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1756 - Herr der Milchstraße

Titel: 1756 - Herr der Milchstraße Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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Prinzessin Landra Aumedek blickte auf den Mann hinab, der in ihrem Salon vor ihr auf dem Boden kniete. Er war elegant gekleidet, diverse Schmuckstücke an seinen Armen und Händen wiesen ihn als Künstler aus. Es war der Musiker Karas Promeos, ein Nachwuchstalent, das in den letzten Monaten einen nahezu märchenhaften Aufstieg erlebt hatte.
    Er war zunächst von Prinz Klerin gefördert worden, dann jedoch in Ungnade gefallen, nachdem er sich in der Öffentlichkeit kritisch über die Politik des Handelsfürsten geäußert hatte. Danach war seine künstlerische Karriere so gut wie beendet gewesen.
    Hinter Karas Promeos stand ein bewaffneter Leibwächter, ein Mann, dem Landra vertraute. Er hielt den Knienden mit eiserner Hand am Kragen fest und drückte ihm mit der anderen Hand eine Injektionspistole an die Wange.
    „Weshalb bist du zu mir in den Palast gekommen?" fragte sie mit schmeichelnder Stimme, als habe sie nichts anderes im Sinn, als ihm Gutes widerfahren zu lassen und ihn nach Kräften zu fördern. „Willst du es mir nicht sagen?"
    „Ich entsinne mich nicht mehr genau", antwortete er, mühsam seine Zunge beherrschend. „Ich glaube, wir haben ein geheimes Treffen vereinbart, bei dem ich dir auf dem Instrument vorspielen sollte.
    Ein Solokonzert, nur für dich, Prinzessin."
    Sie blickte den Leibwächter an und nickte ihm zu. Er löste die Pistole aus, und leise zischend schoß ein Medikament durch die Haut des Künstlers. Seine Augen wurden kleiner und zogen sich in ihre Höhlen zurück.
    „Weshalb bist du zu mir in den Palast gekommen?" wiederholte sie. „Wolltest du ein Solokonzert für mich geben, oder steckt mehr dahinter? Ist der wahre Grund nicht vielmehr, daß du die Absicht hattest, Prinz Klerin zu ermorden? Aus Rache! Weil er dich in Ungnade fallen ließ?"
    Seine Augen quollen ihm aus den Höhlen.
    Er drehte den Kopf zur Seite, um sie besser sehen zu können.
    „Prinz Klerin ermorden?" Er schüttelte sich wie unter einem Fieberschauer.
    „Prinz Klerin ermorden!" Der Leibwächter preßte ihm die Hand in den Nacken und drückte ihn tiefer hinab.
    „Ja, ich glaube, das war meine Absicht", stammelte Karas Promeos. „Ich wollte Prinz Klerin töten."
    „Und hast du es getan?"
    Er blickte sie lange an. Sie konnte ihm nun ansehen, wie das Medikament in zunehmendem Maße auf ihn wirkte und ihn mehr und mehr gefangennahm, seinen Willen lahmte und ihm einen Gedanken eingab, der seinem Charakter vollkommen fremd war und der ihm selbst niemals gekommen wäre.
    Sie brauchte ein Opfer!
    Sie hatte sich entschlossen, Adrom Cereas von Mereosch den Mörder seines Sohnes zu liefern, und da kam ihr der Künstler gerade recht. Er war ein Mann, der Klerin nahe gestanden hatte, mit dem er sogar befreundet gewesen war, mit dem der Prinz allerdings auch Streit gehabt hatte, nachdem er sich politisch geäußert hatte.
    Kara Promeos hatte den Vorteil, daß er ein Motiv für den Mord hatte! Das machte sein Geständnis glaubhaft.
    Landra hatte nicht lange überlegt. Sie wußte, daß der Handelsfürst eine Untersuchung angeordnet hatte, und sie fürchtete Somontonos Koeroneos, jene geheimnisumwitterte Persönlichkeit, die der Polizei des Palastes vorstand und die nur sehr wenige außer Adrom gesehen hatten. Er galt als Ungeheuer, als absolut skrupelloser Mann, der seine Feinde zu überraschen wußte und der dem Handelsfürsten mit unverbrüchlicher Treue zur Seite stand.
    Darüber hinaus war Koeroneos ein überaus fähiger Mann, der schon die kompliziertesten Fälle gelöst hatte, und sie fürchtete, daß er herausfand, wo Prinz Klerin zuletzt vor seinem Tod gewesen war.
    Landra hoffte nun, dem Fürsten mit Karas Promeos einen Mann präsentieren zu können, der die Tat gestand und der sich nach kurzem Verhör zur Hinrichtung ins Feuer führen ließ. Sie war davon überzeugt, daß Somontonos Koeroneos danach die Untersuchung des Falles einstellen würde.
    „Hast du es getan?" drängte sie ihn erneut. „Hast du Prinz Klerin ermordet?"
    „Ja - ich habe ihn erschossen", antwortete der Künstler.
    Sie schrie erbost auf.
    „Er ist vergiftet worden, du Dummkopf! Also hast du ihn mit Hilfe eines kleinen Gaszylinders umgebracht."
    „Ja, mit giftigem Gas."
    Sie ging den ganzen Fall mit ihm durch und sorgte dafür, daß er sich die wichtigsten Einzelheiten einprägte. Nach Ablauf von annähernd zwei Stunden war es soweit: Sie hatte ihr Opfer. Es war geständig. Dabei interessierte es sie herzlich wenig, daß Karas Promeos ebenso

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