1761 - Blutschwert aus der Hölle
er an und schaute in den Lagerraum, in dem die schon zugeschnittenen Hölzer lagen. Sie waren sorgfältig gelagert und gestapelt worden. Auch hier war alles blank, allerdings auch dunkel, und das musste Bennet ändern.
Er tat es noch nicht. Irgendwie fehlte ihm die Traute, und so wartete er noch ab.
Keine Wiederholung. Kein Laut, der ihm verdächtig erschienen wäre. Kein Röcheln, kein Atmen, nichts, was ihn hätte misstrauisch werden lassen.
Und doch glaubte er nicht, dass er sich geirrt hatte. Sein Gehör war gut genug, aber er ärgerte sich jetzt, dass er den verdächtigen Laut nicht erneut wahrnahm.
Er schaltete das Licht ein, hörte das leise Klicken, schaute dem Zucken der Leuchtstoffröhren unter der Decke zu, die bald die normale Helligkeit erreicht hatten.
Nichts war zu sehen.
An der linken Seite standen die beiden Gabelstapler. Rechts von ihm baute sich das schon zugeschnittene Holz auf. Manches Teil roch so frisch, und Bennet wurde wieder daran erinnert, dass Holz ein Werkstoff war, der lebte. Ganz im Gegensatz zu den Personen, die oft den Inhalt darstellten.
Es war niemand da. Es zeigte sich zumindest keiner. Oder doch? Gary Bennet hatte sich genauer umschauen können. An der linken Seite sah er eine Veränderung. Sie malte sich auf dem Boden ab, und sie war zur Mitte hin eingedrückt.
Das war keine glatte Holzwand. Das war etwas anderes. Ein Gebilde, ein Schatten. Vielleicht eine Gestalt, die etwas in der Hand oder den Händen hielt, was sich nach vorn drängte und recht schmal war.
Er schaute noch mal hin und gab sich selbst gegenüber zu, dass er damit nichts anfangen konnte, aber es hatte sein Misstrauen erregt, denn es war etwas Fremdes und auch zugleich Eigenartiges, und er dachte darüber nach.
Bewegte es sich?
Bisher hatte er nichts dergleichen gesehen. Er blieb an seinem Platz stehen und beobachtete weiter. Automatisch hatte er seinen Atem reduziert. Bennet kam sich in seinem eigenen Betrieb fremd vor, und das konnte nicht sein. Er wollte auch endlich Gewissheit haben.
Und so ging er vor und verließ seine recht sichere Deckung. Er drehte den Kopf nach rechts, dann auch den Körper, ging zwei Schritte – und blieb stehen.
Jetzt sah er, was da geschehen war.
In einer Lücke zwischen zwei Holzstapeln stand jemand. Es war ein Mann, er war dunkel gekleidet. Sein Gesicht wirkte hölzern, und beim zweiten Hinsehen stellte er fest, dass dieser Mensch eine Maske trug. Er sah schlimm aus. Er machte einem Angst. Seine Kleidung erinnerte an eine Kutte, deren Kapuze über den Kopf gestülpt war und nur die Maske frei ließ.
Das sah der Schreiner alles, aber er entdeckte auch etwas anderes, und das war das Schwert in seiner Hand. Die Klinge schimmerte silbern und bewegte sich jetzt, als der Mann seine Waffe anhob.
Bei Gary Bennet schrillten die Alarmsirenen. Er dachte nur noch an eines.
Warum war der Mann bei ihm eingebrochen? Warum war er gekommen? Und warum hatte er diese Waffe mitgebracht?
Eine laute Frage konnte Bennet nicht stellen. Seine Kehle saß zu. Er reagierte auch dann nicht, als der Unheimliche mit dem Schwert auf ihn zukam.
Zu sagen oder zu erklären brauchte er nichts. Gary Bennet sah auch so, was er vorhatte. Er ging noch einen Schritt auf den Schreiner zu und hob seine Waffe höher. Dabei warf die Klinge Reflexe, die über das Gesicht des Schreiners huschten.
Er riss die Arme hoch.
Dann hörte Bennet das Lachen.
Er wollte weg.
Vor ihm bewegte sich der Schatten. Etwas pfiff durch die Luft, und dann sah Bennet noch, wie etwas von der Seite und in Kopfhöhe auf ihn zuhuschte.
Es war das Letzte, was er in seinem Leben wahrnahm. Zwei Sekunden später lag sein Kopf von ihm entfernt auf dem Boden. Die letzten Blutspritzer fielen noch nach unten. Unter der Holzmaske war ein hartes Lachen zu hören.
Jetzt fiel auch der Torso.
Es gab einen dumpfen Schlag, als er auf dem Boden landete. Der Killer aber ging auf den Kopflosen zu und reinigte an dessen Kleidung seine Waffe.
Danach kümmerte er sich um den Kopf. Das Haar war dicht genug, um hineinfassen zu können. So konnte er den Kopf nehmen und ihn an einer Stelle platzieren.
Er lachte und freute sich schon jetzt darauf, wenn man ihn entdeckte. Auch wenn er nicht dabei war.
Der Köpfer nickte zufrieden und verließ die Werkstatt. Als er ins Freie trat, blickte er sich kurz um und entdeckte nicht weit entfernt die Lichter hinter mehreren Fenstern.
Dort lebte die Familie des Schreines. Und auch einige Büros waren dort
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