18 Gänsehaut Stories
zustande.«
»Ihr Wissenschaftler seid euch doch nie einig.«
»Nicht hundertprozentig«, gab Bob zu. »Ich erwarte auch keine absolute Übereinstimmung. Aber in diesem Fall sind die üblichen Toleranzen weit überschritten.« Er senkte die Stimme. »Ich bin der Meinung, daß Thorntons Resultate frisiert sind – bewußt frisiert.«
»Frisiert?« Dagny runzelte die Stirn.
»Gerade genug verändert, daß sie besser aussehen als die seiner Konkurrenten. Solange er das größte Spiegelteleskop der Welt zur Verfügung hat, kann ihm nichts passieren. Wer sollte ihm etwas nachweisen können?«
Dagny nahm diese erstaunliche Mitteilung verhältnismäßig gefaßt auf.
»Liebster, ich dachte, du würdest mir erzählen, daß Thornton wirklich etwas verbrochen hat. Einen Bankraub oder einen Gemäldediebstahl. Aber was du da erzählst, betrifft schließlich nur das Universum.«
»Bewußte Irreführung ist für einen Wissenschaftler keine Kleinigkeit«, versicherte ihr Bob. »Aber ich kann ihm natürlich nichts nachweisen. Er hat die Ergebnisse so frisiert, daß die Kosmologen ganz aus dem Häuschen sind. Sie reden jetzt schon von ›Thorntons Universum‹ – daher die Goldmedaille.«
Dagny warf ihrem Mann einen nachdenklichen Blick zu. Dann kniff sie ihre blauen Augen zusammen.
»Weißt du, was ich glaube, Liebster?« fragte sie.
»Keine Ahnung, Schatz«, murmelte er.
»Du bist neidisch, glaube ich.«
»Ist es etwa ein Verbrechen, wenn ein Mann seine Arbeit anerkannt sehen möchte?«
»Und du bist gekränkt – zutiefst gekränkt.«
Bob gab keine Antwort.
Dagny ergriff seine Hand.
»Deine Zeit kommt noch, Robert. Ich weiß, daß sie kommt.« Sie lächelte. »Vielleicht schon bald … sehr bald.«
Bob schüttelte allerdings energisch den Kopf.
»Tut mir leid, ich bin eben nicht der Typ, der Goldmedaillen einheimst.«
»Aber ich weiß, daß du …«
Sie wurde unterbrochen, es klingelte unten.
»Siehst du?« rief Dagny aufgeregt aus. »Die gute Nachricht – wie auf ein Stichwort hin!«
»Wahrscheinlich Pfadfinderinnen, die Erdnüsse verkaufen wollen«, murmelte Bob. Er zögerte noch, aber als es zum zweitenmal klingelte, stand er widerwillig auf und schlurfte die Treppe hinunter. Eine Minute später kam er mit einem länglichen Umschlag zurück, der eindrucksvoll versiegelt war.
»Durch Eilboten«, sagte er und überreichte Dagny den Brief. »Für dich.«
Dagny wurde blaß. Sie griff zögernd nach dem Umschlag, fast ängstlich, als sei er eine Reliquie, die sie kaum zu berühren wagte. Dann riß sie ihn entschlossen auf und zog ein Blatt Pergament heraus, auf dem eine einzige handschriftliche Zeile stand. Sie blieb mindestens eine Minute lang unbeweglich liegen und starrte die Nachricht an; nur ihre Augen und Lippen bewegten sich, während sie die Worte immer wieder las, als wollte sie sie ganz auskosten. Dann drückte sie das Pergament mit zitternden Fingern an die Brust.
Bob fand diese emotionelle Reaktion weniger besorgniserregend, als man hätte vermuten können. Seine Frau war eine gute Schauspielerin, eine so gute, daß er nie mit Sicherheit wußte, ob ihr Gefühlsüberschwang nur gespielt oder wirklich echt war.
»Schlechte Nachrichten?« erkundigte er sich.
»Wundervolle Nachrichten«, antwortete Dagny mit kaum hörbarer Stimme.
»Na, die sind längst überfällig!«
»Ich bin ernannt worden.«
Bob starrte seine Frau mit einem unguten Gefühl im Magen an. »Ernannt? Wozu ernannt?«
»Zur Staatshexe von Kalifornien!«
Bob schluckte trocken. »Ich weiß, daß Kalifornien einen offiziellen Poefa laureatus hat. Ich weiß auch, daß es hier mehr Verrückte pro Quadratzentimeter gibt als in jedem anderen Bundesstaat. Aber der
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