1742 - Countdown für KOROMBACH
wenigen Minuten sprechen würde. Adams legte sich seine positive Stimmung jetzt schon zurecht, damit er gleich keine Unsicherheit ausstrahlte. Menschen hatten eine feine Antenne für so etwas.
Und da die Auftritte des mächtigen Hanse-Chefs in der Regel über alle Medien verbreitet wurden, mußte er seine beste Leistung bringen. Schon von außen konnte er die Ausrüstung der vielen Trivideo-Teams sehen, die auf der Messe ihre Bilder einfingen.
Das Zelt war bis zum letzten Platz besetzt. Auf der Bühne lief eine Spielzeugshow ab; die spektakulärsten Neuheiten wurden nach einem Drehbuch präsentiert, das speziell die Kinder in verzückte Begeisterung versetzte.
Der kleine Mann lugte aus dem Schutz des Verdunklungsfeldes in die Arena.
„Drei Minuten", flüsterte Juliad Inschuder. „Dann bist du dran, Homer."
„Mmmh."
Die Show endete mit einem gemeinsamen Finale. Und während der Applaus nicht enden wollte, gruppierten sich die metamorphischen Bühnenelemente zu einem Podium mit Rednerpult.
Adams reagierte auf sein Signal.
Die Kinder verstummten, denn sie waren an einem redenschwingenden Langweiler ganz gewiß nicht interessiert, während die Erwachsenen höflichen Beifall spendeten.
„Ich freue mich, so viele positiv gestimmte Mitbürger an diesem Ort zu treffen", sagte der Hanse-Chef ehrlich. „Mein Name ist Homer G. Adams. Als Schirmherr der Freiheit 1218 fällt mir die erfreuliche Aufgabe zu, diese Messe offiziell zu eröffnen. Ich will das tun, indem ich Freizeit 1218 sozusagen in die Kinderschuhe zurückstecke; indem ich an die allerersten Anfänge erinnere. Damals, im Jahr 3211 alter Zeitrechnung - ich bin mit großer Sicherheit der einzige Mensch im Solsystem, der diese Tage noch persönlich miterlebt hat..."
Adams erinnerte bewußt an große Zeiten der Menschheitsgeschichte, verfolgte anhand der Messe und ihrer Geschichte den Werdegang der Menschen bis zum heutigen Tag. Der Tenor seiner Botschaft lautete: Wie immer es auch kommt, wir werden aufstehen und uns gegen ein vermeintlich sicheres Schicksal erheben.
Tosender Applaus der Erwachsenen ließ seine Rede ausklingen - während die Kinder wohl eher am neuesten Spielzeug und sensationellen Shows interessiert waren.
Juliad Inschuder betrat zum Abschluß die Bühne, gefolgt von einigen Industrievertretern.
Letztere erhielten Gelegenheit, in wohlgemessenen Worten die Freizeit 1218 und ihren hohen Besuch zu würdigen.
Bis ganz zuletzt zwei der Männer in Juliads Begleitung auf ihn zukamen.
„Ich darf als letzte Aufmerksamkeit der Messeleitung ein Geschenk für Homer G. Adams ankündigen", sprach die Frau ins Mikrophonfeld.
„Stellvertretend für alle anderen Firmen überreichen Sigfrend und Seano Bonk von der Findercraft-Import ihren... Huyla-Zwerg!"
Niemand im Saal interessierte sich sonderlich für diesen letzten Gag; doch Adams zog eine gute Miene.
Die beiden Vertreter von Findercraft-Import waren Arkoniden, einer hoch gewachsen, der andere eher klein. Die typischen weißen Haare und roten Augen hatten sie natürlich beide.
„Mit den besten Wünschen", sagte derjenige der Männer, den Juliad als Seano Bonk vorgestellt hatte.
Er legte eine seltsame Betonung in seine Worte, die Adams nicht verstehen konnte.
Und gleichzeitig ließ er Adams in eine gefütterte Schachtel schauen, in der ein bunter, häßlicher Zwerg lag...
Adams wünschte, er hätte diesen Blick ungeschehen machen können.
Aber das war natürlich nicht möglich. Für den Bruchteil einer Sekunde erfaßte er einen Plan von bestechender Hinterlist - bis etwas anderes seine Aufmerksamkeit so sehr fesselte, daß er nicht mehr dagegen an konnte.
Bewege dich, Adams! Jetzt!
*
Esker Harror brauchte seine ganze Disziplin, um die Wartezeit zu überstehen. Pervoia war am Tag Xnicht in die Messegebäude zurückgekehrt. Aber damit hatte er ja früh genug gerechnet: Und deshalb darauf bestanden, daß sie ihre Anweisungen gab, bevor sie das Hamamesch-Geschenk in die Hände bekam.
„Hier herüber", dirigierte sie jemand. „Ja, ihr beiden da."
Die Gefahr, daß irgendwer auf die Idee kam, den Programmablauf nochmals umzuwerfen, war groß. Doch die provisorische Direktorin Juliad Inschuder empfand offenbar viel zuviel Respekt für ihre Vorgängerin.
Glück gehabt. Jorror wird zufrieden sein.
Jedenfalls bis zu diesem Punkt; denn Harror vermochte sich noch immer nicht vorzustellen, daß ein Homer G. Adams einfach so, völlig kampflos, dem Zauber der Huyla-Zwerge erliegen
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