1783 - Luzifers böser Amor
uns gehört. »Ach, Sie meinen, dass der Mann vergiftet wurde?«
»Ja.«
»Das ist ein neuer Aspekt. Ich werde ihn in meinem Bericht aufnehmen. Aber zuvor muss ich dem Arzt Bescheid geben. Er soll sich den Toten anschauen und dazu etwas sagen, das ist so üblich bei uns. Wollen Sie noch bleiben? Wenn nicht, muss ich die Tür abschließen. Diese Zelle ist dann tabu.«
»Ja, tun Sie das. Schließen Sie ab, Mister Good. Wir haben hier genug gesehen.«
»Ja, der Meinung bin ich auch.«
Wir verließen die Zelle, fanden uns auf dem Flur wieder und sahen recht betreten aus. Jetzt stand fest, dass wir einen Fall hatten. Wir waren förmlich in ihn hineingestolpert. Mit dem Arzt wollte ich auch noch sprechen und ihn darauf hinweisen, dass sich unter Umständen noch andere Kollegen um den Toten kümmern würden, die von Scotland Yard nämlich.
Wir warteten draußen auf den Arzt. Er kam zusammen mit Justin Good.
Der Doktor war ein noch junger Mann mit hellen Haaren und einer roten Narbe am Kinn.
»Schön, dass ich Sie mal kennenlerne«, begrüßte er uns, »gehört habe ich schon einiges.«
»So was lässt sich eben nicht vermeiden«, sagte ich und lächelte verhalten. Ich gab ihm einen kurzen Überblick über das, was geschehen war. So wusste er, wie Leo Gant ums Leben gekommen war.
Justin Good hatte die Zellentür wieder aufgeschlossen. Der Arzt trat jetzt ein, und als er den Toten sah, wurde er blass um die Nase herum.
Ich riet ihm zu einer nur kurzen Untersuchung. Den Rest würden unsere Ärzte vom Yard übernehmen.
Der Mann war einverstanden, und wir konnten uns mit reinem Gewissen verabschieden. Ab jetzt hatten wir ein anderes Ziel. Allerdings war es ebenfalls eine Zelle.
Und dort wartete eine gewisse Leila Zackery auf uns...
***
Wir fuhren mit der Tube wieder ein paar Stationen zurück. Dort gab es einen neuen Trakt, der einem alten Gefängnis angeschlossen worden war.
In ihm würden wie diese Leila Zackary finden, das hatte ich durch einen Telefonanruf bei den Kollegen herausgefunden und uns auch zugleich angemeldet.
Allmählich dehnte sich der Fall aus. Mir ging Leo Gants Sterben nicht aus dem Kopf. Es musste sich etwas in seinem Körper befunden haben, das dafür gesorgt hatte.
Aber was war es gewesen?
Der Pfeil. Er war es gewesen, der dieses Andere übertragen hatte. Die Betroffenen hatten von einem Engel gesprochen, was nur schwer vorstellbar war. Aber unmöglich war es auch nicht, das wusste ich, denn ich hatte oft genug mit Engeln zu tun gehabt und auch entsprechende Probleme mit ihnen bekommen.
Ein Engel mit Pfeil und Bogen, genau das war das Besondere an ihm. So wurde die berühmte Götterfigur aus der römischen Antike beschrieben. Amor, Gott der Liebenden. Einer war mit Pfeil und Bogen unterwegs, um die entsprechenden Pfeile dann abzuschießen und bestimmte Personen zu erwischen.
So lautete die alte Götterlegende. Und hier hatte sie jemand in die Realität gezogen, was kaum zu fassen war, denn keiner von uns wusste, was dahintersteckte.
Warum wurden die Menschen angeschossen? Was bezweckte man damit? Ich gab mir eine Antwort, die Veränderung lautete. So nur musste es sein.
Als wir die U-Bahn verließen, atmeten wir beide tief durch. Keiner von uns mochte die Luft und die Gerüche, die dort herrschten und die noch schlimmer waren, wenn die Bahn voll und das Wetter feucht war.
Wir gingen die Treppe hoch. Suko sah mich von der Seite her an, was ich bemerkte.
»Stimmt etwas nicht?«
»Doch, alles in Ordnung. Ich habe mich nur über dich gewundert. Du bist sehr ernst gewesen.«
»Stimmt. Und das liegt an den Gedanken, die mich gequält haben.«
»Und?«
Ich winkte ab. »Das ist jetzt vorbei. Vielleicht haben wir Glück und bekommen eine Aufklärung.«
»Die wünsche ich mir auch.«
Wir hatten nicht sehr weit zu gehen. Die Luft roch wieder nach Regen. Aber das Nass ließ sich Zeit, sodass wir trockenen Fußes unser Ziel erreichten, das ungesehen nicht betreten werden konnte, denn die Augen der Kameras schauten in alle Richtungen. Wir standen vor einem kleinen Tor, mussten in ein in der Wand eingelassenes Mikro sprechen und zeigten unsere Ausweise den Augen der Kameras. Als alles gecheckt worden war, durften wir passieren und gelangten in einen tristen Flur, in dem zwei Männer standen, die uns erwarteten. Einer davon trug eine Uniform. Er nickte uns zu und lächelte verkrampft. Mir fiel ein, dass auch wir ihn kannten. Wir waren mal mit ihm während eines anderen Falls
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