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18 Gänsehaut Stories

18 Gänsehaut Stories

Titel: 18 Gänsehaut Stories Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Manfred Kluge
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zu ma­chen. Ich er­in­ne­re mich, daß ich über die­sen Griff ins Lee­re hef­tig er­schrak und zu­rück­zuck­te. ›Neh­men Sie sich zu­sam­men!‹ wie­der­hol­te ich. ›Ver­su­chen Sie wei­ter!‹ Und um ihn an­zu­spor­nen, be­gann ich so­gar mitz­u­ma­chen.«
    »Was!« rief San­der­son. »Sei­ne Ges­ten?«
    »Ja.«
    »Aber …« Ich beug­te mich vor.
    »Das ist in­ter­essant«, sag­te San­der­son, einen Fin­ger im Pfei­fen­kopf. »Wol­len Sie be­haup­ten, daß er Ih­nen al­les …«
    »… daß er mir das Ge­heim­nis preis­ge­ge­ben hat? Ja.«
    »Un­mög­lich!« rief Wish. »Sonst wä­ren Sie ja auch hin­über­ge­gan­gen!«
    »Ge­nau!« rief ich eif­rig.
    »Ge­nau«, mur­mel­te Clay­ton ge­dan­ken­voll.
    Ei­ne Wei­le herrsch­te Schwei­gen. Dann frag­te San­der­son:
    »Und wie ging die Sa­che aus?«
    »Schließ­lich glück­te es ihm. Ich muß­te ihm im­mer wie­der zu­re­den und ihn an­spor­nen, aber schließ­lich glück­te es ihm doch. Und zwar ganz plötz­lich. Er woll­te wie­der ein­mal auf­ge­ben, wir hat­ten ei­ne hef­ti­ge Sze­ne. Und dann stand er plötz­lich auf und bat mich, die gan­ze Sa­che noch ein­mal mit ihm durch­zu­ma­chen. Er sag­te: ›Wenn ich es bei Ih­nen se­he, kom­me ich viel­leicht da­hin­ter, was ich falsch ma­che.‹ Al­so mach­ten wir al­les noch ein­mal ge­mein­sam durch. Auf ein­mal sag­te er: ›Jetzt weiß ich’s.‹ Aber nun hat­te er plötz­lich Hem­mun­gen und be­haup­te­te, er könn­te es nicht zu En­de füh­ren, wenn ich ihn da­bei an­sä­he. Ich soll­te mich um­dre­hen. ›Ich bin nun ein­mal ner­vös und sen­si­bel‹, er­klär­te er. ›Sie ir­ri­tie­ren mich.‹ Wir strit­ten ei­ne Wei­le her­um, und schließ­lich hat­te ich es satt. ›Al­so schön‹, sag­te ich. ›Ich se­he nicht hin.‹ Ich dreh­te ihm den Rücken zu – aber ich konn­te ihn im Spie­gel ne­ben mei­nem Bett se­hen.
    Er be­gann so­fort und has­pel­te sei­ne Übun­gen in schnel­lem Tem­po ab. Ich be­ob­ach­te­te ihn im Spie­gel, denn ich war na­tür­lich ge­spannt zu se­hen, was er bis­her falsch ge­macht hat­te. Er schwang die Ar­me her­um, un­ge­fähr so und so und so, und dann fiel er ruck­ar­tig in die letz­te Po­se – so: Man steht hoch­auf­ge­rich­tet, die Ar­me weit aus­ge­brei­tet. So stand er al­so da. Und auf ein­mal stand er eben nicht mehr da. Er war weg! Ich wir­bel­te auf dem Ab­satz her­um. Nichts! Weg! Ich war al­lein mit den hef­tig fla­ckern­den Ker­zen und mei­ner gren­zen­lo­sen Ver­wir­rung. Was war ge­sche­hen? War über­haupt et­was ge­sche­hen? Hat­te ich ge­träumt? Im sel­ben Au­gen­blick schlug die Uhr im Trep­pen­haus mit dröh­nen­dem Schlag die ers­te Stun­de. Mir war ganz schwach in den Kni­en, das kön­nen Sie mir glau­ben. Ich war nüch­tern wie ein Staats­an­walt, der Sekt und der Whis­ky wa­ren ver­flo­gen, und mir war ganz son­der­bar zu­mu­te – ganz son­der­bar – du lie­be Zeit!«
    Er be­trach­te­te die Asche an sei­ner Zi­gar­re.
    »Das ist al­les«, sag­te er schließ­lich.
    »Und dann sind Sie zu Bett ge­gan­gen?« frag­te Evans.
    »Was blieb mir andres üb­rig?«
    Wish und ich wech­sel­ten einen Blick. Wir woll­ten wit­zeln, aber ir­gend et­was (viel­leicht et­was in Clay­tons Stim­me oder Hal­tung) hemm­te uns.
    »Und die­se Ges­ten?« er­kun­dig­te sich San­der­son.
    »Ich glau­be, ich könn­te sie jetzt ma­chen.«
    »So?« San­der­son brach­te ein Ta­schen­mes­ser zum Vor­schein und be­gann in sei­ner Pfei­fe zu sto­chern. »Warum ver­su­chen Sie es dann nicht gleich jetzt?« schlug er vor und klapp­te das Ta­schen­mes­ser zu­sam­men.
    »Gut«, ant­wor­te­te Clay­ton.
    »Das klappt ja doch nicht«, mein­te Evans.
    »Aber wenn es klappt, dann …«, gab ich zu be­den­ken.
    Wish streck­te sei­ne lan­gen Bei­ne aus.
    »Ich bin da­ge­gen«, sag­te er.
    »Warum?« frag­te Evans.
    »Ich bin da­ge­gen, daß er es ver­sucht.«
    »Er kriegt es ja doch nicht fer­tig«, sag­te San­der­son und stopf­te zu­viel Ta­bak in sei­ne Pfei­fe.
    »Trotz­dem bin ich da­ge­gen«, wie­der­hol­te Wish.
    Wir wi­der­spra­chen Wish. Er sag­te, wenn Clay­ton die­se Ges­ten wie­der­hol­te, so käme ihm das vor, als mach­te man sich über et­was

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