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1798 - Drei Henker für Sinclair

1798 - Drei Henker für Sinclair

Titel: 1798 - Drei Henker für Sinclair Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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setzte sich noch aufrechter hin. »Ja, ich habe mich entschieden.« Er holte noch mal Atem. »Es bleibt dabei, dass ich der Letzte bin. Die Kette wird nicht mehr verlängert. Dazu stehe ich.«
    Schweigen. Tief und fest. Danach war das schwere Atmen der Männer zu hören. Einer schlug mit der flachen Hand auf den Tisch. Dann fragte er: »Ist das dein letztes Wort, Horace?«
    »Das ist es.«
    Stille. Danach das Flüstern der Männer. Dann wurde wieder eine Frage gestellt.
    »Du weißt, was das bedeutet?«
    »Ja. Ich bin noch dabei. Aber mein Sohn wird es nicht sein, dafür werde ich sorgen. Ich werde ihn nicht abgeben. Er wird eine normale Ausbildung bekommen. Er kann sich einen Beruf aussuchen, und ich will, dass er zu einem charakterstarken Mann heranwächst. Das ist alles, und das ist nicht zu viel verlangt.«
    Aha. Es ging also um mich. Ich hatte jedes Wort verstanden. Aber hatte ich die Sätze auch begriffen?
    Das war die große Frage. Sie wirbelten durch meinen Kopf. Da hatte mein Vater etwas von Abgeben gesagt, das für ihn nicht infrage kam. Wunderbar …
    Ich stand auf dem Fleck und wusste, dass ich mich nicht bewegen konnte. Meine Füße schienen mit dem Boden verwachsen zu sein. Allerdings wusste ich jetzt, dass mein Vater auf meiner Seite stand, und es war toll, wenn man einem Menschen vertrauen konnte.
    Und das glaubte ich ihm, obwohl sein Gesicht von einer Maske verdeckt wurde wie auch die der anderen Männer. Hier hatten sich Menschen getroffen, die etwas Bestimmtes vorhatten, die ein gemeinsames Interesse verfolgten. Das war mir schon klar geworden, auch wenn ich noch sehr jung war.
    Warum die Masken? Wollten sie sich nicht ihre Gesichter zeigen? Es gab keine Antworten für mich. Aber ich wollte auch nicht umkehren, sondern blieb vor der Tür stehen und schaute durch den Spalt. Nach der letzten Antwort meines Vaters war es still geworden. Nicht mal die Atemzüge unter den Masken waren zu hören.
    Dann übernahm ein anderer Mann das Wort. Er sprach meinen Vater direkt an.
    »Du willst deinen Sohn also aus allem heraushalten?«
    »Ja, er hat in der Loge nichts zu suchen. Wenn er will, kann er sich später im Erwachsenenalter dafür entscheiden, aber zwingen werde ich ihn nicht.«
    »Das ist schade.«
    Horace F. Sinclair schüttelte den Kopf. »Ich habe mir vorgenommen, keinen Menschen zu zwingen, etwas zu tun, was er nicht will. Jeder soll selbst sein Leben bestimmen können. Sollte John mal von unserem Bund hören, kann er sich noch immer entscheiden, ob er ihm beitreten will oder nicht.«
    »Und was ist mit dir, Horace?«
    »Mit mir?« Ein Lachen klang auf. »Ich bleibe euch erhalten, denn ich bin schon zu lange bei euch. Wir werden gemeinsam versuchen, die Erleuchtung zu finden oder den wahren Weg. Wer sich als erleuchtet bezeichnet, der muss so handeln. Aber ich sage euch auch, dass ich nicht alles mitmache. Solltet ihr einen bestimmten Pfad verlassen, werdet ihr das ohne mich tun müssen. Auf Ungesetzlichkeiten lasse ich mich nicht ein. Sollte mir da etwas auffallen, kann ich auch zum Verräter werden. Das nur mal dahin gesagt.«
    »Wir haben dich verstanden, Horace. Es ist alles okay. Wir wollten uns vergewissern. Dieses Treffen wird vorerst das letzte sein, denn wir müssen vorsichtig sein.«
    »Ich weiß«, sagte Horace F. Sinclair, »weil einige von euch vom rechten Weg abgekommen sind. Ihre Gier war plötzlich da, die Gier nach dem Mammon und auch der Macht. Es ist falsch, wenn man nur danach strebt. Daran solltet ihr denken. Und jetzt möchte ich die Versammlung auflösen. In einer halben Stunde haben wir die Tageswende erreicht, und jeder kann wieder seiner Arbeit nachgehen.«
    Ich wusste, dass es Zeit für mich war. Länger durfte ich nicht warten, und ich musste darauf achten, kein fremdes Geräusch zu verursachen. Ich zog mich langsam zurück. Zuvor schloss ich die Kellertür, denn nichts sollte auf eine Veränderung hinweisen.
    Dann huschte ich leise, aber so schnell wie möglich die Kellertreppe hoch und war froh, dass es hinter mir still blieb, weil die Männer es nicht unbedingt eilig hatten.
    Wie ich mein Zimmer erreichte, das konnte ich kaum noch nachvollziehen, aber ich war da, und ich war froh, dass ich mich auf mein Bett werfen konnte.
    Ich schaltete kein Licht ein und blieb auf dem Rücken liegen. In meinem Innern wühlte ein regelrechter Aufruhr. Ich hatte mich selbst überfordert, ich wusste jetzt etwas, aber ich war nicht in der Lage, es richtig zu begreifen. Was ich da

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