1758 - Zombieland
anderen aber trafen dort, wo sie treffen sollten. Das war das Gesicht des lebenden Toten. Ich hörte den Aufschlag. Das satte Klatschen war mir nicht neu, und einen Moment später löste sich das Gesicht praktisch auf. Es bekam starke Risse, die sich von der Stirn bis zum Kinn zogen. Irgendeine Masse drang aus den Wunden hervor.
Der Zombie ging noch einen Schritt, dann noch einen. Er wollte Suko tatsächlich erreichen, was dieser aber nicht wollte. Er stieß ihn mit dem Griff der Peitsche an, und dieser kleine Stoß reichte aus, um ihn ins Schwanken zu bringen.
Dann fiel er. Sein Körper landete schräg auf dem der Frau. Dort zuckte er noch einige Male, dann war auch die Bewegung vorbei.
Suko lächelte. »Wir können es noch.«
»Sicher. Es waren die ersten beiden, ich frage mich, wie viele uns noch auflauern werden und...«
Die Tür flog auf. Ich hielt die Beretta noch in der Hand, richtete sie auf die Tür und ließ die Waffe wieder sinken, denn Karina Grischin und Micha hatten die Schwelle erreicht und blieben dort auch stehen.
Sie sagten beide nichts. Ihre Blicke sprachen Bände. Warum sich Micha an den Hals griff, wusste ich nicht. Möglicherweise hing das mit der Wunde der Frau zusammen.
»Zwei weniger«, kommentierte ich.
Karina hob den Blick. »Du hast völlig recht. Zwei weniger! Ich habe schon daran gezweifelt, ob es überhaupt welche hier gibt. Aber man sieht es ja.«
Ich deutete in die Runde. »Das hier scheint so etwas wie eine Krankenstation gewesen zu sein.«
»Nur nicht für die Zombies«, meinte Suko.
Micha nickte. »Die haben doch alles hier gehabt. Das weiß ich.«
»Welche Rolle hattest du denn?«, wollte Karina wissen.
»So gut wie keine.«
»Hör auf, uns anzulügen.«
»Aber es stimmt. Ich – ich – war nicht wichtig. Ich bin nur der Fahrer. Das ist so gewesen.«
Karina lachte. »Das kenne ich. Später ist keiner mehr wichtig, aber lassen wir das.« Sie schaute uns an. »Und sonst habt ihr nichts entdeckt?«
»So ist es«, sagte Suko.
»Das ist schlecht.«
»Warum?«
»Weil wir auch nichts gesehen haben. Ich hatte gedacht, dass die Zombies hier sein würden. Dass sie von den Soldaten die Unterkünfte übernommen haben. So habe ich mir das vorgestellt. Aber es ist nicht so gewesen.« Sie schaute Micha an. »Und warum war das nicht so? Hast du eine Antwort?«
»Nein.«
Sie boxte ihm gegen die Brust. »Das ist mir zu wenig. Du musst doch mehr wissen, und du weißt mehr. Erzähl mir doch nichts. Du hast Augen im Kopf.«
Er dachte nicht lange nach. »Ja, es gibt sie. Aber ich kenne ihre genaue Anzahl nicht. Ich weiß auch nicht, wo sie sich aufhalten, und ich denke, dass sie hier im Camp verteilt sind.«
»Und was ist mit den normalen Menschen?«
»Die auch. Aber es sind keine Soldaten. Man wird sie nicht in Uniformen sehen.«
»Wie dich.«
»Ja.«
»Aber wir wollen mehr wissen.« Karina nickte ihm zu. »Du weißt doch Bescheid, wer euch bezahlt. Oder wer euer Chef ist. Wer dabei ganz oben steht!«
Micha schauderte unter ihrem Blick leicht zusammen. Er hatte die Agentin schon von einer anderen Seite erlebt. Sein Blick wurde ängstlich und er hoffte, dass man ihm seine Worte auch abnahm.
»Es gibt keinen Chef.«
Karina Grischin lächelte. »Wirklich nicht?«
»Nein.«
»Wer hat denn dann das Sagen?«
Micha schaute zu Boden. Dann hob er den Kopf und blickte ins Leere.
»Ein Chef nicht. Diejenigen, die keine Zombies sind, haben nur von ihr gesprochen. Einer Frau...«
Darauf sprang Karina sofort an. »Es kann Chandra gewesen sein, die Kugelfeste.« Sie schaute Suko und mich an, als wollte sie eine Bestätigung haben.
Ich nickte. Da konnte sie recht haben. Chandra war zudem eine Persönlichkeit, der wir diese Rolle zutrauten. Ich spürte, wie das Blut bei mir in Wallung geriet. Zu viel hatte ich schon mit ihr erlebt. Sie war eiskalt, sie war gnadenlos. Sie war zudem gefährlich, und man konnte sie als eine menschliche Kampfmaschine bezeichnen.
Auch Karina zeigte sich betroffen. Chandra hatte dafür gesorgt, dass ihr Partner im Rollstuhl hockte. Sie musste an sie denken, holte sich wahrscheinlich Bilder zurück, und es war zu sehen, wie sich ihr Gesicht rötete.
»Hast du sie hier gesehen?«
Micha war mit der Antwort überfordert. »Ich kann es nicht sagen. Ich weiß es nicht. Es war mal eine Frau da, aber nur kurz. Kann sein, dass sie es war.«
»Ist sie jetzt auch hier?«
»Nein.«
»Wer denn alles?«, wollte Suko wissen. »Mit wie vielen Gegnern haben wir es
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