18 Gänsehaut Stories
vergangenen Abends. Etwas stand jedenfalls fest: Dagny konnte jeden Mann dazu bringen, alles zu tun, was sie nur wollte – wenn sie sich Mühe gab.
Er stürzte sich mit neuer Energie auf die Hyaden. Beim letztenmal hatte er entmutigt aufgegeben und seine Berechnungen in den Papierkorb geworfen. Diesmal kam er besser voran. Er trieb sich unbarmherzig an. Als seine Kollegen schon längst nach Hause gefahren waren, rechnete er immer noch.
Jemand klopfte an seine Tür.
Bob schrak auf. Hinter der Milchglas-Scheibe zeichnete sich eine dunkle Silhouette ab.
»Herein!«
Zu seiner Erleichterung war der Besucher MacGuire. MacGuire gehörte zu den wenigen Kollegen, die ihm wirklich sympathisch waren.
MacGuire hatte als Sekretär des Observatoriums die undankbare Aufgabe, das Beobachtungsprogramm für die Spiegelteleskope auf dem Mt. Elsinore zusammenzustellen. Astronomen haben leider wenig Ähnlichkeit mit der Vorstellung, die sich viele Leute von ihnen machen: über Kleinigkeiten erhabene große Geister, die sich nur mit den Sternen befassen. In Wirklichkeit sind die meisten unfreundliche Eigenbrötler, die sich nur für ihr Spezialgebiet und sonst nichts interessieren. Das machte es um so schwieriger, ein von allen akzeptiertes Beobachtungsprogramm zu konzipieren. Die Astronomen bekamen selten die Nächte, die sie wollten, zu den Zeiten, die ihnen paßten, oder so viele, wie ihnen ihrer Meinung nach zustanden.
MacGuires Gesichtsausdruck war ernst, wie es einem Mann ansteht, der schwere Verantwortung trägt. Er legte mehrere lange Papierstreifen auf Bobs Schreibtisch. Jeder der Streifen bedeutete ein bestimmtes Teleskop und war in Spalten und Quadrate unterteilt. Über jeder Spalte stand ein Datum.
Etwa die Hälfte aller Quadrate trug bereits Namenszeichen. MacGuire zeigte auf den Streifen mit dem Aufdruck 250 Zoll .
»Ich habe Sie für die drei Nächte vom neunundzwanzigsten bis dreißigsten Juli eingetragen. Okay?«
»Okay«, stimmte Bob zu und notierte sich die Termine in seinem Vormerkkalender. »Und wie steht’s mit den anderen?«
»Das sind alle.«
»Das sind alle?« Bob starrte ihn entgeistert an. »Was soll das heißen, Mac? Sie wissen doch, daß ich mir M110 fotometrisch vornehmen will.«
»Tut mir leid, Bob. Aber diesmal ist das ganze Programm durcheinander.«
»Das ist es jedesmal!«
»Richtig, aber diesmal ist der Wirrwarr noch größer. Weil Thornton nach Hawaii fliegt, wissen Sie.«
»Nein, das hab’ ich nicht gewußt.«
»Ich auch nicht, bis er mich letzte Woche damit überrascht hat.«
»Was will er denn in Hawaii?«
»Jupiter bedeckt am Morgen des Einunddreißigsten einen Stern sechster Größe. Thornton möchte diesen Vorgang durch das neue Teleskop beobachten, das er für Mt. Mauna Kea konstruiert hat. Das ist die beste Gelegenheit seit Jahren, die Dichte der Jupiteratmosphäre zu bestimmen.«
»Der Teufel soll die Jupiteratmosphäre holen! Außerdem kann er die auch hier beobachten.«
»Nein. Die Pazifikküste liegt bei Beginn der Bedeckung bereits in der Morgendämmerung.«
»Und was hat das alles mit mir zu tun?«
MacGuire machte ein unglückliches Gesicht.
»Er braucht weitere Spektralaufnahmen von seinem neuen Sternhaufen. Bisher existiert nur eine einzige gute, aber wenn weitere sie bestätigen, ist der Nachweis für sein Modelluniversum gesichert.«
»Ich verstehe noch immer nicht …«
»Deshalb hat Thornton als Vorsitzender des Programmkomitees gedacht, Sie könnten vielleicht …«
» Ich könnte vielleicht!«
»Bob, daran ist wirklich nur diese verdammte Bedeckung schuld.«
»Soll das heißen, daß ich als … als Thorntons Assistent
Weitere Kostenlose Bücher