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1763 - Einer sieht alles

1763 - Einer sieht alles

Titel: 1763 - Einer sieht alles Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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Zeitpunkt gekommen, an dem ich nachdenken musste, ob ich das alles so hinnahm oder erst mal abwartete, bis sich Nancy erklärte.
    »Du hast also ein Auge gesehen?«
    »Habe ich. Es hat mir die Befehle gegeben, an die ich mich gehalten habe.«
    »Es waren schlimme Befehle, nicht?«
    »Nein, nicht für mich...« Nancy redete ganz normal mit mir. Als sie davon sprach, dass man sie dazu gezwungen hatte, sah ich das auch so und wollte noch von ihr wissen, ob es ihr Spaß gemacht hatte, den Mann und die Frau zu ermorden.
    »Klar.«
    Mehr sagte sie nicht. Auch ich sagte nichts. Wir schauten uns an. Dann senkte sie den Blick und betrachtete das Messer in ihrer rechten Hand.
    »Es war so leicht«, sagte sie, »erst der Mann, dann die Frau. Ruckzuck, fertig.«
    »Beide sind tot.«
    »Ja, ja, das sollen sie auch.«
    »Wer hat das gesagt?«
    »Ich will es.«
    »Ach? Nur du?«
    »Ja, das schwöre ich.«
    »Und das Auge?«
    Die Frage hatte sie getroffen. Eine Antwort gab sie zunächst nicht. Sie starrte mich an. Das Licht aus der Lampe schien sie gar nicht zu stören. Ihr Mund war verzogen. Das Messer hielt sie noch immer fest und sie senkte den Blick. Dann ging sie einen Schritt nach vorn und blieb erneut stehen.
    Irgendwas war anders mit ihr geworden. Ich hätte nicht sagen können, was es genau war, aber da hatte sich jemand an sie herangepirscht, ohne von mir gesehen worden zu sein. Sie hatte ihr Verhalten auf den Kopf gestellt.
    Ich war auf der Hut. Sie hielt das Messer fest, ich noch meine Pistole. Und beide sahen wir nicht aus, als wären wir Freunde. Unsere Blicke hakten sich ineinander, ich hörte sie atmen und dann sprechen.
    »Er sieht alles.«
    »Bist du sicher?«
    »Ja.«
    »Ist er da?«
    Sie nickte. »Er wartet in der Nähe. Er ist einfach nur wunderbar, und ich spüre seine Blicke.«
    »Das würde ich auch gern. Kannst du ihm nicht sagen, dass auch ich Kontakt zu ihm haben möchte.«
    »Ich kann es versuchen. Aber er sucht sich seine Helfer selbst aus. Ich brauche ihm keine Ratschläge zu geben.«
    »Ja, das denke ich auch.« Dann lachte ich. »Kannst du mir nicht sagen, wo du ihn siehst?«
    »Ich sehe es.«
    »Ach? Und was ist es?«
    »Das Auge. Er hat es geschickt. Er hat sich geschickt, ja, so ist das. Er hat sich geschickt. Er ist jemand, der so etwas schafft. Er ist wie ein Gott.«
    »Nicht ein Götze?«
    »Sag das nicht.« Sie hielt nach diesem Satz den Mund, lauschte sogar in sich hinein, wobei ich ihren Blick hin und her zucken sah.
    »Was willst du?«, fragte ich.
    Nancy grinste. Und jetzt war zu sehen, dass dieses Grinsen irgendwie gelenkt war und von einer fremden Seite kam. Hier hatte jemand seine Macht gezeigt und sich selbst noch im Unsichtbaren verborgen.
    Nancy Wilson war unruhig geworden. Sie bewegte suchend ihren Kopf und ich spielte mit dem Gedanken, zu ihr zu laufen und sie zu überwältigen. Das hätte klappen können, aber dazu kam ich nicht, denn Nancy fing wieder an zu sprechen.
    Jetzt redete sie mich direkt an.
    »Es tut mir fast leid für dich, wo wir uns so wunderbar unterhalten haben.«
    »Ähm – was tut dir denn leid?«
    »Dass ich dich jetzt töten werde.«
    Ich war nicht mal überrascht und reagierte auch recht lässig. »Und warum willst du mich töten? Ich habe dir nichts getan.«
    »Er will es so!«
    »Du meinst den, der alles sieht? Das Auge?«
    »Ja.«
    »Warum sehe ich es nicht? Ich würde gern mal mit ihm sprechen. Wirklich, das wäre wunderbar.«
    »Nein!«
    Das Wort hatte sie hart ausgesprochen. Dann hob sie ihr rechtes Bein an und kam direkt auf mich zu, um mir das Messer in den Leib zu stoßen...
    ***
    Jane Collins wartete in der Wohnung. Sie hatte die Wohnungstür geschlossen, so konnte niemand von den Nachbarn hinein und sich umschauen. Dann hatte sie sich auf den Weg gemacht und die noch fehlenden Zimmer durchsucht.
    Sie hatte sich in einer normalen Wohnung umgeschaut und auch John nicht gefunden. Aber im Wohnzimmer hatte sie ein offenes Fenster gesehen. Wenig später wusste sie Bescheid, wohin das Fenster führte, auf die Rückseite des Hauses.
    Da sie von John nichts sah, ging sie davon aus, dass er in die Tiefe gesprungen war. Es war doch eine ziemliche Entfernung bis zum Boden, aber bis dort musste er nicht.
    Es gab da ein Vordach auf halber Strecke, und genau von dort hörte sie auch Stimmen.
    Da redete eine Frau, aber auch ein Mann. Die Stimme der Frau kannte sie nicht, die des Mannes schon. Es war John Sinclair, und sie war froh, dass sie ihn gefunden hatte.
    Die

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