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1763 - Einer sieht alles

1763 - Einer sieht alles

Titel: 1763 - Einer sieht alles Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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noch sehen, aber auch den Gegenstand, der in Höhe des Fensters in der Luft schwebte.
    Es war ein Auge!
    ***
    Nancy Wilson freute sich bestimmt darauf, mir das Messer in den Leib stoßen zu können. Bei George Miller hatte das bereits geklappt, denn da hatte ein Stoß gereicht.
    Und jetzt?
    Ich war nicht gewillt, ihr Pardon zu geben. Nur töten wollte ich sie nicht, wenngleich sie das bei mir anders sah.
    Viel Platz gab es auf dem Dach nicht für uns. Dennoch ließ ich sie erst mal kommen. Zudem hatte ich mir gemerkt, wo sich die Ränder befanden. Nur nicht zu große Schritte machen und aus dem Rhythmus geraten, das war wichtig.
    Meine Beretta hatte ich weggesteckt. Ich wollte nicht schießen. Damit wäre der Fall zwar erledigt gewesen, weil es die Mörderin nicht mehr geben würde, aber ich hätte auch weiterhin Probleme gehabt.
    Ich schaute auf das Messer.
    Es wanderte nicht von Hand zu Hand, wie es ein Profi getan hätte. Sie behielt es in der Rechten, die mal vorzuckte und dann wieder zurück glitt. Vor unseren Lippen dampften die Nebelwolken.
    Plötzlich sprang sie auf mich zu. Ich hörte ihren Schrei, sie war mir schon sehr nahe, und die Hand mit dem Messer raste nach unten.
    Ich hatte mich auf den Angriff einstellen können. Mit einem Tritt brachte ich sie aus dem Gleichgewicht, sie landete auf dem Boden und der Stich verfehlte mich um mindestens eine Armlänge.
    Nancy rollte sich mehrmals um sich selbst. Sie wollte sich so aus der Gefahrenzone bringen, wobei ich erneut schneller war, zupackte, sie hochriss und gegen die Wand stieß.
    Ich hörte sie fluchen. Aus einem oberen Fenster fiel Licht bis auf das Dach, und ich sah, wie die Klinge darin aufblitzte, als sich Nancy wieder gefangen hatte.
    Erst dachte ich, dass sie mit gezückter Waffe auf mich zulaufen würde, aber sie hielt sich zurück, flüsterte ein raues Wort, das ich nicht verstand, und wollte erneut auf mich einstechen. Wieder fuchtelte sie mit dem Messer herum, aber diesmal hatte sie keinen Wehrlosen vor sich, sondern jemanden, der sich zu wehren wusste.
    Ich suchte nach dem Punkt, an dem ich sie treffen konnte. Ein Moment der Unachtsamkeit, ein blitzschneller Hieb, der sie hart traf, und der Käse war gegessen.
    Wieder huschte sie auf mich zu. Sie lief leichtfüßig und war flink wie eine Gazelle. Auch bewegte sie das Messer. Ich sah in ihr Gesicht, in die großen Augen, die vom Licht meiner Lampe getroffen wurden. Es machte ihr wohl nichts aus, dass sie geblendet wurde. Mit wilden Bewegungen schwang sie den rechten Arm von einer Seite zur anderen, darauf hoffend, dass sie mich mit einem zufälligen Treffer erwischte.
    Sie war recht klein. Ich konnte sie nur erwischen, wenn der Arm von oben nach unten gestoßen wurde, dann war es mir möglich, mich dagegen zu stemmen.
    Sie tat es nicht.
    Ich wich zur Seite aus.
    Allmählich wurde es eng. Das wusste sie auch. Sie wollte mich zurücktreiben, aber nicht dorthin, wo sich die Hauswand befand, sondern zur Dachkante.
    Die Frau strengte sich an. Stöhnende Laute drangen aus ihrem Mund. Dazwischen mischte sich ein Keuchen. Sie kam mir nahe, und ich ließ meine Lampe verschwinden.
    Jetzt sahen wir aus wie zwei kämpfende Schatten, die allerdings auch Geräusche abgaben.
    Immer wieder fintierte sie. Mal zuckte das Messer auf mich zu, dann huschte es vorbei.
    Sie konnte den entscheidenden Stich nicht ansetzen. Ich wollte hier auf dem Dach nicht übernachten. Ich brauchte die Frau bewusstlos, und darauf konzentrierte ich mich.
    Wieder startete sie einen Angriff. Ich hörte einen tierischen Laut, der aus ihrem Mund drang. Sie rollte mit den Augen, ging einen Schritt vor und stieß sich ab.
    So flog sie auf mich zu.
    Ich wechselte blitzschnell die Seite und huschte weg von ihrer Waffenhand. Jetzt war ich an der linken, und bevor sie reagieren und sich herumwerfen konnte, hatte ich ihr linkes Handgelenk umklammert und zerrte daran.
    Es sah schlimm aus für mich, als die Frau auf mich zuwirbelte. Sie hätte mir dabei das Messer in die Brust rammen können, und daran dachte sie wohl, denn sie schrie begeistert auf.
    Aber sie kannte mich nicht.
    Ich hatte es darauf angelegt und ließ sie im richtigen Augenblick los, wobei ich mich zur Seite warf, auf dem Dach landete und mich dabei um die Achse drehte.
    Trotzdem bekam ich mit, was mit Nancy Wilson passierte.
    Sie rannte weiter. Aber sie hatte vergessen, wo sie war, und sie hatte auch nicht an die kalten Temperaturen gedacht, die auf dem Dach für glatte Stellen

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