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18 Gänsehaut Stories

18 Gänsehaut Stories

Titel: 18 Gänsehaut Stories Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Manfred Kluge
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ge­le­sen hat­ten. Nie­mand sprach ihn ge­ra­de­wegs dar­auf an, aber Bob merk­te, daß die an­de­ren ihm aus dem Weg gin­gen.
    Bob ver­schwand in sei­nem Bü­ro, schloß die Tür und mach­te sich an ei­ni­ge Be­rech­nun­gen über die Hya­den. Aber ob­wohl er sich zu kon­zen­trie­ren ver­such­te, blie­ben sei­ne Ge­dan­ken nie lan­ge bei Am­bro­sia, Eu­do­ra, Pe­di­le, Co­ro­nis, Po­ly­xo, Phy­to und Thye­ne, son­dern wan­der­ten zu ei­ner an­de­ren Nym­phe, die ihm et­wa 135 Licht­jah­re nä­her war und Da­gny Ar­cher hieß. Staats­he­xe ! Er muß­te ver­lan­gen … nein, dar­auf be­ste­hen, daß sie auf der Stel­le von die­sem Amt zu­rück­trat, das sei­ne ei­ge­ne be­ruf­li­che Po­si­ti­on in­ner­halb kür­zes­ter Zeit schwer ge­fähr­den konn­te. Bob über­leg­te sich auf der Nach­hau­se­fahrt, was er al­les sa­gen wür­de.
    Aber als er heim­kam, saß Da­gny am Te­le­fon, führ­te ein Fern­ge­spräch mit ir­gend­ei­nem Zau­be­rer oder Wer­wolf und durf­te auf kei­nen Fall ge­stört wer­den. Bob lun­ger­te ei­ne Wei­le in der Nä­he des Te­le­fons her­um, aber als sich zeig­te, daß die Ok­kul­ten eben­sol­che Ver­stän­di­gungs­schwie­rig­kei­ten wie ge­wöhn­li­che Sterb­li­che hat­ten, ver­schwand er in der Kü­che, um Trost bei der Fla­sche zu su­chen. Als ers­tes nahm er einen lan­gen Zug aus der Whis­kyfla­sche, dann mix­te er sich einen Drink und zog sich auf die Ve­ran­da zu­rück, um wie ein Gent­le­man zu trin­ken. Mar­ga­ri­ta, die im Ses­sel ge­gen­über dös­te, warf ihm einen gleich­gül­ti­gen Blick zu und schlief dann wei­ter.
    Nach ei­ni­ger Zeit ge­sell­te sich Da­gny mit ih­rem Glas To­ma­ten­saft zu ihm. Sie rauch­te näm­lich nicht und trank kei­nen Al­ko­hol; sie ver­ab­scheu­te al­les, was ih­re Sin­nes­wahr­neh­mun­gen ir­gend­wie hät­te be­ein­flus­sen kön­nen.
    »Ich fin­de die­ses wie­der­er­wach­te In­ter­es­se für das Ok­kul­te ein­fach be­geis­ternd!« schwärm­te sie. »Paß auf, es er­faßt noch ganz Ame­ri­ka. Und was ihr Astro­no­men manch­mal treibt, un­ter­schei­det sich ei­gent­lich gar nicht so sehr von un­se­rem Ok­kul­tis­mus. Wenn ich an Lep­to­nen, Qua­sa­re und die­se neu­en Din­ger, die … die schwar­zen Lö­cher den­ke …«
    »Das ist für mich nichts Neu­es«, mur­mel­te Bob. »Ich hab’ mein Le­ben lang in ir­gend­ei­nem großen schwar­zen Loch rum­ge­grapscht.«
    Da­gny spür­te so­fort, wie de­pri­miert er war.
    »Ach, Ro­bert, sei doch nicht so un­aus­steh­lich! Gut, ich bin die Staats­he­xe von Ka­li­for­ni­en. Be­deu­tet das et­wa gleich den Welt­un­ter­gang? Was ist Wahr­heit? Wer will ent­schei­den, wer von uns bei­den recht hat? Schließ­lich gibt es auf je­de Fra­ge meh­re­re Ant­wor­ten.«
    »Aber nicht für die­se!«
    »Das ist un­fair«, pro­tes­tier­te Da­gny.
    »Denk doch selbst nach, Lieb­ling!« for­der­te Bob sie hit­zig auf. »Wie kann ir­gend­ei­ne däm­li­che An­samm­lung von Ma­te­rie wie Ura­nus, der über drei Mil­li­ar­den Ki­lo­me­ter von uns ent­fernt ist, auch nur den ge­rings­ten Ein­fluß auf un­ser Le­ben ha­ben?«
    Da­gny strei­chel­te Mar­ga­ri­ta.
    »Du hast selbst ge­sagt, die Ent­de­ckung der Ra­dio­wel­len ha­be die Astro­no­mie re­vo­lu­tio­niert. Kann es nicht noch an­de­re Wel­len ge­ben, die uns eben­falls er­rei­chen? Bis­her un­be­kann­te Wel­len?«
    »Viel­leicht«, gab Bob wi­der­wil­lig zu.
    »Ich weiß, daß es wel­che gibt. Ich spü­re sie.«
    Bob spür­te eben­falls ge­wis­se Schwin­gun­gen in sich, die al­ler­dings nicht kos­mi­schen Ur­sprun­ges wa­ren. Er war an­ge­trun­ken, und er wuß­te das. Mor­gen wür­de er sich scheuß­lich füh­len. Aber bis da­hin war noch lan­ge Zeit.
    Er über­quer­te die Ve­ran­da et­was un­si­cher und zog Da­gny an sich. Sie war eben doch ein En­gel – oder ei­ne He­xe. Bob wuß­te es nicht, aber im Au­gen­blick war es ihm auch gleich­gül­tig.
    Er hat­te rich­tig ver­mu­tet, daß er einen Ka­ter ha­ben wür­de. Aber dies­mal war es ein be­son­de­rer Ka­ter, der die hö­he­ren Ner­ven­zen­tren nicht wie sonst be­ein­fluß­te. Bob spür­te noch et­was vom Auf­trieb des

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