18 Gänsehaut Stories
sehr Ernstes lustig.
»Aber Sie glauben doch nicht daran?« wandte ich ein.
Wish sah Clayton an, der schweigend ins Feuer starrte.
»Ich weiß nicht recht – halb glaube ich doch daran«, murmelte Wish.
Ich sagte: »Clayton, Sie lügen etwas zu gut für mich. Ich meine – die ganze Sache war ja ganz nett. Aber der Schluß, dieses Verschwinden – das klang eigentlich zu echt. Sagen Sie, daß es nur eine erfundene Geschichte war.«
Er stand auf, ohne mich anzusehen, stellte sich auf den Teppich vor dem Kamin und starrte einen Moment auf seine Füße hinunter. Dann hob er den Kopf und richtete den Blick auf die gegenüberliegende Wand, mit einem Ausdruck tiefster innerer Konzentration. Langsam hob er beide Hände in Augenhöhe. Und dann begann er …
Nun muß man wissen, daß Sanderson Freimaurer ist. Er gehört der Loge der Vier Könige an, die sich so eifrig mit dem Studium der Mysterien der Freimaurerei aus Vergangenheit und Gegenwartbeschäftigt. Er folgte Claytons Bewegungen mit einem ganz besonderen Interesse in den kleinen, roten Augen.
»Nicht schlecht«, meinte er, als Clayton fertig war. »Tatsächlich, Clayton, Sie haben diese Dinge erstaunlich gut erfaßt. Nur fehlte da noch eine Kleinigkeit.«
»Ich weiß«, sagte Clayton. »Ich glaube, ich weiß sogar, welche.«
»Nun?«
»Diese«, sagte Clayton und vollführte eine merkwürdige kleine Serie von Wendungen und Verrenkungen der Hände.
»Ja.«
»Genau das ist es nämlich, was auch er nicht gleich traf«, erklärte Clayton. »Aber woher wissen Sie …?«
Sanderson sagte: »Das meiste davon verstehe auch ich nicht. Und vor allem begreife ich nicht, wie Sie das erfinden konnten. Aber diese eine Phase kenne ich wirklich. Es ist zufällig eine Geste, die mit einem bestimmten Zweig der esoterischen Freimaurerei zu tun hat – vielleicht wissen Sie davon. Wenn nicht, begreife ich nicht, wieso …« Er überlegte eine Weile. »Ich glaube, es kann nichts schaden, wenn ich Ihnen die richtige Bewegung zeige. Entweder wissen Sie es sowieso – oder es hilft Ihnen auch nichts.«
»Ich weiß gar nichts«, sagte Clayton. »Außer was dieser arme Teufel mir vorgemacht hat.«
»Na schön«, sagte Sanderson und legte seine lange Tonpfeife vorsichtig auf das Kaminsims. Dann vollführte er sehr rasch ein paar Handbewegungen.
»So?« fragte Clayton und ahmte ihn nach.
»So.« Sanderson wiederholte die Gesten und griff dann wieder nach seiner Pfeife.
»Ach ja«, sagte Clayton. »Ich glaube, jetzt kann ich es.«
Er stand vor dem verglimmenden Kaminfeuer und lächelte uns der Reihe nach zu. Aber es war etwas Unheimliches in seinem Lächeln.
»Wenn ich anfange …«, sagte er.
»Lassen Sie es lieber«, fiel Wish ein.
»Unsinn!« rief Evans. »Materie ist unzerstörbar. Ihr glaubt doch nicht wirklich, daß solcher Hokuspokus den guten Clayton ins Schattenreich befördern könnte! Ich jedenfalls glaube nicht an diesen Humbug. Meinetwegen können Sie Ihre Turnübungen machen, Clayton, bis Sie Muskelkater kriegen.«
»Ich bin dagegen«, sagte Wish und stand auf und legte Clayton die Hand auf die Schulter. »Sie haben Ihre Geschichte so suggestiv erzählt, daß ich halb und halb daran glaube. Und darum mochte ich nicht, daß Sie das machen.«
»Großer Gott!« lachte ich. »Wish hat Angst.«
»Stimmt«, sagte Wish mit echtem oder gut gespieltem Ernst. »Ich glaube, daß Clayton wirklich hinübergeht, wenn er das macht.«
»Kein Gedanke!« rief ich. »Es gibt nur einen einzigen Weg aus dieser Welt – und dazu hat Clayton noch dreißig Jahre Zeit. Sie glauben doch nicht im Ernst …«
Wish machte ein paar Schritte von uns weg und blieb neben dem Tisch stehen.
»Clayton, Sie sind verrückt, wenn Sie es tun«, sagte er.
Clayton lächelte seltsam.
»Wish hat
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