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18 Gänsehaut Stories

18 Gänsehaut Stories

Titel: 18 Gänsehaut Stories Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Manfred Kluge
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Auf­nah­me. Im Mor­gen­grau­en kam er mü­der und frus­trier­ter ins Ho­tel zu­rück, als wenn er die gan­ze Nacht an­ge­strengt ge­ar­bei­tet hät­te.
    Er schlich sich so lei­se wie mög­lich ins Zim­mer, um Da­gny nicht zu we­cken. Seit Mit­ter­nacht hat­te er sich auf den Au­gen­blick ge­freut, in dem er in sei­ner Hälf­te des Dop­pel­betts un­ter die De­cke krie­chen und die Ster­ne ver­ges­sen konn­te. Aber wie schon so oft nach an­stren­gen­den Be­ob­ach­tungs­näch­ten war er in dem Mo­ment hell­wach, in dem sein Kopf das Kis­sen be­rühr­te. Manch­mal kam er sich ge­ra­de­zu schi­zo­phren vor: Sein wa­ches Ich lag ne­ben dem an­de­ren, das fried­lich träum­te. Schließ­lich ver­fiel er doch in un­ru­hi­gen Schlaf, aus dem er ge­gen Mit­tag er­wach­te. Da­gny war fort, und die Land­schaft sah so trost­los aus wie zu­vor.
    Da­gny kam zu­rück, als er sich ra­sier­te. Sie war mun­ter und fröh­lich und brach­te Tan­nen­duft von drau­ßen mit.
    Sie hat­te un­ten am Emp­fang An­sichts­kar­ten ge­kauft.
    »Lau­ter Tier­fo­tos«, sag­te sie und brei­te­te die Kar­ten aus. »Füch­se, Re­he, Eich­hörn­chen – und Blu­men.«
    »Ja, das se­he ich.«
    »War’s schlimm heu­te nacht?«
    Bob nick­te.
    »Ei­ne schreck­li­che Nacht. Über­haupt kein Glück.«
    Die zwei­te Nacht war ei­ne Wie­der­ho­lung der ers­ten. Bob setz­te ein ent­spre­chend trüb­se­li­ges Ge­sicht auf und be­dau­er­te sei­ne Kol­le­gen, die an den an­de­ren Te­le­sko­pen ar­bei­ten woll­ten. Aber in Wirk­lich­keit muß­te er sich be­herr­schen, um nicht lauthals zu la­chen. Noch ei­ne Nacht die­ser Art, dann war Thorn­tons Auf­trag er­le­digt, und er selbst konn­te mit rei­nem Ge­wis­sen ab­fah­ren. Au­ßer­dem schlief er in die­ser Nacht gut und war beim Es­sen bes­ter Lau­ne. (Früh­stück für Bob; Mit­tages­sen für Da­gny.)
    Nach dem Abendes­sen am 31. rief er im Ob­ser­va­to­ri­um an. »Wir blei­ben bis zwei Uhr auf«, er­klär­te er sei­nem Nachtas­sis­ten­ten. »Wenn es dann nicht bes­ser aus­sieht, ma­chen wir für die­se Nacht Schluß.«
    Da­gny und er setz­ten sich vor den al­ten Fern­se­her, den die Ho­tel­di­rek­ti­on ih­nen ins Zim­mer ge­stellt hat­te. Zu ih­rem Ent­zücken ent­deck­ten sie in ei­nem Pro­gramm einen al­ten Film aus ih­rer Flit­ter­wo­chen­zeit. Sie hiel­ten bald Händ­chen und wech­sel­ten weh­mü­ti­ge Bli­cke. Selbst die Wer­be­spots wa­ren ih­nen will­kom­men, weil sie Bob Ge­le­gen­heit ga­ben, nach dem Wet­ter zu se­hen. Zu sei­nem Ver­gnü­gen sah er sich je­des­mal ei­ner Ne­bel­wand vor dem Fens­ter kon­fron­tiert.
    Nach dem Hap­py-End ge­gen elf Uhr fand er die Welt je­doch ver­wan­delt: Die Lich­ter im Tal wa­ren bis zum Ho­ri­zont sicht­bar, und über ih­nen die Stern­bil­der Schwan und Lei­er.
    »Ju­pi­ter«, flüs­ter­te Da­gny und starr­te den rie­si­gen gel­ben Stern im Os­ten ehr­fürch­tig an.
    »Rich­tig«, stimm­te Bob zu, »Ju­pi­ter steht im Stein­bock. Er ist auf­ge­gan­gen.«
    »Was Dok­tor Thorn­ton jetzt wohl in Ha­waii tut?«
    »Wahr­schein­lich nicht viel. Die Stern­be­de­ckung tritt erst ein, wenn es hier schon hell ist.«
    Dann ver­schwan­den die Lich­ter im Tal plötz­lich. Auch Ju­pi­ter war nicht mehr zu se­hen. In­ner­halb we­ni­ger Se­kun­den war die Welt wie­der so grau und un­durch­sich­tig wie zu­vor.
    Bob sah auf die Uhr. Noch drei Stun­den, dann war er wie­der frei. Er mix­te sich einen Drink; Da­gny blieb bei To­ma­ten­saft. Als Bob ihr das Glas brach­te, zog sie ihn zu sich her­ab und küß­te ihn.
    Ei­ne schö­ne Nacht, dach­te Bob, als er Da­gny la­chend zum Bett trug. Ob Ne­bel oder nicht …
    Bob wach­te müh­sam auf und kämpf­te sich durch ei­ne zä­he Mas­se vor­an, die ihn fest­hal­ten woll­te. Ir­gend­wo klin­gel­te et­was.
    Er bil­de­te sich zu­nächst ein, das schril­le Klin­geln ge­hö­re zu ei­nem Traum, dann be­griff er, worum es sich han­del­te: das Te­le­fon.
    Er tas­te­te nach dem Te­le­fon­hö­rer.
    »Soll ich auf­ma­chen, Dok­tor Ar­cher?« frag­te der Nachtas­sis­tent des 250-Zoll-Te­le­skops.
    »Ich dach­te, wir hät­ten wie­der Ne­bel.«
    »Der ist seit mehr als ei­ner Stun­de weg.«
    »Gut,

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