein Problem gewesen sein konnte, denn sie hatte sich mit Olga beschäftigt, und da war es leicht, die Spur zu finden.
Die Grischin konnte nicht wissen, dass sich Chandra hier unten aufhielt.
»Gar nichts werdet ihr machen«, erklärte sie. »Es ist ganz einfach, ihr lasst sie kommen.«
»Und dann?
»Erst mal muss sie bei euch sein. Tut völlig harmlos, gebt auch Antworten, aber keine, die darauf hindeuten, dass ich hier bin. Es kann sein, dass sie wieder abzieht. Wenn nicht, greifen wir zu härteren Mitteln.«
»Warum nicht schon jetzt?«
»Nein, das will ich nicht, ich bin hier unten noch nicht fertig. Wäre es anders, würde ich dir zustimmen. Lass sie erst mal kommen. Tu dein Bestes.«
»Ja, das werde ich.«
»Wie groß ist deine Unterstützung?«
Wanda nannte keine genaue Zahl. »Es wird schon reichen«, erklärte sie.
»Ja, ich vertraue dir. Sollten sich die Dinge zu sehr zuspitzen, gib mir Bescheid.«
»Werde ich.«
Das Gespräch war beendet. Chandra fühlte sich alles andere als wohl in ihrer Haut, in ihr kochte es. Sie ärgerte sich. Sie hätte mit Samatkin anders umgehen müssen. Den Fehler sah sie ein, und jetzt konnte sie nur hoffen, ihn wieder auszubügeln.
Leicht würde es nicht sein, zudem kannte sie Karina Grischin recht gut. Beide hassten sich, der Partner der Grischin hatte seinen Zustand einzig und allein Chandra zu verdanken, ihre Kugel hatte ihn in den Rollstuhl gebracht, und jetzt wartete Karina darauf, Chandra vor die Mündung zu bekommen.
Dagegen hätte sie auch nichts gehabt. Nur war der Zeitpunkt schlecht, da sie noch in der Vorbereitung steckte. Es passte ihr nicht, dass sie hier im unteren Bereich feststeckte und nicht mitbekam, was oben
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