1795 - Der Beißer
davon hatte sie keine Ahnung. Das traf auch auf die Conollys zu, die darauf warteten, dass ein wichtiger Freund von ihnen eintraf, der wohl einiges zu sagen hatte.
Sie ging weiter und hörte Stimmen des Ehepaars Conolly. Beide hielten sich im Arbeitszimmer des Mannes auf und sprachen miteinander. Die Frau wollte nicht, dass sich die Gefahr noch vergrößerte, und war der Meinung, dass Wladimir Golenkow woanders besser untergebracht war, wenn er denn gesucht wurde.
Bill stimmte seiner Frau pro forma zu, sprach aber auch davon, dass man darüber noch reden musste.
»Denkst du denn, dass John zustimmt? Er war doch dafür, dass Wladimir hier wohnt.«
»Ja, das streite ich nicht ab. Das ist auch okay, aber es kann sein, dass sich neue Punkte ergeben haben, auf die wir Rücksicht nehmen müssen.«
»Wäre nicht schlecht.«
»Abwarten.«
Sheila zuckte leicht zusammen, als sie das Klopfen an der offenen Tür hörte. Sie schaute hin und sah Wanda, die einen Schritt nach vorn ins Zimmer trat.
»Sorry, dass ich Sie unterbreche. Ich habe Ihrem Gespräch zuhören können …«
»Und?«, fragte Sheila. »Habe ich recht?«
»Das weiß ich nicht. Es können sich viele Situationen ergeben, in denen jemand recht hat.«
»Das ist mir zu allgemein. Ich rechne fest damit, dass die andere Seite, wer immer sie auch ist, bereits Bescheid weiß, wo sich Wladimir befindet.« Sheila verengte ihre Augen. »Ich bin ja kein Teenager mehr, der sich erst noch entwickeln muss.«
»Sondern?«
»Ich habe meine Erfahrungen machen können. Ob Sie das nun glauben oder nicht. Und ich weiß auch, wie gefährlich Ihre Landsleute werden können und mit welcher Brutalität sie manchmal vorgehen. Ob ein abgelegenes Haus der richtige Ort für Wladimir ist, das bezweifle ich stark. Und dennoch würde ich ihn nie hinauswerfen, aber man kann sich über andere Alternativen Gedanken machen.«
»Da gebe ich Ihnen recht.«
»Und wie sieht das im Einzelnen aus?«
Wanda hob die Schultern. »Wir warten erst mal ab. Es kann sich ja jederzeit etwas verändern. Meinen Sie denn, dass John Sinclair etwas Neues bringt?«
»Wir werden sehen. Jedenfalls wird es nicht mehr lange dauern, bis er hier ist, hoffe ich.«
Bill hatte bisher zugehört. Jetzt fragte er: »Wie geht es Wladimir?«
»Er bringt Ihrem Sohn das Schachspielen bei.«
»Au«, sagte Bill nur.
»Ja, Johnny verzweifelt fast. Aber ich denke, dass Wladimir ihm genug Tricks beibringt, um gegen seine Freunde bestehen zu können. Wladi ist ein wahrer Meister.«
»Das glaube ich auch«, sagte Bill. Dann ging er zum Telefon, das sich gemeldet hatte.
»Ach, du bist es, John. Und?«
Er hörte kurz zu, nickte und gab eine kurze Antwort. »Fantastisch, dann freuen wir uns.« Er legte auf.
»Kommt er?«, fragte Sheila.
Bill grinste breit. »Ja, und er kommt nicht allein. Er hat den Ernst der Lage erkannt und bringt noch jemanden mit.«
»Suko?«
»Genau.«
»Dann kann ja nichts mehr schiefgehen.«
»Hoffentlich«, sagte der Reporter nur …
***
Ich hatte mir auf der Fahrt zu meinen Freunden Gedanken über die Zukunft gemacht. Dabei ging es natürlich um Wladimir Golenkow. Er musste in Sicherheit gebracht werden. Auch wenn wir keinen Beweis hatten, dass schon jetzt jemand hinter ihm her war, sollten wir doch davon ausgehen, dass es besser war, wenn wir ihn woanders hinschafften. Ich wusste nicht, wo das sein sollte. Nicht bei uns in einer der Zellen. Dagegen hätte er auch etwas gehabt.
Suko sah mir an, dass ich mich mit diesem Problem beschäftigte. »Was geht dir durch den Kopf?«
Ich sagte es ihm.
Er nickte. »Viel Zeit haben wir nicht, um zu einer Lösung zu kommen.«
»So ist es.«
Suko schlug etwas vor, das bei mir gut ankam. »Wie wäre es, wenn du Sir James anrufst?«
»Und dann?«
»Kann sein, dass er eine Idee hat. Zumindest hat er Beziehungen, die uns helfen könnten.«
»Das stimmt wohl.« Ich dachte wieder an ein Cottage. Das wollte mir nicht aus dem Kopf, und jetzt setzte ich darauf, dass Sir James uns eventuell weiterhelfen konnte. Im Büro erwischte ich ihn nicht. Der Ruf wurde aber weitergeleitet und erreichte ihn im Auto. Da er nicht selbst fuhr, sondern stets gefahren wurde, konnte er auch in sein Handy sprechen.
»Probleme, John?«
»Nicht direkt. Ich möchte nur nicht, dass es dazu kommt. Vielleicht können Sie mir helfen, Sir.«
»Dann lassen Sie mal hören.«
Ich rückte mit der Sprache heraus und kam sehr schnell auf den Punkt. Sir James hörte zu, brummte mal
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