Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
18 Gänsehaut Stories

18 Gänsehaut Stories

Titel: 18 Gänsehaut Stories Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Manfred Kluge
Vom Netzwerk:
vollen­de­te, vor un­se­ren Au­gen tot zu­sam­men­brach.

 
Sareva, meine Hexe
von
An­drew J. Of­futt
     
     
    An­drew J. Of­futt, ein in Deutsch­land so gut wie un­be­kann­ter ame­ri­ka­ni­scher Au­tor, der ne­ben SF-Sto­ries für die ein­schlä­gi­gen Ma­ga­zi­ne in Ame­ri­ka auch Ge­schich­ten aus dem Be­reich des Über­sinn­li­chen und Un­heim­li­chen ge­schrie­ben hat, ent­hüllt in der nach­ste­hen­den Er­zäh­lung sein er­staun­li­ches Ta­lent, den ge­wöhn­li­chen All­tag ei­ner ame­ri­ka­ni­schen Durch­schnitts­fa­mi­lie in einen He­xensab­bat um­zu­funk­tio­nie­ren, in dem es kaum an­ders zu­geht, als in eben die­sem All­tag – mit ei­nem Un­ter­schied: Die lie­ben­de Gat­tin ist wirk­lich ei­ne He­xe!
     
     
    An un­se­rem Hoch­zeits­tag war der Him­mel grau und wol­ken­ver­han­gen, und in der Fer­ne groll­te der ers­te Don­ner ei­nes her­auf­zie­hen­den Ge­wit­ters. Aber mei­ne schö­ne Braut sag­te: »Re­gen, Re­gen, geh nur fort, such dir einen and­ren Ort!« Und als sie die Kir­che be­trat, wo ich auf sie war­te­te, schi­en drau­ßen die Son­ne und ließ die bun­ten Kir­chen­fens­ter im neu­en Glanz er­strah­len.
    Ein hal­b­es Jahr spä­ter hat­ten wir ein Pick­nick für einen Tag ge­plant, an dem es laut Wet­ter­be­richt in Rund­funk, Zei­tung und Fern­se­hen mit neun­zig­pro­zen­ti­ger Wahr­schein­lich­keit reg­nen soll­te. Es reg­ne­te tat­säch­lich über­all um uns her­um, wäh­rend mei­ne jun­ge Frau und ich wie von Was­ser­fäl­len um­ge­ben pick­nick­ten. Aber wir blie­ben da­bei tro­cken und hat­ten so­gar Son­nen­schein.
    Als ich sie zum ers­ten­mal sah, war mir klar, daß es für mich nie ei­ne an­de­re ge­ben konn­te, ob­wohl es ei­gent­lich selt­sam war, daß ich mich auf den ers­ten Blick in ein schlan­kes Mäd­chen mit et­was zu lan­gem Ge­sicht und et­was zu klei­nem Bu­sen ver­liebt ha­ben soll­te. Ih­re Haut war blaß und wur­de nicht leicht braun, so daß sie sich vor all­zu star­ker Son­nen­ein­strah­lung schüt­zen muß­te. Sie be­kam leicht Som­mer­spros­sen, die im Feu­er­schein wie ihr Haar kup­fer­rot wa­ren. Aber am ein­drucks­volls­ten wa­ren ih­re Au­gen, die einen nicht mehr loslie­ßen. Sie wa­ren klar, hell und un­glaub­lich grün, so daß ich bei un­se­rer ers­ten Be­geg­nung da­von über­zeugt war, sie tra­ge far­bi­ge Kon­takt­lin­sen. Aber sie brauch­te kei­ne. Ih­re Au­gen wa­ren völ­lig in Ord­nung.
    Sie war Sa­re­va. Sie war iri­scher Ab­stam­mung und als Wai­se auf­ge­wach­sen. Sie war mei­ne Frau, und da ich sie so sehr lieb­te, ver­stand ich die al­ten Dich­ter bes­ser, die so laut schwo­ren, so schmerz­lich stark ge­liebt zu ha­ben.
    Sie war lei­den­schaft­lich, und ich stand ihr in die­ser Be­zie­hung nicht nach. Selbst im drit­ten Ehe­jahr wa­ren un­se­re Flit­ter­wo­chen kei­nes­wegs zu En­de, und ich schwieg ver­le­gen und be­dau­ernd und ver­ächt­lich, wenn ich hör­te, wie an­de­re Män­ner von ih­ren Frau­en spra­chen: das Frau­chen, die bes­se­re Hälf­te, die Chefin, der Klotz am Bein. Ich hielt den Film­star Raquel Welch für ein dümm­li­ches We­sen, das sei­ne Blu­se wie sei­nen Mund trug: stän­dig of­fen. Ich hat­te kei­ne Au­gen für an­de­re Frau­en, denn ich be­saß Sa­re­va und war von ihr be­ses­sen.
    Sie half mir so­gar, Kar­rie­re zu ma­chen. Ich war we­der dumm noch faul ge­we­sen, aber man­che Din­ge brau­chen eben ih­re Zeit, und ich war des­halb erst Wer­be­tex­ter, als wir hei­ra­te­ten – wenn auch ein viel­ver­spre­chen­der Tex­ter. Sie in­ter­es­sier­te sich nicht son­der­lich für mei­ne Ar­beit, son­dern nur für mich, und un­ter­hielt sich auf der großen Weih­nachtspar­ty acht Mo­na­te nach un­se­rer Hoch­zeit nur kurz mit mei­nen Kol­le­gen und ei­ni­gen Re­prä­sen­tan­ten un­se­rer Kli­en­ten. Ich hat­te gar nicht ge­merkt, wie sehr ich An­der­son von Red­leaf be­ein­druckt hat­te, aber als die Fir­ma An­fang des Jah­res ih­re neue Zi­ga­ret­te auf den Markt brach­te, be­stand An­der­son dar­auf, ich soll­te die Kam­pa­gne pla­nen. Clin­ton, der bis­her für Red­leaf zu­stän­dig ge­we­sen war, be­nahm sich seit­dem

Weitere Kostenlose Bücher