Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
1763 - Einer sieht alles

1763 - Einer sieht alles

Titel: 1763 - Einer sieht alles Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
Vom Netzwerk:
schafften es bis zu einer hinteren Tür, die nicht abgeschlossen war. Dort kippte Nancy Wilson zur Seite. Sie stieß dabei scharf ihren Atem aus. Ich musste nachgreifen, um sie nicht auf den Boden fallen zu lassen. Sie krächzte mir ein paar Worte entgegen, lehnte sich gegen mich – und konnte plötzlich blitzschnell ihre Hand bewegen. Die zielte auf meine Waffe, und sie hätte sie auch bekommen, wäre ich nicht schneller gewesen. So klemmte ich ihre Hand fest, bevor sie irgendwelchen Unsinn anstellen konnte.
    »So nicht«, flüsterte ich und drückte sie zurück. Sie sackte zusammen, weil sie ihr Gewicht falsch verlagert hatte.
    Ich öffnete die Tür und ließ sie erst mal los, weil ich mich wieder um Nancy kümmern musste. Sie sah wieder mehr als bösartig aus. Sie grummelte auch und flüsterte irgendwelche Worte, die ich nicht verstand.
    Ich sprach sie an und hoffte, den richtigen Ton zu treffen. »Solltest du noch mal den Versuch wagen, an meine Waffe zu gelangen, ist es mit meiner Geduld vorbei. Klar?«
    Sie nickte nur. Einen Kommentar gab sie nicht ab. Ich wollte von meinen Plänen nicht abweichen und rief erst mal Jane Collins an, die noch immer in der ersten Etage wartete, mit ihr wollte ich etwas besprechen.
    Nancy Wilson tat nichts mehr. Abgesehen davon, dass sie mich nicht aus den Augen ließ...
    ***
    Erst die Stimme, nun das Auge!
    Jane Collins erlebte beides, und ihr war klar, dass sie weder das Auge noch die Stimme positiv bewerten konnte. Hier lief etwas ab, hinter dessen Geheimnis sie noch nicht gekommen war.
    Sie wartete.
    Das Auge starrte sie an.
    Und Jane starrte zurück. Sie dachte nicht daran, sich einschüchtern zu lassen. Sie war eine Person, die sich schon immer der anderen Seite entgegengestellt hatte. Und dass es eine andere Seite war, das stand für sie fest.
    Jane erinnerte sich an die Stimme und daran, dass die Gestalt alles sah.
    Jetzt auch!
    Das Auge malte sich in Augenhöhe ab, aber es gab nur das eine Auge, die dunkle Pupille, die in einer feurigen Umgebung eingebettet lag.
    Für Jane stand fest, dass Stimme und Auge zusammengehörten. Sie bildeten etwas, das man als Gegner bezeichnen konnte, denn Jane glaubte nicht, dass ihr das Auge wohlgesinnt war. Dass es nicht reden konnte, lag auf der Hand, deshalb wollte Jane es anders versuchen. Sie wünschte sich, dass die Stimme wieder hörbar wurde, sodass sie möglicherweise erfuhr, was die andere Seite vorhatte.
    Einer sieht alles!
    Den Satz kannte sie jetzt. Aber wer war dieser eine?
    Sie wusste es nicht. Wenn sie sich Gedanken darüber machte, dann käme sie natürlich auf einen Dämon, aber auch das war zu wenig. Es gab sehr viele Dämonen oder Personen, in denen dieses dämonische Flair floss, und jeder besaß eine andere Stärke. Das wusste sie, und es würde ein Problem werden, herauszufinden, zu wem dieses Auge gehörte.
    Es hatte Macht. Auch das spürte Jane. Das sagte ihr die Erfahrung. Etwas war mit ihm. Sie hatte sich vorgenommen, Fragen zu stellen und hoffte, darauf Antworten zu bekommen, aber das war nicht mehr möglich. Etwas störte sie.
    War es der Blick? Sie konnte es nicht sagen, aber ihre Zurückhaltung hatte damit zu tun. Es war der Blick, der sie immer stärker unter seine Kontrolle brachte. Sie kämpfte dagegen an oder wollte es tun, aber das war nicht mehr möglich.
    Sie hatte das Gefühl, in dem Blick zu versinken, von ihm aufgesogen zu werden. Er war es, der sie übernahm. Sie selbst fühlte sich ausgeschaltet oder weggetreten, auch wenn sich die Umgebung nicht verändert hatte und sie es auch noch schaffte, sie selbst zu sein.
    Oder wieder.
    Jetzt war der große Druck vorbei. Sie atmete tief durch und sah auf das Auge, das sich nicht zurückgezogen hatte. Es schwebte in ihrer Augenhöhe vor ihr und glotzte sie an.
    Und wieder war die Stimme da.
    »Einer sieht alles!«
    Jane Collins erschrak, aber sie fühlte keine Angst mehr. In ihr war eine recht tiefe Ruhe, mit der sie die Probleme der Welt lösen wollte.
    »Wer sieht alles?«
    »Dein neuer Herr.«
    »Und wo ist er?«
    »Schau auf das Auge, dann kannst du ihn sehen. Er ist es. Er, der lange genug in der Erde gelegen hat. Er ist nun bereit, etwas zu unternehmen, und das weißt du.«
    »Nein, das weiß ich nicht.«
    »Hast du noch nie etwas vom Teufel gehört?«
    »Doch, das habe ich schon.«
    »Gut. Und weißt du noch mehr?«
    »Kann sein, aber das sind Spekulationen.« Jane nickte dem Auge zu. Sie wollte auf keinen Fall die Wahrheit preisgeben und darüber

Weitere Kostenlose Bücher