1748 - Im Teufelskreis
mit einem Satz näher kommen und fühlte, wie er brutal geschüttelt wurde.
„Du Besserwisser, du Hellseher!" schrie der Verräter. „Du willst auch jetzt noch das letzte Wort behalten!"
Er stieß den Wissenschaftler so hart von sich, daß Myles heftig taumelte.
„Du bist ein Schwein, Kantor, und Typen wie dich sollte man vom Antlitz der Erde tilgen!"
Das war es.
Myles sah die Bewegung und warf sich zur Seite. Aber er sah noch ein anderes Bild. Njels Bohannon riß in seinem fanatischen Haß einen kleinen Strahler heraus und feuerte, ohne zu zielen. Eine glühendheiße Woge hüllte Myles Kantor ein. Schmerz durchflutete seinen Körper und ließ ihn stürzen.
Er sah Bohannon noch, wie er die Waffe wegwarf und aus dem Steuerraum hinausrannte - aber das andere Bild wurde immer dominanter und schob sich endgültig vor die pseudoreale Umgebung.
Es war das Bild eines Krüppels; eines jungen Mannes, der in seinem eigens für ihn angefertigten Gefährt saß und sich damit per Antigravkissen fortbewegen mußte, weil seine Beine nicht mehr funktionierten. Es war das sogenannte Kantormobil, einem Rollstuhl ähnlich, und der Mann war er selbst, zum Krüppel geschossen von Njels Bohannon.
Doch er rührte sich.
Er hatte die Hölle noch einmal erlebt, aber es war eine Hölle der Erinnerungen.
Er war dabei, sich aufzurichten, stand schwankend auf den Beinen und sah im spiegelglatten Metall einer Schrankabdeckung sich selbst in einer schwarzverbrannten Umgebung - und das leichte Flimmern eines Individualschutzschirms.
„Ich habe... keinen IV-Schirm getragen", murmelte Myles. „Dies ist nicht so wie damals..."
Aber alles andere war so.
Myles spürte, daß er immer noch zitterte, daß die Erinnerung stärker war als die Erleichterung darüber, diesmal nicht im Feuer des Attentäters verletzt worden zu sein. Er erlebte die Schmerzen erneut wie beim erstenmal.
Und als er gerade darum kämpfte, sich seine Situation klarzumachen, damit auch das Gefühl dem Verstand folgte, stand er wieder vor Njels Bohannon und fragte den Saboteur danach, wieso er versuche, die Arbeit des Teams zu vernichten, dem er selbst angehörte.
Er wußte, daß sich alles noch einmal wiederholen würde, und dann wieder und wieder, vielleicht tausendmal - bis er entweder einen Weg aus dieser Endlosstreife heraus fand oder wahnsinnig wurde.
Der Arkonide „Rede! Aber kurz, Admiral. Ich habe nicht mehr viel Zeit!"
Nur ein Narr läßt sich von seinen Gefühlen blenden, und es ist kein Trost, daß Mirona für diesen Augenblick ebenso blind ist wie ich, ebenfalls von starken Gefühlen in ihrer Aufmerksamkeit abgelenkt.
Die Bestie springt von einer halbzerstörten Brüstung, mindestens fünf Meter über uns. Ihr Satz ist noch viel weiter, bestimmt das Dreifache. Sie muß sich lautlos herangeschlichen und uns beobachtet haben, bis ihr der Augenblick zum Angriff günstig erschienen ist.
Jetzt ist alles zu spät.
Wir haben beide gewußt, daß immer noch Tiere hier herumstreifen, die, wie Krantar, aus dem Museumsbereich des Tamaniums entlaufen sind.
Daß wir zuletzt keines mehr zu Gesicht bekommen haben, hätte uns nicht unvorsichtig werden lassen dürfen.
Mirona schreit auf und versucht, den Fängen und Klauen der wolfsähnlichen, aber doppelt so großen Bestie auszuweichen. Selbst jetzt läßt sie den Fernschalter nicht fallen, umklammert ihn weiter mit beiden Händen und ist in der Bewegung behindert.
„Hinwerfen!" rufe ich, aber entweder hört sie mich nicht, oder sie glaubt, ich meine den Kasten. „Auf den Boden, Mirona! Das Biest springt in den Transmitter!"
Seine Flugbahn läßt gar keinen Zweifel zu. Die Bestie würde im Transmitterfeld auf Nimmerwiedersehen verschwinden, aber Mirona ist viel zu langsam.
Das Untier landet schwer auf der Tefroderin und reißt sie zu Boden. Ich glaube, verrückt zu werden. Aus der Entfernung kann ich nichts für sie tun - außer...
Ich schleudere den Speer, mit aller Wucht, zu der ich fähig bin. Ich ziele auf das Monstrum, soweit es der Augenblick zuläßt. Mironas Schutzschirm ist gegen die Krallen und Fänge nutzlos, genauso wie gegen Krantars Speer.
Und ich weiß, was geschehen wird. Ich weiß es in dem Moment, in dem ich ihn werfe. Was ich sehe, ist wie ein Film, der in großer Zeitlupe abgespult wird.
Die Bestie hat meinen Schrei gehört und wirft sich herum. Dort, wo sich gerade noch ihr zottiger Körper über Mirona Thetin befand, liegt Mirona, und der Speer fährt durch den IV-Schirm in ihre
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