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18 Gänsehaut Stories

18 Gänsehaut Stories

Titel: 18 Gänsehaut Stories Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Manfred Kluge
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wel­chen Schlä­fer in dem großen Haus ich am un­ge­fähr­dets­ten at­ta­ckie­ren konn­te, denn daß ich da­zu je­man­den at­ta­ckie­ren muß­te, war mir in­zwi­schen na­tür­lich klar. Ich stand da wie ein bö­ser Geist, der über die Mit­tel und We­ge nachsann, sich ein Op­fer zu ho­len.
    Und ge­ra­de da kam wie­der ein neu­er Schwä­che­an­fall über mich, je­nes ent­setz­li­che Schwä­che­ge­fühl, das mit je­dem Mo­ment stär­ker wur­de und mich völ­lig zu über­man­nen droh­te. Ich fürch­te­te, daß ich nach ei­nem neu­er­li­chen Schwä­che­an­fall nicht mehr im­stan­de sein wür­de, wie­der auf­zu­ste­hen; und so selt­sam das auch er­schei­nen mag, ich hing plötz­lich ver­zwei­felt an die­sem neu­en Le­ben, das mir da ge­ge­ben wor­den war. Ich schi­en be­reits mit al­len des­sen Schre­cken, aber noch nicht mit des­sen Freu­den ver­traut zu sein.
    Plötz­lich lich­te­te sich das Dun­kel in dem Kor­ri­dor, wei­cher Sil­ber­schein fiel her­ein, und ich sag­te mir:
    »Der Mond muß auf­ge­gan­gen sein.«
    Ja, tat­säch­lich war der hel­le und schö­ne Mond, der solch einen wie­der­be­le­ben­den Ein­fluß auf mich ge­habt hat­te, als ich in­mit­ten der Grä­ber ge­le­gen hat­te, hin­ter ei­ner Wol­ken­bank am öst­li­chen Him­mel her­vor­ge­kom­men, und sein Schein fiel zu ei­nem klei­nen Fens­ter her­ein. Das Mond­licht er­füll­te von dort aus den gan­zen Kor­ri­dor, ihn zwar nur schwach, aber wirk­sam ge­nug er­hel­lend, um mich ganz klar die ver­schie­de­nen Tü­ren er­ken­nen zu las­sen, die in die di­ver­sen Zim­mer führ­ten.
    Und so kam es, daß ich zwar ge­nü­gend Licht hat­te für al­les, was ich un­ter­neh­men woll­te, aber sonst kei­nen wei­te­ren An­halt.
    Die Mond­strah­len, die mir ins Ge­sicht fie­len, schie­nen mir je­doch vor­über­ge­hend neue Kräf­te zu ver­lei­hen. Erst viel spä­ter lern­te ich aus Er­fah­rung ken­nen, daß sie auf mich im­mer ei­ne sol­che be­le­ben­de Wir­kung ha­ben, aber schon da­mals spür­te ich es, ob­wohl ich die­se Wir­kung noch kei­nes­wegs dem kö­nig­li­chen Him­mels­ge­stirn der Nacht zu­schrieb.
    Ich ging den Kor­ri­dor ent­lang und spür­te plötz­lich einen Ein­fluß, der mich zu ei­ner be­stimm­ten Tür hin­zog. Ich weiß nicht, wie und wo­her das kam, aber ich leg­te mei­ne Hand auf den Tür­griff und sag­te mir so­fort:
    »Da drin­nen wer­de ich mein Op­fer fin­den.«
    Ich hielt je­doch erst noch einen Mo­ment in­ne, denn plötz­lich wur­de mir be­wußt, welch schreck­li­che Tat ich zu be­ge­hen im Be­griff war und welch schwe­re Kon­se­quen­zen sich dar­aus viel­leicht für mich er­ge­ben konn­ten. Selbst nach­dem ich so weit ge­gan­gen war, wä­re ich viel­leicht im­mer noch vor der Tat selbst zu­rück­ge­zuckt, wenn ich nicht ge­ra­de im näm­li­chen Au­gen­blick einen neu­en Schwä­che­an­fall ge­spürt hät­te, so ent­setz­lich und ver­hee­rend, daß ich über­zeugt war, es wür­de mein si­che­rer Tod sein, wenn ich nicht so­fort et­was da­ge­gen un­ter­näh­me.
    Dar­auf­hin zö­ger­te ich nicht mehr län­ger; ich drück­te die Klin­ke nie­der, glaub­te aber si­cher, da­durch ent­deckt zu wer­den. Und so ließ ich die Tür et­wa einen Zoll­breit of­fen­ste­hen und floh zu mei­nem ei­ge­nen Zim­mer zu­rück.
    Ich horch­te ge­spannt, aber es er­folg­te we­der ein Alarm, noch rühr­te sich et­was in ir­gend­ei­nem der an­de­ren Zim­mer – die glei­che to­ten­ähn­li­che Stil­le wie vor­her lag über dem Haus, und ich hat­te das Ge­fühl, daß ich im­mer noch si­cher war.
    Ein wei­cher Strahl von gel­bem Licht war durch den Spalt je­ner Tür ge­fal­len, als ich sie ge­öff­net hat­te. Er misch­te sich selt­sam mit dem silb­ri­gen Mond­licht, und ich schloß dar­aus, kor­rekt ge­nug, wie ich spä­ter fest­stell­te, daß in dem Zim­mer ei­ne Lam­pe brann­te.
    Es dau­er­te wei­te­re zehn Mi­nu­ten, bis ich mich wie­der so­weit ge­faßt hat­te, daß ich aus mei­nem Zim­mer schlüp­fen und zu je­nem des mir vom Schick­sal be­stimm­ten Schlä­fers zu­rück­schlei­chen konn­te; aber schließ­lich sag­te ich mir, daß ich es nun ge­fahr­los tun könn­te; au­ßer­dem schwand die Nacht

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