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18 Gänsehaut Stories

18 Gänsehaut Stories

Titel: 18 Gänsehaut Stories Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Manfred Kluge
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viel­ver­spre­chend aus.«
    Da­g­nys Be­schäf­ti­gung mit Astro­lo­gie, He­xe­rei, Wahr­sa­ge­rei und ähn­li­chem Un­sinn hat­te in der Zeit vor ih­rer Ehe häu­fig zu Streit ge­führt. Heut­zu­ta­ge wird vie­les to­le­riert: Ehen zwi­schen Ne­gern und Wei­ßen oder wil­de Ehen ru­fen kaum noch ein Stirn­run­zeln her­vor. Aber ein Astro­nom, der ei­ne Astro­lo­gin hei­ra­tet … nun, das geht doch et­was zu weit. All­mäh­lich hat­te Bob sich je­doch dar­an ge­wöhnt, Da­g­nys In­ter­es­se für das Ok­kul­te mit je­ner re­si­gnier­ten Ge­las­sen­heit zu ak­zep­tie­ren, mit der die meis­ten Ehe­män­ner die klei­nen Tor­hei­ten ih­rer Frau­en er­tra­gen. In Bobs Fall war al­ler­dings nur zu leicht ein­zu­se­hen, warum er es auf­ge­ge­ben hat­te, Da­g­nys Glau­ben an das Über­na­tür­li­che er­schüt­tern zu wol­len. Sei­ne Frau be­saß an­de­re Vor­zü­ge, die ihn über sol­che Klei­nig­kei­ten hin­weg­se­hen lie­ßen.
    Da­gny gab ihm ein Blatt aus der Ti­mes.
    »Hier steht wie­der et­was über dei­nen Freund Dok­tor Thorn­ton.«
    »Schon wie­der!«
    Das Fo­to zeig­te einen Mann An­fang Vier­zig mit mar­kan­ten Zü­gen, der ei­ne kur­ze Bruy­ere­pfei­fe zwi­schen den Zäh­nen hielt. Er stand ne­ben ei­nem Meß­ge­rät und be­trach­te­te das Bild ir­gend­ei­nes Him­mels­kör­pers.
    »Er sieht gut aus, was?« mein­te Da­gny.
    »Fin­dest du?«
    »Sehr!«
    Bob schnaub­te ge­ring­schät­zig und las den da­zu­ge­hö­ri­gen Ar­ti­kel durch.
    »Nur ein hal­b­es Dut­zend Feh­ler«, kom­men­tier­te er. »Der Fo­to­graf hat ihn ab­sicht­lich et­was von un­ten auf­ge­nom­men, da­mit man nicht sieht, daß er ei­ne kah­le Stel­le auf dem Kopf hat. Er ist zwei­und­vier­zig, nicht neun­und­drei­ßig. Und was er da hat, ist M33 in Tri­an­gu­lum, nicht M31 in An­dro­me­da.«
    »Dok­tor Thorn­ton, der be­kann­te Astro­nom am welt­be­rühm­ten Mount-El­si­no­re-Ob­ser­va­to­ri­um, wird im Sep­tem­ber nach Lon­don rei­sen, um die Gold­me­dail­le der Kö­nig­li­chen Astro­no­mi­schen Ge­sell­schaft in Emp­fang zu neh­men. Die­se Me­dail­le ist ei­ne der höchs­ten Aus­zeich­nun­gen, die …«, las sie laut.
    Bob schnaub­te wie­der.
    »Das ist doch wohl auch der ein­zi­ge Nut­zen die­ser Ge­sell­schaf­ten – daß sie Gold­me­dail­len ver­lei­hen.«
    »Dok­tor Thorn­ton hat in jah­re­lan­ger For­schungs­ar­beit nach­ge­wie­sen, daß das Uni­ver­sum in Wirk­lich­keit et­wa zehn­mal äl­ter ist als bis­her an­ge­nom­men …«, fuhr sie fort.
    »Man­che Kol­le­gen sind da aber ganz an­de­rer Mei­nung!«
    »Auch je­mand, den ich ken­ne?«
    »Zum Bei­spiel dein Mann.«
    Da­gny be­trach­te­te auf­merk­sam Thorn­tons Bild.
    »Neh­men wir ein­mal an, du hät­test recht und er un­recht«, sag­te sie nach­denk­lich. »Warum gibt die Kö­nig­li­che Ge­sell­schaft ih­re Gold­me­dail­le dann nicht dir?«
    »Das ist schwer zu er­klä­ren«, ant­wor­te­te Bob nach ei­ner Pau­se. »Bei sol­chen Din­gen spielt die Per­sön­lich­keit des Be­tref­fen­den ei­ne grö­ße­re Rol­le, als man es für mög­lich hal­ten wür­de. Thorn­ton ist der ener­gi­sche, do­mi­nie­ren­de Typ. Die Leu­te le­sen, was er ver­öf­fent­licht. Kein Mensch küm­mert sich um mein Zeug. Er hat ein­fach Glück. Er be­nimmt sich im­mer so, als sei ein Miß­er­folg aus­ge­schlos­sen. Ich fürch­te stets Miß­er­fol­ge – und ha­be sie des­halb. Je wei­ter man sich von Thorn­ton ent­fernt, de­sto grö­ßer ragt er auf. Man ver­ehrt ihn aus der Fer­ne und haßt ihn aus der Nä­he.«
    »In wel­chem Punkt seid ihr ver­schie­de­ner Mei­nung?« woll­te Da­gny wis­sen.
    »Das ist ei­ne schwie­ri­ge Fra­ge …«
    »Gut, wenn das so streng ge­heim ist …«
    Bob zö­ger­te.
    »Ver­sprichst du mir, daß du kei­nem Men­schen ein Wort da­von er­zählst?«
    Da­gny zuck­te mit den Schul­tern. »Gut, ich ver­sprech’s dir.«
    »Paß auf, ich ha­be einen Teil von Thorn­tons Ar­bei­ten über­prüft, mit den glei­chen Aus­wer­tungs- und Re­chen­me­tho­den, ver­steht sich. Und un­se­re Er­geb­nis­se sind und blei­ben un­ter­schied­lich. Ich brin­ge beim bes­ten Wil­len kei­ne Über­ein­stim­mung

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