18 Gänsehaut Stories
eine Nacht mit einem strebsamen Werbefachmann, der Vizepräsident werden möchte, verheiratet zu sein. Außerdem müßte ich dieses dumme Buch wirklich bald lesen, weißt du. Es hat schließlich zweiundzwanzig Wochen auf der Bestsellerliste gestanden.«
»Ich liebe dich«, erklärte ich meiner Sareva, und daraufhin kam sie natürlich zurück, um mich nochmals zu küssen, und ging dann hinaus und brachte mir ein Bier, weil Bier mich nicht beim Denken stört. Dann ging sie nach oben, und ich saß da und überlegte und kritzelte und träumte und grübelte – und wachte am nächsten Morgen im Sessel auf. So etwas war mir noch nie passiert.
Sareva lachte nur. Sie behauptete, das sei eben der Preis, den wir dafür zu zahlen hätten, daß ich ein Genie sei.
Ich erklärte ihr, ich würde früh nach Hause kommen.
Aber daraus wurde dann doch nichts. Ich kam mit einem ganzen Aktenkoffer voller Entwürfe, Aufstellungen und Skizzen zu der Konferenz und zeigte kaum die Hälfte davon vor. Ich saß da, hörte kaum, was die anderen sagten, und hatte den Kopf so voll neuer Ideen, daß ich das Gefühl hatte, er müsse demnächst platzen. Ich muß sehr desinteressiert gewirkt haben, denn Dalbys Stimme klang unfreundlich, als er mich als letzten Diskussionsteilnehmer aufrief.
Nach dieser Konferenz hatte ich starke Kopfschmerzen. Ich war aufgestanden und hatte einige einleitende Worte gesprochen, an die ich mich später nicht mehr erinnern konnte. Danach hatte ich für jeden der drei kritischen Fälle einen Vorschlag gemacht, der mir später nur noch bruchstückhaft in Erinnerung war.
Dalby nahm mich mit zu Pixieware, wo wir kühl empfangen wurden, aber als wir gingen, wurden wir herzlich verabschiedet – und hatten einen besseren Vertrag als bisher ausgehandelt. Ich wäre am liebsten nach Hause gefahren, aber ich mußte Marschak zu dem zweiten Dittmar-Klienten begleiten, den wir uns ebenfalls sichern konnten. Marschak war von diesem Erfolg so beeindruckt, daß er mir versprach, er werde mir diesen Klienten zur Betreuung überlassen.
Am nächsten Tag fuhr ich mit Marschak zu dem dritten Klienten. Dort erwartete uns eine unangenehme Überraschung: BBD & O hatte zwei ihrer Leute im Vorzimmer des Präsidenten sitzen. Aber die beiden wurden schon bald nach Hause geschickt, und wir hatten den dritten Klienten für uns gerettet. Das einzige Problem bestand darin, daß alle drei darauf bestanden, daß ich ihre Werbekampagne persönlich überwachte. Schließlich waren die Vorschläge dazu von mir gekommen.
Das Endergebnis war natürlich, daß Dalby, Lockwood & Marschak drei Klienten, die ihre Werbeetats aufgestockt hatten, und einen neuen Vizepräsidenten hatten. Ich betreute zu viele Klienten, um nicht befördert zu werden; ich hätte wegen der Umsatzprovision mehr als alle meine Kollegen verdient, und das durfte nicht sein.
Ein Vierteljahr danach starb Marschak mit 43 an einem Herzschlag, und Dalby fragte mich, ob mich das so erschreckt habe, daß ich nicht einverstanden sei, als Partner in die Firma einzutreten. Ich versicherte ihm, daß sei keineswegs der Fall.
Ich hatte mich bisher kaum darum gekümmert, daß Sareva einmal im Monat abends zu einem Clubtreffen wegging, aber an diesem Abend war ich doch etwas enttäuscht, als ich nach Hause kam und unser teures Luxusapartment leer vorfand. Dann fiel mir ein, daß Sareva heute ihren Bridgeabend hatte. Und dabei brannte ich darauf, ihr das Neueste zu erzählen: Ich sollte Partner der Firma Dalby, Lockwood & Benford werden!
Ich vergaß meine guten Vorsätze und feierte allein mit einer Flasche Cognac. Ich rauchte auch zuviel, und als ich die Zigarettenstummel im Aschenbecher sah, fiel mir
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