18 Gänsehaut Stories
ein, wie eifrig Sareva sich bemüht hatte, mich dazu zu bringen, weniger zu rauchen. Ich bemitleidete mich noch immer selbst, weil meine Frau nicht zu Hause gewesen war, als ich das goldene Vlies heimgebracht hatte, aber jetzt hatte ich noch dazu ein schlechtes Gewissen.
Deshalb tat ich etwas Ungewöhnliches: Obwohl ich mir darüber im klaren war, daß ich damit auch mich selbst betrog, ging ich mit den beiden Aschenbechern in die Küche und stellte sie neben dem Mülleimer ab. Dann suchte ich einen Müllbeutel heraus und begann, einen Teil des Mülls aus dem Eimer zu holen. Ich wollte natürlich die meisten Zigarettenstummel und die meiste Asche in den Mülleimer kippen und mit Abfällen zudecken.
In der Pfirsichbüchse klapperte etwas. Ich runzelte die Stirn, als ich sah, daß der Deckel nicht ganz aufgetrennt und später wieder zurückgeklappt worden war. Ich hatte eigentlich keinen Grund, ihn hochzubiegen und mir dabei auch noch in den Finger zu schneiden. Das war reine Neugier.
In der Konservendose fand ich eine kleine Tonfigur: eine merkwürdige kleine Gestalt mit Schmerbauch, sorgfältig herausgearbeiteter Brille und altmodischer Fliege. Auf ihrer Brust war der Name wie mit einer Nadel eingekratzt: F. Edwin Marschak. In die linke Brustseite war ein Herz eingeritzt.
Vielleicht mit der gleichen Nadel, die in dem Herzen steckte.
Ich will nicht behaupten, daß ich mir bei diesem Anblick nichts oder nur wenig gedacht habe. Andererseits war ich weit davon entfernt, aus diesem Fund Rückschlüsse auf Marschaks Tod zu ziehen. Voodoo? Das war doch allzu unwahrscheinlich!
Ich blieb auf dem Küchenfußboden hocken, betrachtete die kleine Tonfigur oder starrte sie vielmehr an und dachte lange angestrengt nach. Schließlich fiel mir wieder ein, wo ich war und was ich hier wollte. Ich leerte einen Aschenbecher in den Mülleimer, kippte die herausgenommenen Abfälle darauf und faltete den anderen Müllbeutel zusammen. Als ich ihn seitlich in den Abfalleimer stopfte, fragte ich mich, warum ich das nicht gleich mit den Zigarettenstummeln und der Asche getan hatte.
Die Pfirsichbüchse blieb obenauf liegen. Ich ließ den Deckel zufallen, verteilte den Inhalt des zweiten Aschenbechers und ging damit ins Wohnzimmer zurück. Dort stellte ich die Marschak-Figur auf den Sims unseres rein dekorativen offenen Kamins.
Dann setzte ich mich hin und machte meine Arbeit wieder zunichte, indem ich eine Zigarette nach der anderen rauchte, bis Sareva kurz nach ein Uhr nach Hause kam.
»Oh, du bist noch auf? Aber du hast dich ja nicht einmal umgezogen, Liebster!« Sie schritt auf mich zu, denn sie ging nie, meine langbeinige, rothaarige, grünäugige Frau: Sareva schritt. »Hmm«, meinte sie lächelnd, »als ich die Flasche zuletzt gesehen habe, war sie noch ganz voll. Und … oh, Byron! So viele Zigaretten!«
Sie meinte natürlich nicht Zigaretten, sie sprach von den zahllosen Stummeln in dem großen Aschenbecher auf dem Couchtisch.
»Na, wie war’s beim Hexensabbat?« erkundigte ich mich lächelnd.
Ich werde mir mein Leben lang wünschen, ich hätte diese Frage nie gestellt. Ich glaubte es nicht wirklich. Nicht richtig. Man kann manche Dinge halbwegs glauben, man kann Mutmaßungen darüber anstellen und sogar seiner Fantasie freien Lauf lassen. Aber ganz richtig glaubt man eben doch nicht daran.
Sareva holte erschrocken tief Luft, und ihre Sommersprossen schienen plötzlich zu leuchten, weil sie leichenblaß geworden war. Und ihre grünen Augen wurden riesig.
Wir starrten uns an – ich in meinem bequemen Sessel, den wir gemeinsam gekauft hatten, nachdem ich zum Vizepräsidenten befördert worden war, und sie vor mir stehend, eine schlanke weiße Hand an dem
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