1755 - Die FÃŒrstin und der Outlaw
hell.
Razano Omre nahm am Tisch der Delegierten Platz, die Setteldoor anführte. Er nickte einmal kurz hinüber zu Esker Harror und Harold Nyman, die das wohl sahen und den Gruß mit einer Handbewegung erwiderten.
Wie aus dem Boden gezaubert standen auf einmal zwischen den Tischreihen kleine, kreisrunde Podeste mit allen Köstlichkeiten, die wir anzubieten hatten. Die Büffets waren direkt aus dem Boden des Saales gekommen. Meine Hamamesch erklärten den Gästen bereitwillig, welche Speisen und Getränke aufgetragen worden waren.
Nur zögernd erhoben sich die Galaktiker, um die kalten und warmen Gerichte näher in Augenschein zu nehmen. Auch jetzt vermeinte ich in ihren Gesichtern eher Unzufriedenheit und Enttäuschung zu erkennen.
Das war rätselhaft. Es mochte sein, daß sich ihre Mentalität sehr von der unseren unterschied.
Aber etwas freundlicher hätten die Imprint-Outlaws schon reagieren können.
Clossan, mein politischer Berater, hatte kurz nach der Ankunft der Fremden auf Garnach den Verdacht geäußert, daß die Galaktiker unter einer Krankheit litten. Ein Beobachter aus der Grenzländerstation SCHERMOTT hatte sogar von Psychopathen gesprochen.
Ich konnte das nicht glauben. Wer würde schon unter einem psychologischen Zwang eine so gewaltige Reise unternehmen, nur um ein paar Tauschgeschäfte abzuwickeln?
Ich hatte das Problem schon mit Syncomp diskutiert. Syncomp hatte gemeint, daß er zu wenige Informationen über die Galaktiker besäße. Und daß ich - und damit auch er - vielleicht ein paar ganz einfache Tatsachen oder Zusammenhänge falsch einschätzte oder einfach übersah.
Das konnte ich nicht so recht glauben.
Die anfängliche Unruhe im Saal glättete sich ein wenig. Die Galaktiker machten zwar meiner Meinung nach mehr gute Miene zum bösen Spiel, aber sie holten sich ein paar lukullische Genüsse und setzten sich wieder hin.
Langsam entwickelten sich während des Essens Gespräche zwischen unseren Gästen und meinen Regierungsvertretern. Ich ließ Mylass wissen, daß ich ein paar Gespräche mitzuhören wünschte. Der Sydorrier beeilte sich, der Aufforderung Folge zu leisten.
In schneller Folge schaltete er die verborgenen akustischen Sensoren zwischen mehreren Tischen hin und her. Als er zur siebten Runde kam, hatte ich genug gehört.
Ich war etwas enttäuscht: Keiner der Gäste fand lobende Worte für die angebotenen Speisen und Getränke. Niemand verlor ein Wort über das prächtige Panorama von Allopp. Der transparente Glassaal mit dem wolkenfreien Sternenhimmel entlockte auch keinem Imprint-Outlaw eine Silbe.
Nicht ein Galaktiker berichtete etwas über seine Heimat. Und niemand fand ein humorvolles Wort oder einfach nur ein Gespräch, um der Gastfreundschaft oder des Gespräches willen.
Meine Gäste kannten nur ein einziges Thema.
Imprint-Waren!
Ihren Worten konnte ich aber nun erstmals entnehmen, was sie sich darunter vorstellten. Es kam scheinbar gar nicht auf den Nutzen oder die Schönheit eines Objekts an. Auch nicht auf die Größe und nur sehr bedingt auf den Preis.
Die Galaktiker versuchten meinen Leuten klarzumachen, was allein den Wert eines Warenstücks bestimmte. Sie nannten es Imprint. Da wir Hamamesch mit diesem Wort wenig anfangen konnten, weil die Translatoren es abwechselnd mit"Bedrucktes", „Stempel" oder „Eindruck" übersetzten, versuchten die Galaktiker es mit anderen Umschreibungen.
Sie behaupteten allen Ernstes, daß den ominösen Imprint-Waren etwas Unsichtbares anhaftete, das sie mit ihren Sinnen wahrnehmen könnten und das ihnen das Gefühl einer wunderbaren Glückseligkeit verlieh.
Sie sprachen von einem spontanen Flair oder einem seelischen Hauch des absoluten Wohlbefindens, von einer unfaßbaren Energie, von einem mythischen Glück oder ähnlichen schwer faßbaren Dingen.
Ich vermutete daher, daß sie nicht von normalen Waren sprachen, sondern von Kunstwerken. Ich erinnerte mich an einen Bildhauer meines Oktanten, der erst vor wenigen Zehnern gestorben und anschließend geehrt worden war. Sein Name war Kjufflack gewesen.
Man hatte ihn als Bildhauer bezeichnet, aber in Wirklichkeit hatte er Kompositionen aus Gerumpel gebastelt. Damit war er berühmt und reich geworden. Wer sich keinen Sydor-Sklaven leisten konnte, der mußte zumindest einen echten Kjufflack besitzen. Und wem das noch zu teuer war, der hängte sich ein Bild mit einem Kjufflack-Werk an die Wand.
Auf mich hatten die seltsamen Kunstwerke keine Wirkung ausgeübt, aber Razano hatte
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