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18 Gänsehaut Stories

18 Gänsehaut Stories

Titel: 18 Gänsehaut Stories Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Manfred Kluge
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daß dein Dok­tor Thorn­ton viel­leicht gar nicht so ist, wie er wirkt?« frag­te sie nach ei­ni­gen Mi­nu­ten. »Sei­ne Herrsch­sucht dient viel­leicht nur da­zu, et­was an­de­res zu tar­nen. Ich glau­be, daß er im Grun­de sei­nes We­sens sehr un­si­cher ist.«
    Bob zuck­te mit den Schul­tern. Ihm war längst et­was an­de­res ein­ge­fal­len.
    »Hör zu, du bist doch ei­ne He­xe, nicht wahr?« frag­te er.
    Da­gny gab kei­ne Ant­wort.
    »Und du hast doch noch Thorn­tons Bild?«
    Sie mach­te ei­ne va­ge Hand­be­we­gung. »Ir­gend­wo.«
    »Wor­auf war­test du dann noch?« frag­te Bob. »Komm, ich möch­te se­hen, was an der He­xe­rei dran ist.«
    »Was schlägst du vor?«
    »Das ist dei­ne Sa­che!« rief Bob un­ge­dul­dig. »Du sollst ihn ver­he­xen. Weißt du kei­nen wirk­sa­men Zau­ber?«
    »Ich ver­ste­he nicht, was du …«
    »Ich hab’ schon oft ge­le­sen, wie so was funk­tio­niert. Da ist al­so ein Kerl, den man nicht lei­den kann. Man be­sorgt sich sein Bild. Man sticht ei­ne Na­del …«
    Er sprach be­geis­tert wei­ter, oh­ne zu mer­ken, daß sei­ne Frau ihr Ge­sicht in den Hän­den be­grub. Großer Gott, jetzt hat­te er’s wie­der ge­schafft!
    Bob eil­te zu ihr und er­griff ih­re Hän­de. Da­gny schluchz­te … sie schluchz­te wirk­lich! Dies­mal spiel­te sie kei­ne Rol­le. Er fühl­te ih­re Trä­nen, die auf sei­ne Hän­de tropf­ten.
    »Da­gny … Liebs­te … Das war nur Spaß. Ehr­lich! Ich dach­te, du wüß­test, daß das nicht mein Ernst ist.«
    Die­se Frau in sei­nen Ar­men war nicht die Staats­he­xe von Ka­li­for­ni­en. Sie war Da­gny, sei­ne Frau, der Mensch, den er am meis­ten lieb­te.
    »Du kannst ru­hig mit dei­ner He­xe­rei wei­ter­ma­chen«, sag­te er grim­mig. »Wenn ich’s mir über­le­ge, bist du auf dei­nem Ge­biet viel bes­ser als ich auf mei­nem.«
    Er küß­te ihr die Trä­nen von den Wan­gen.
    »Weißt du, was wir tun?« rief er. »Wir ver­brin­gen mei­ne drei Ta­ge auf dem Berg ge­mein­sam. Ich las­se uns gleich ein Zim­mer re­ser­vie­ren. Wenn ich Thorn­tons Ar­beit tun muß, ist es halb so schlimm, wenn du bei mir bist.«
    Er sah sie be­sorgt an. »Ein­ver­stan­den?«
    Da­gny nick­te.
    »Wun­der­bar!«
    Da­gny ging früh ins Bett. Bob ging in die Bi­blio­thek, ließ sich in einen Ses­sel fal­len und ver­such­te, sei­ne aus den Fu­gen ge­ra­te­ne Welt wie­der zu­recht­zu­rück­en. Viel­leicht noch ein Drink … nein, lie­ber nicht. Viel­leicht ein Buch.
    Er nahm eins von Da­g­nys Bü­chern über Zau­be­rei aus dem Re­gal, blät­ter­te dar­in her­um und las den erst­bes­ten Ab­satz, der ihm ins Au­ge fiel. A STRAL­FLUG : Das ei­gen­ar­ti­ge am As­tral­flug ist die Tat­sa­che, daß er von wis­sen­schaft­lich ge­schul­ten Men­schen in­tui­tiv ab­ge­lehnt wird, ob­wohl zahl­rei­che Be­wei­se für ihn spre­chen. Tat­säch­lich wür­den die vor­han­de­nen Be­wei­se als über­wäl­ti­gend gel­ten müs­sen, wenn die­ses Phä­no­men nicht so un­wahr­schein­lich wä­re. All­ge­mein läßt sich fest­stel­len, daß …
    Wie konn­te ein so in­tel­li­gen­ter Mensch wie Da­gny sol­chen Blöd­sinn glau­ben?
    Sein Blick fiel auf die Sonn­tags­aus­ga­be der Ti­mes, die mit Thorn­tons Bild nach oben auf dem Tisch lag. Quer über Thorn­tons Ge­sicht zeich­ne­te sich ein ei­gen­ar­tig ga­bel­för­mi­ger Schat­ten ab.
    Das kam Bob ir­gend­wie be­kannt vor. Aber warum?
    Jea­net­tes Hän­de! Da­gny hat­te ihm ver­spro­chen, einen an­de­ren Platz da­für zu su­chen, und hat­te Wort ge­hal­ten. Jetzt stan­den sie mit ge­spreiz­ten Fin­gern ne­ben der Tisch­lam­pe.
    Bob schlug das Buch wie­der auf und las an ei­ner an­de­ren Stel­le wei­ter:
    … die Hand­hal­tung, bei der Zei­ge- und Mit­tel­fin­ger ge­streckt sind, ver­kör­pert Gott und den ver­voll­komm­ne­ten Men­schen, die ih­ren Se­gen spen­den. Aber wie al­le Kräf­te der phy­si­schen Welt kann die­ser Se­gen auch zum Fluch wer­den. Wird die Hand näm­lich so ge­ho­ben, daß der Schat­ten der bei­den Fin­ger Kopf und Hör­ner der Zie­ge Ba­ph­ho­met dar­stellt, ist der Per­son, auf die die­ser Schat­ten fällt, ein schreck­li­ches Schick­sal ge­wiß.
     
    Für Bob war die Fahrt auf der kur­ven­rei­chen Stra­ße

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