18 - Das tödliche Gebot: Thriller (German Edition)
Wand. So wollte er nicht sterben, dachte er bitter, nicht mit gebundenen Händen. Er wollte kämpfend sterben. Er wollte Salsa-Musik hören, eine hübsche Frau sehen und dann im Kampf mit einem ebenbürtigen Gegner sterben.
»Nehmt mir die Augenbinde ab!«, rief Monarch. »Ich will sehen, wer mich erschießt.«
Nach einigem Zögern sagte der Entführer, dessen Stimme er kannte: »Ja. Er soll sehen, was auf ihn zukommt.«
Man nahm ihm die Augenbinde ab. Monarch blinzelte ins erste Licht eines blassen Morgens. Noch funkelten Sterne am Himmel. Der zunehmende Mond ging gerade unter. Eine Baumlinie zeichnete sich in der Dunkelheit ab, etwa hundertachtzig Meter entfernt. Er befand sich am Rand eines bepflanzten Feldes, mit dem Rücken zu einer Mauer, die nach Moos und Fäulnis roch. Altes, rostiges Werkzeug dräute am Rand seines Blickfelds.
Fünf uniformierte Männer standen etwa fünfundzwanzig Meter von ihm entfernt. Auf einem Haufen vor ihnen lagen Kalaschnikows. Rechts von ihnen standen weitere vier Männer, unvermummt. Selbst im fahlen Licht erkannte er sie wieder: Oberst Gorka. General Koporski. Omaks Soldat Vytor und Artun, Belos’ rechte Hand.
»Interessante Koalition«, sagte Monarch, ehe er Artun zunickte. »Tod.«
Artun zog die Schultern hoch und sagte auf Englisch: »Du kriegst noch eine allerletzte Chance, Monarch. Wo ist Green Fields?«
»Konstantin hat offenbar Besseres zu tun, als mir beim Sterben zuzusehen.«
Artun zog ein finsteres Gesicht. Dann hielt er eine Kamera in die Höhe. »Er sieht dich sterben. Immer und immer wieder.«
Auch Vytor hielt eine Kamera in Händen. »Ein Millionen-Dollar-Tod.«
Koporski fragte düster: »Wo ist mein Geld?«
»Wo es Gutes tut«, sagte Monarch.
»Dann erschieß ich Sie persönlich«, sagte Koporski knurrend und ging auf die fünf vermummten Männer und die Flinten zu.
»Nein«, sagte Artun und hielt ihn am Ellbogen zurück. »Wir tun es auf Konstantins Weise.«
Der Diktator sah streitlustig drein, doch dann schüttelte er Artuns Hand ab. »Dafür könnte ich dich erschießen lassen.«
Artun erstarrte. Dann nickte er. »Natürlich, Exzellenz. Verzeihung.«
Koporski stakste davon. Artun ging auf Monarch zu, wies auf die Gewehre und sagte: »Konstantin meinte, dass du Glücksspiele magst. Nur eine der Flinten ist geladen. Männer schießen. Wenn Kugel ist in Flinte von Soldat vor dir, stirbst du.«
»Und wenn nicht?«
»Du lebst bis zur zweiten Runde. Schützen wechseln Plätze. Zwei Flinten werden geladen.«
»Schlau«, sagte Monarch.
Artun tippte sich mit dem Finger an den Kopf. »Konstantin ist sehr schlau.«
Vytor hatte offensichtlich keine Lust mehr, die zweite Geige zu spielen. »Wo ist Green Fields?«, fragte er.
»Außer Reichweite«, sagte Monarch.
»Aha!«, rief Oberst Gorka. »Sie geben also zu, dass sie die Waffe haben!«
»Ich gebe gar nichts zu«, sagte Monarch.
»Dann nutze deine Chance«, sagte Artun, bevor er den Vermummten ein Zeichen gab.
Sie traten vor und holten sich die Flinten, eine nach der anderen. Sie stellten sich in einer Reihe auf, wobei der Mann in der Mitte direkt gegenüber Monarch zu stehen kam, in fünfundzwanzig Metern Entfernung, die AK-47 in Schräghalte.
»Fertig?«, fragte Oberst Gorka auf Russisch.
Die fünf Vermummten brachten ihre Waffen an die Schultern.
»Legt an!«
Monarch schaute über die Schützen hinweg auf die Baumlinie und dann hinauf zu den verblassenden Sternen. Wenn dies sein letzter Eindruck im Leben sein sollte, wollte er sich auf das Unergründliche konzentrieren und sein Schicksal in Demut annehmen. Er war ein Wagnis eingegangen. Es hatte nicht geklappt.
»Feuer!«
Der Schuss krachte. Bevor Monarch zusammenzucken konnte, hörte er, wie die Kugel in eine Planke zu seiner Rechten fuhr. Splitter überzogen sein Gesicht. Er erschrak heftig.
Trotz seiner Bemühungen, im Angesicht des Todes ruhig zu bleiben, war Monarch nicht darauf gefasst weiterzuleben. Adrenalin überflutete seinen Organismus. Schwarze Punkte flimmerten ihm vor den Augen. Jeder Muskel wurde zu Gummi. Er ging in die Knie und war sicher, gleich erbrechen zu müssen.
»Wo ist Green Fields?«, fragte Artun auf Russisch.
»Fort«, keuchte Monarch. »Ich hab das Ding weggeworfen.«
»Lügner!«, brüllte General Koporski.
Monarchs Sehvermögen kehrte zurück, aber er würgte und hasste sich dafür. Er wollte diesen Männern nicht die Genugtuung geben, die einzige Angst in ihm entdeckt zu haben, die sich nicht
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