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18 Gänsehaut Stories

18 Gänsehaut Stories

Titel: 18 Gänsehaut Stories Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Manfred Kluge
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Pa­las­tes ge­hen. Ich ha­be den Schlüs­sel zu je­ner be­que­men klei­nen Tür in der Mau­er, die uns schon mehr als ein­mal ge­dient hat.«
    Na­tür­lich hat­te ich da­nach kei­ner­lei Schwie­rig­kei­ten mehr, in dem einen Spre­cher den re­stau­rier­ten Mon­ar­chen, Charles den Zwei­ten, zu er­ken­nen und in dem an­de­ren sei­nen Fa­vo­ri­ten und aus­schwei­fen­den Be­glei­ter, Ro­che­s­ter, von dem ich schon al­ler­hand ge­hört hat­te, ob­wohl ich noch nicht lan­ge ge­nug wie­der in dem Reich der Le­ben­den weil­te, um schon ein­mal Ge­le­gen­heit ge­habt zu ha­ben, einen von ih­nen zu se­hen. Aber nach­dem sie sol­cher­ma­ßen selbst be­kannt hat­ten, wer sie wa­ren, wür­de ich sie von nun an je­der­zeit wie­der­er­ken­nen.
    Ich hat­te mich sorg­fäl­tig au­ßer Sicht ge­hal­ten, wäh­rend der klei­ne Dia­log ge­führt wor­den war, und so ent­deck­ten sie mich nicht, ob­wohl sie mehr als ein­mal arg­wöh­ni­sche Bli­cke um sich ge­wor­fen hat­ten. Be­frie­digt, daß ihr un­vor­sich­ti­ges Ge­spräch kei­nen Scha­den an­ge­rich­tet hat­te, gin­gen sie ei­lig wei­ter in Rich­tung Pim­li­co.
    Charles und sein Be­glei­ter hat­ten al­so nicht die min­des­te Ah­nung, welch ein schreck­li­ches We­sen sich an ih­re Fer­sen ge­hef­tet hat­te. Wenn der Kö­nig auch leicht­sin­nig ge­nug war, so daß man ihm ge­fahr­los hät­te fol­gen kön­nen, warf Ro­che­s­ter stän­dig lau­ern­de, arg­wöh­ni­sche Bli­cke um sich, und mehr als ein­mal war ich dicht da­vor, von ihm ent­deckt zu wer­den, ent­ging dem aber durch mein ge­schick­tes Ver­hal­ten und mei­ne Be­hen­dig­keit.
    Pim­li­co war zu je­ner Zeit ei­ne trost­lo­se Ge­gend und weit von dem ent­fernt, was es heu­te ist. Aber so­wohl der Kö­nig als auch Ro­che­s­ter schie­nen sich dort bes­tens aus­zu­ken­nen; sie gin­gen ei­ne be­trächt­li­che Stre­cke schnur­stracks wei­ter, bis sie in ei­ne schma­le, öde und ver­las­sen da­lie­gen­de Stra­ße ka­men, die auf bei­den Sei­ten nicht von Häu­sern, son­dern von Gar­ten­mau­ern ein­ge­faßt war. Nach der Hö­he und Fes­tig­keit die­ser Mau­ern zu ur­tei­len, muß­ten die Häu­ser, die da­hin­ter stan­den, von ei­ni­ger Be­deu­tung sein.
    »Bra­vo, bra­vis­si­mo«, sag­te der Kö­nig. »Es ist uns ge­lun­gen, der­art weit in feind­li­ches Ter­ri­to­ri­um vor­zu­drin­gen, oh­ne bis­her be­ob­ach­tet wor­den zu sein.«
    »So scheint es«, ent­geg­ne­te Ro­che­s­ter. »Glau­ben Sie, daß wir je­ne be­stimm­te Mau­er­stel­le jetzt auch wie­der­fin­den wer­den?«
    »Aber si­cher fin­den wir die wie­der. Ich ha­be die La­dys doch ge­be­ten, dort ein Ta­schen­tuch oder ir­gend­ein an­de­res Zei­chen hin­zu­hän­gen, da­mit es uns im Nacht­dun­kel den Weg weist, und dort flat­tert es auch schon.«
    Der Kö­nig zeig­te auf ei­ne Stel­le der Mau­er­kro­ne, an der ein Ta­schen­tuch ge­schwenkt wur­de. Ein mensch­li­cher Kopf er­schi­en ge­gen den Nacht­him­mel, und ei­ne Stim­me, so süß, wie ich noch nie­mals im Le­ben ge­hört hat­te, sag­te:
    »Gent­le­men, ich bit­te Sie, ge­hen Sie wie­der weg.«
    »Was?« sag­te der Kö­nig. »Wie­der weg­ge­hen? Nach­dem wir den gan­zen wei­ten Weg ge­kom­men sind. Ist das ei­ne Wei­ber­lau­ne?«
    »Nein«, sag­te die Stim­me. »Wir fürch­ten viel­mehr, Gent­le­men, wir wer­den be­ob­ach­tet.«
    »Wir?« sag­te Ro­che­s­ter. »Sie sa­gen wir, und doch ist Ih­re hüb­sche Be­glei­te­rin nir­gend­wo zu se­hen.«
    »Ed­ler Sir«, sag­te die La­dy. »Es ist für un­ser­eins nicht die leich­tes­te Sa­che der Welt, auf ei­ner Lei­ter zu ste­hen. Und noch viel we­ni­ger gin­ge es zu zweit.«
    »Hüb­sche La­dy«, sag­te der Kö­nig. »Wenn Sie es nur ir­gend­wie schaf­fen könn­ten, über die Mau­er zu kom­men, wer­den wir al­le vier einen der an­ge­nehms­ten und amüsan­tes­ten Spa­zier­gän­ge der Welt ma­chen. Ein Freund von mir, der ein Haupt­mann in der Kö­nig­li­chen Gar­de ist, wird uns auf mei­ne Bit­te er­lau­ben, in dem Pri­vat­gar­ten des St.-Ja­mes-Pa­las­tes zu lust­wan­deln.«
    »Wirk­lich?«
    »Ja, mei­ne Schö­ne. In je­nem Gar­ten, von wel­chem Sie viel­leicht schon

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