1753 - Die Ninja-Teufelin
nichts, wohl aber für Sir James, der Suko zum Greifen nahe vor sich sah und in dessen Gesicht schaute. Sir James behielt die Krone noch in der Hand. Er lächelte sogar. Es machte ihm nichts aus, dass einige Blutstropfen von der Halswunde aus nach unten rannen. Mit einer Kopfbewegung machte er wieder auf sich aufmerksam.
»Holen Sie sich diese Frau, Suko. Ich glaube nicht, dass die Chancen noch mal besser werden.«
»Dann darf ich die Krone zurückhaben?«
»Ungern.«
Suko nahm sie trotzdem an sich. Auch wenn sein Chef den Vorgang als einen Sieg einstufte, das war bei ihm nicht so, denn noch gab es jemanden, von dessen Schicksal er nichts wusste, denn Shao hatte sich nicht bei ihm gemeldet...
***
Fünf Sekunden war Shao außer Gefecht gesetzt. Sie selbst hatte es so gut wie nicht gemerkt, es war nicht mehr als ein geringes Zucken gewesen, als die magische Zeitspanne abgelaufen war und sich Shao wieder normal bewegte. Das heißt, so normal auch nicht. Sie hatte schon leichte Probleme mit dem Kreislauf. Das Schwanken kam nicht von ungefähr, und noch immer fühlten sich ihr Mund und der Rachen an, als wären sie mit Säure oder Nadeln gefüllt.
Shao rechnete wieder mit einem Angriff aus dem Hinterhalt, wurde aber nicht attackiert.
Shao sah keinen Menschen, der floh, und so entschloss sie sich, zum Wagen zu gehen, in dem Sir James Powell entführt worden war. Sie hatte die Hälfte der Strecke hinter sich gebracht, als sie die Stimme ihres Partners hörte.
»Ich denke nicht, dass wir hier noch große Chancen haben, unsere Gegner zu finden.«
Sie blieb stehen. Suko war nicht zu sehen, nur zu hören. Sie musste lachen und spürte eine gewisse Erleichterung.
»Da gebe ich dir recht.«
Erst jetzt nahm Suko die Krone der Ninja ab. Shao sah ihn vor sich stehen. Sie musste einfach über seine Wange streicheln, um zu wissen, dass er es tatsächlich war.
»Ist dir was passiert?«
Suko lächelte. »Nein, mir ist nichts passiert. Aber ich sehe, dass es dir nicht besonders geht.«
Shao winkte ab. »Ich habe da noch eine Rechnung mit einem Unbekannten offen. Er wollte mich mit einer Seidenschlinge killen, aber ich war ein wenig besser.« Sie musste sich beim Sprechen anstrengen und räusperte sich auch einige Male.
»Dann hat Cori Feen einen Helfer.«
»So ist es.«
»Und? Weißt du mehr über ihn?«
Shao schüttelte den Kopf. »Nein, Suko, ich habe ihn nicht richtig gesehen, aber ich würde meinen, dass er so leicht nicht aufgibt und uns weiterhin auf der Liste hat.«
»Damit ist zu rechnen. Jedenfalls haben wir die Krone, und auch Sir James ist nichts passiert. Und dann denke ich, dass wir hier nichts mehr verloren haben.«
Es war so etwas wie eine erlösende Antwort. Und es dauerte nicht lange, da hatten sie Sir James erreicht, der neben dem Wagen stand, in dem er entführt worden war.
Er schaute Shao an und lächelte. »Ich habe es mir doch gedacht, dass auch Sie dabei sind.«
»Und das wird auch so bleiben.«
»Gut.« Sir James nickte. »Wir leben, wir sind noch im Besitz der Krone, und wir müssen uns jetzt fragen, ob das alles gewesen ist oder ob diese Cori Feen versucht, noch mal zuzuschlagen.«
»Sie wird nicht aufgeben«, sagte Shao.
»Und was meinen Sie, Suko?«
»Ich denke auch so.«
»Dann müssen wir mit einem weiteren Angriff rechnen.«
Suko stimmte zu. »Ich denke auch.«
Sir James senkte den Blick. »Und wie werden wir uns verhalten?«
»Wir müssen mehr über diese Cori Feen erfahren«, sagte Suko. »Sie ist eine Ninja, und sie gehört zu den Menschen, die einem gewissen Shimada nachtrauern oder in seine Fußstapfen treten wollen.«
Sir James nickte. Er sprach nur davon, dass sie bestimmt nicht allein war. »Es kann sogar sein, dass sich eine neue Zelle gebildet hat. So etwas wie Erben des Shimada, und da hat sich unsere Freundin an die erste Stelle gesetzt.« Er schaute Suko an, danach Shao. »Liege ich damit so falsch?«
Suko stimmte ihm zu, und auch Shao war der Meinung, dass es in diese Richtung laufen musste.
»Dann werden wir uns auch um den Wagen kümmern«, sagte der Superintendent. »Ich lasse ihn abholen und untersuchen.«
»Okay.« Suko schaute auf die Uhr. Die Nacht war noch nicht weit fortgeschritten. Selbst die Tageswende war noch nicht erreicht. Es lagen also noch Stunden vor ihnen.
»Was tun wir?«, fragte Shao. »Sollen wir Sir James unter unseren Schutz nehmen?«
»Wäre nicht schlecht.«
Der Superintendent hatte gehört, was über ihn gesprochen worden war.
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