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18 Gänsehaut Stories

18 Gänsehaut Stories

Titel: 18 Gänsehaut Stories Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Manfred Kluge
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wür­de, viel­leicht aber auch nicht. Je­den­falls glaub­te ich, mich schon ir­gend­wie aus der Klem­me zie­hen zu kön­nen. Wenn mir tat­säch­lich vom Schick­sal be­stimmt war, in mei­ner neu­en schreck­li­chen Exis­tenz als ein von der mensch­li­chen Ge­sell­schaft Aus­ge­schlos­se­ner zu le­ben, ge­wöhn­te ich mich lie­ber bei­zei­ten dar­an und sah zu, wie ich mich aus sol­chen Schwie­rig­kei­ten ret­ten konn­te, die sich im­mer wie­der er­ge­ben wür­den.
    Al­so ver­ließ ich mich auf mei­ne ei­ge­ne Stär­ke und ge­dach­te, die­se skru­pel­los zu nut­zen; ich war­te­te in leid­lich ge­faß­ter Hal­tung die Nacht ab.
    Wäh­rend des Ta­ges ver­gnüg­te ich mich durch Spa­zie­ren­ge­hen und be­merk­te die vie­len Ver­än­de­run­gen, die in le­dig­lich zwei Jah­ren in Lon­don vor sich ge­gan­gen wa­ren. Aber es wa­ren eben zwei sehr be­deut­sa­me, schick­sal­haf­te Jah­re ge­we­sen. Die Ge­füh­le und Ge­wohn­hei­ten der Leu­te hat­ten ei­ne völ­li­ge Re­vo­lu­ti­on durch­ge­macht, über wel­che ich noch mehr er­staunt war, als ich dann er­fuhr, mit welch heim­tücki­schem Ver­rat die Re­stau­ra­ti­on der exi­lier­ten Stu­art-Fa­mi­lie be­wirkt wor­den war.
    Der Tag ging wei­ter. Ich ver­spür­te kei­ner­lei Be­dürf­nis nach ir­gend­wel­chen Er­fri­schun­gen; ich fühl­te mich längst wie­der vollends her­ge­stellt, und wenn ich ab und zu einen kräf­ti­gen­den Schluck köst­li­ches Le­bens­blut be­kam, wie in der letz­ten Nacht, wür­de das ge­nug fri­sches Mark für mei­ne Kno­chen sein. Da­von war ich über­zeugt.
    Als ich das Haus be­trat, das ich zu mei­nem zeit­wei­li­gen Heim ge­macht hat­te, konn­te ich se­hen, daß mein Ge­fühl, mein Aus­se­hen hät­te sich in­zwi­schen grund­le­gend ver­bes­sert, nicht von an­de­ren ge­teilt wur­de, denn die ge­sam­te Fa­mi­lie schrak vor mir zu­rück, als sei ich mit ei­ner an­ste­cken­den Krank­heit be­haf­tet und als wä­re die blo­ße Luft, die ich at­me­te, has­sens­wert und ver­derb­lich. Ich war über­zeugt, daß in der Zwi­schen­zeit über mich ge­spro­chen wor­den war und daß ich jetzt wie­der im höchs­ten Gra­de ver­däch­tigt wur­de. Si­cher hät­te ich das Haus un­ver­züg­lich lei­se und still ver­las­sen kön­nen, aber ei­ne Art Trotz­ge­fühl wur­de in mir wach, das mich da­von ab­hielt.
    Ich har­te das Ge­fühl, als sei ich ver­letzt wor­den und müß­te mich des­halb ge­gen et­was weh­ren, das nach Un­ter­drückung aus­sah.
    »Warum«, sag­te ich, »bin ich ei­gent­lich aus dem Grab ge­ret­tet wor­den? Nur um ei­nem bös­wil­li­gen Schick­sal als Spiel­ball zu die­nen? Ge­wiß, mein Ver­bre­chen war schwer, aber da­für ha­be ich auch ge­nug ge­lit­ten, durch mei­ne To­des­qua­len ge­nug ge­büßt. Oder man hät­te mich lie­ber gleich da im Grab ru­hen las­sen sol­len.«
    Die­se Ge­füh­le ge­wan­nen im­mer mehr Platz in mei­nem Den­ken, be­herrsch­ten mich bald völ­lig, und in ei­ner Art trot­zi­ger Ver­zweif­lung glaub­te ich des­halb, al­le Plä­ne, mich noch wei­ter zu stra­fen, ver­ei­teln zu müs­sen, selbst wenn die­ses der Vor­se­hung selbst zu­wi­der­lau­fen soll­te.
    Dies war letzt­lich der Grund, warum ich mich nicht als Feig­ling zei­gen und beim ers­ten An­zei­chen von Ge­fahr flie­hen woll­te.
    Ich saß in mei­nem Zim­mer, bis die Stun­de mei­ner Ver­ab­re­dung mit Mr. Har­ding kam, ging dann zu­ver­sicht­li­chen Schrit­tes den Kor­ri­dor hin­auf, wo­bei ich die Spit­ze mei­ner De­gen­schei­de über den Bo­den klap­pern ließ, und klopf­te kühn an sei­ne Tür. Es schi­en mir, als zö­ger­te er ein we­nig, ehe er mich bat, her­ein­zu­kom­men, aber viel­leicht bil­de­te ich mir das auch nur ein.
    Er saß voll an­ge­klei­det an ei­nem Tisch, und au­ßer sei­nem De­gen hat­te er vor sich auf dem Tisch ei­ne rie­si­ge Pis­to­le lie­gen, bei­na­he halb so lang wie ein Ka­ra­bi­ner.
    »Ich se­he, Sie sind gut vor­be­rei­tet«, sag­te ich, in­dem ich auf die Pis­to­le deu­te­te.
    »Ja«, sag­te er, »und ich wer­de kei­nes­wegs zö­gern, sie zu ge­brau­chen.«
    »Was wol­len die jetzt wie­der?«
    »Wer will was?« frag­te er.
    »Ich weiß nicht«, sag­te

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