18 Gänsehaut Stories
klar umrissene Bedeutung zu.
Nein, ich war mir noch beileibe nicht des ganzen Horrors dessen bewußt, was ich nunmehr war, aber ich sollte bald genug herausfinden, was die Worte, welche jenes mysteriöse Wesen zu mir gesprochen hatte, bedeuteten. Ich war ein verfluchtes Wesen, das von allen Menschen gemieden wurde, ein Abscheu, eine Widerwärtigkeit und ein Ekel.
Ich fühlte mich ganz krank und schwach, als ich durch die Straßen der Stadt ging, und doch ekelte mich der Anblick von allem Eßbaren, das ich irgendwo sah.
Ich kam zu meinem einstigen Haus und sah, daß es niedergebrannt worden war; nur noch ein Haufen verkohlter Ruinen befand sich dort, wo es einst gestanden hatte.
Aber selbst an jener Ruine hatte ich noch lebhaftes Interesse, denn von Zeit zu Zeit hatte ich beträchtliche Summen Geldes unter dem Boden des untersten Zimmers vergraben, und da von diesem geheimen Schatz nur ich etwas wußte, hatte ich allen Grund zu der Annahme, daß er dort unberührt geblieben war.
Ich wartete ab, bis der Mond von ziehenden Wolken verdunkelt wurde, und dann, mit meiner intimen Kenntnis der Örtlichkeit, begann ich in der Ruine zu graben, entfernte den Schutt, bis ich fast zu jener Stelle vorgedrungen war, an der immer noch mein Gold versteckt liegen mußte.
Aber dann überraschte mich der Morgen, ich konnte nicht mehr weitergraben, und so versteckte ich mich in der Ruine, die einmal mein Heim gewesen war, den ganzen langen Tag, ohne mich auch nur einmal aus meinem Versteck herauszurühren.
Oh, es war ein elend langer, qualvoller Tag. Ich konnte das fröhliche Plappern spielender Kinder hören. Ganz in der Nähe war ein Gasthaus, und ich konnte dort geräuschvolle Zecher Lieder gröhlen hören, die während des Commonwealth strengstens verboten gewesen waren.
Ich sah in der Nähe von dort, wo ich verborgen lag, einen armen Unglückswurm, der beinahe zu Tode gejagt worden war; denn der Art seiner Kleidung und der Fasson seines Haarschnitts nach gehörte er jener Partei an, die inzwischen die Macht verloren hatte und deren Mitglieder unerbittlich verfolgt wurden.
Aber endlich kam die langerwartete Nacht. Sie war so dunkel wie die vorige, was mir natürlich sehr willkommen war.
Ich hatte in den Trümmern ein altes, rostiges Messer gefunden, mit dem ich mich nun daran machte, meinen Schatz auszugraben. Und das Glück war mir hold, denn ich fand alles so, wie ich es einst gelassen hatte. Nicht eine Guinea war entfernt worden, obwohl es in der unmittelbaren Nachbarschaft Leute gab, die für einen solchen Goldschatz, wie ich ihn gehortet hatte, bedenkenlos ein Menschenleben geopfert hätten.
Ich zog keinerlei Erkundigung über irgend jemanden ein, der zu meinem Haus gehört hatte, denn ich fürchtete, nur schreckliche oder allenfalls ausweichende Antworten zu bekommen. Aber eine kleine, höchst interessante Information erhielt ich doch, als ich die Ruine verließ, obwohl ich nicht darum gebeten hatte.
»He«, sagte einer von zwei Männern, die vor dem Grundstück stehengeblieben waren, »hast du schon jemals einen derart armen Teufel gesehen?«
»Du meine Güte, ja«, sagte der andere. »Sein Anblick würde genügen, einem den Kanarienvogel sauer zu machen. Er scheint aus der Ruine des Mortimer-Hauses herausgekommen zu sein. Apropos, hast du jemals gehört, was aus dem eigentlich geworden ist?«
»Ja, sicher. Der wurde doch bei irgendeinem Krawall von zwei von Cromwells Dragonern erschossen.«
»Ja, jetzt entsinne ich mich. Er hatte seinen Sohn ermordet, nicht wahr?«
Ich ging weiter. Jene Worte schienen mir wie ein Feuerstrahl durch das Gehirn zu fahren, und ich fürchtete, der Sprecher könnte das Thema noch breiter ausführen.
Ein
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