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18 Gänsehaut Stories

18 Gänsehaut Stories

Titel: 18 Gänsehaut Stories Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Manfred Kluge
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zu­stan­de.«
    »Ihr Wis­sen­schaft­ler seid euch doch nie ei­nig.«
    »Nicht hun­dert­pro­zen­tig«, gab Bob zu. »Ich er­war­te auch kei­ne ab­so­lu­te Über­ein­stim­mung. Aber in die­sem Fall sind die üb­li­chen To­le­ran­zen weit über­schrit­ten.« Er senk­te die Stim­me. »Ich bin der Mei­nung, daß Thorn­tons Re­sul­ta­te fri­siert sind – be­wußt fri­siert.«
    »Fri­siert?« Da­gny run­zel­te die Stirn.
    »Ge­ra­de ge­nug ver­än­dert, daß sie bes­ser aus­se­hen als die sei­ner Kon­kur­ren­ten. So­lan­ge er das größ­te Spie­gel­te­le­skop der Welt zur Ver­fü­gung hat, kann ihm nichts pas­sie­ren. Wer soll­te ihm et­was nach­wei­sen kön­nen?«
    Da­gny nahm die­se er­staun­li­che Mit­tei­lung ver­hält­nis­mä­ßig ge­faßt auf.
    »Liebs­ter, ich dach­te, du wür­dest mir er­zäh­len, daß Thorn­ton wirk­lich et­was ver­bro­chen hat. Einen Bank­raub oder einen Ge­mäl­de­dieb­stahl. Aber was du da er­zählst, be­trifft schließ­lich nur das Uni­ver­sum.«
    »Be­wuß­te Ir­re­füh­rung ist für einen Wis­sen­schaft­ler kei­ne Klei­nig­keit«, ver­si­cher­te ihr Bob. »Aber ich kann ihm na­tür­lich nichts nach­wei­sen. Er hat die Er­geb­nis­se so fri­siert, daß die Kos­mo­lo­gen ganz aus dem Häus­chen sind. Sie re­den jetzt schon von ›Thorn­tons Uni­ver­sum‹ – da­her die Gold­me­dail­le.«
    Da­gny warf ih­rem Mann einen nach­denk­li­chen Blick zu. Dann kniff sie ih­re blau­en Au­gen zu­sam­men.
    »Weißt du, was ich glau­be, Liebs­ter?« frag­te sie.
    »Kei­ne Ah­nung, Schatz«, mur­mel­te er.
    »Du bist nei­disch, glau­be ich.«
    »Ist es et­wa ein Ver­bre­chen, wenn ein Mann sei­ne Ar­beit an­er­kannt se­hen möch­te?«
    »Und du bist ge­kränkt – zu­tiefst ge­kränkt.«
    Bob gab kei­ne Ant­wort.
    Da­gny er­griff sei­ne Hand.
    »Dei­ne Zeit kommt noch, Ro­bert. Ich weiß, daß sie kommt.« Sie lä­chel­te. »Viel­leicht schon bald … sehr bald.«
    Bob schüt­tel­te al­ler­dings ener­gisch den Kopf.
    »Tut mir leid, ich bin eben nicht der Typ, der Gold­me­dail­len ein­heimst.«
    »Aber ich weiß, daß du …«
    Sie wur­de un­ter­bro­chen, es klin­gel­te un­ten.
    »Siehst du?« rief Da­gny auf­ge­regt aus. »Die gu­te Nach­richt – wie auf ein Stich­wort hin!«
    »Wahr­schein­lich Pfad­fin­de­rin­nen, die Erd­nüs­se ver­kau­fen wol­len«, mur­mel­te Bob. Er zö­ger­te noch, aber als es zum zwei­ten­mal klin­gel­te, stand er wi­der­wil­lig auf und schlurf­te die Trep­pe hin­un­ter. Ei­ne Mi­nu­te spä­ter kam er mit ei­nem läng­li­chen Um­schlag zu­rück, der ein­drucks­voll ver­sie­gelt war.
    »Durch Eil­bo­ten«, sag­te er und über­reich­te Da­gny den Brief. »Für dich.«
    Da­gny wur­de blaß. Sie griff zö­gernd nach dem Um­schlag, fast ängst­lich, als sei er ei­ne Re­li­quie, die sie kaum zu be­rüh­ren wag­te. Dann riß sie ihn ent­schlos­sen auf und zog ein Blatt Per­ga­ment her­aus, auf dem ei­ne ein­zi­ge hand­schrift­li­che Zei­le stand. Sie blieb min­des­tens ei­ne Mi­nu­te lang un­be­weg­lich lie­gen und starr­te die Nach­richt an; nur ih­re Au­gen und Lip­pen be­weg­ten sich, wäh­rend sie die Wor­te im­mer wie­der las, als woll­te sie sie ganz aus­kos­ten. Dann drück­te sie das Per­ga­ment mit zit­tern­den Fin­gern an die Brust.
    Bob fand die­se emo­tio­nel­le Re­ak­ti­on we­ni­ger be­sorg­nis­er­re­gend, als man hät­te ver­mu­ten kön­nen. Sei­ne Frau war ei­ne gu­te Schau­spie­le­rin, ei­ne so gu­te, daß er nie mit Si­cher­heit wuß­te, ob ihr Ge­fühls­über­schwang nur ge­spielt oder wirk­lich echt war.
    »Schlech­te Nach­rich­ten?« er­kun­dig­te er sich.
    »Wun­der­vol­le Nach­rich­ten«, ant­wor­te­te Da­gny mit kaum hör­ba­rer Stim­me.
    »Na, die sind längst über­fäl­lig!«
    »Ich bin er­nannt wor­den.«
    Bob starr­te sei­ne Frau mit ei­nem un­gu­ten Ge­fühl im Ma­gen an. »Er­nannt? Wo­zu er­nannt?«
    »Zur Staats­he­xe von Ka­li­for­ni­en!«
    Bob schluck­te tro­cken. »Ich weiß, daß Ka­li­for­ni­en einen of­fi­zi­el­len Po­e­fa lau­rea­tus hat. Ich weiß auch, daß es hier mehr Ver­rück­te pro Qua­drat­zen­ti­me­ter gibt als in je­dem an­de­ren Bun­des­staat. Aber der

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