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18 Gänsehaut Stories

18 Gänsehaut Stories

Titel: 18 Gänsehaut Stories Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Manfred Kluge
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fan­gen Sie bit­te mit der Ein­stel­lung an. Ich bin gleich drü­ben.«
    Das war ei­ne leich­te Über­trei­bung. Bob hat­te nicht da­mit ge­rech­net, sich in al­ler Ei­le an­zie­hen zu müs­sen, und sei­ne Klei­dungs­stücke wa­ren im gan­zen Zim­mer ver­streut. Au­ßer­dem muß­te er lei­se sein, weil er Da­gny nicht we­cken woll­te. Ihr Haar be­deck­te fast ihr gan­zes Ge­sicht, so daß Bob nur das Pro­fil auf dem Kis­sen sah. Wie still sie dalag! Ih­re lan­gen dunklen Wim­pern so un­be­weg­lich wie die ei­ner Pup­pe. Die Bett­de­cke hob und senk­te sich nicht im ge­rings­ten, als ob Da­gny über­haupt nicht at­me­te.
    Er be­schloß zu Fuß zu ge­hen, an­statt mit dem Au­to zu fah­ren. Ihr al­ter Wa­gen war oh­ne­hin viel zu laut. Und auf dem Fuß­weg zum Ob­ser­va­to­ri­um brauch­te er be­stimmt nicht viel län­ger.
    Aber er hat­te nicht mit der dün­nen Hö­hen­luft ge­rech­net. Bis er die Kup­pel er­reich­te und die lan­ge Trep­pe zum Kon­troll­pult hin­ter sich brach­te, keuch­te er und rang nach Atem. Er hing über dem Ei­sen­ge­län­der, von dem das Spie­gel­te­le­skop um­ge­ben war, und kam sich wie ein Bo­xer vor, der grog­gy in den Sei­len hängt.
    Die Kup­pel war of­fen, aber das Te­le­skop stand wie üb­lich senk­recht.
    »Warum ha­ben Sie’s nicht ein­ge­stellt?« frag­te Bob, als er wie­der spre­chen konn­te.
    Der Nachtas­sis­tent klopf­te sei­ne Pfei­fe aus. »Ich hat­te die Po­si­ti­on nicht.«
    »Ich ha­be sie hier auf den Schreib­tisch ge­legt!«
    »Tut mir leid, ich ha­be sie nir­gends ge­se­hen.«
    Dann folg­ten auf­re­gen­de zehn Mi­nu­ten, in de­nen sie den gan­zen Schreib­tisch, den Fuß­bo­den um den Schreib­tisch her­um, die Schub­la­den, das Be­ob­ach­tungs­buch und dann auch noch die Dun­kel­kam­mer und das WC durch­such­ten. Aber die wich­ti­gen In­for­ma­tio­nen, oh­ne die man den win­zi­gen Licht­punkt weit au­ßer­halb der Wahr­neh­mungs­fä­hig­keit des mensch­li­chen Au­ges nicht an­vi­sie­ren konn­te, blie­ben ver­schwun­den. Das ließ nur einen Schluß zu: Bei sei­nem has­ti­gen Auf­bruch hat­te Bob die Ein­stel­lung und die Iden­ti­fi­ka­ti­ons­kar­te im Ho­tel­zim­mer lie­gen­las­sen.
    Was soll­ten sie tun?
    Min­des­tens ei­ne Stun­de wür­de ver­ge­hen, wenn er die Un­ter­la­gen aus dem Ho­tel ho­len, das Spie­gel­te­le­skop ein­stel­len und die Auf­nah­me be­gin­nen woll­te – viel­leicht so­gar län­ger, weil er das be­tref­fen­de Stern­feld nicht kann­te und sein Ob­jekt un­ter Um­stän­den nicht so­fort wür­de iden­ti­fi­zie­ren kön­nen. Im Ju­li wird es früh hell. Er konn­te na­tür­lich an­ru­fen und Da­gny bit­ten, ihm die Wer­te durch­zu­ge­ben, aber die Po­si­ti­on des Stern­fel­des war prak­tisch wert­los, so­lan­ge die da­zu­ge­hö­ri­ge Iden­ti­fi­ka­ti­ons­kar­te fehl­te. Das ge­such­te Ob­jekt konn­te ir­gend­ei­ner von ei­nem Dut­zend Ster­ne sein.
    Bob such­te eben zum drit­ten­mal sei­ne Ta­schen durch, als er die Eis­en­tür am Fuß der Trep­pe ins Schloß fal­len hör­te. Einen Au­gen­blick lang herrsch­te Stil­le, dann ka­men lang­sa­me Schrit­te die Trep­pe her­auf. Er und der Nachtas­sis­tent wech­sel­ten einen fra­gen­den Blick.
    »Je­mand von den bei­den an­de­ren Te­le­sko­pen?« frag­te Bob.
    Der As­sis­tent schüt­tel­te nach­drück­lich den Kopf. »Be­stimmt nicht. Die ha­ben schon Schluß ge­macht.«
    »Es muß aber je­mand von hier sein. Wer hät­te sonst einen Schlüs­sel?«
    »Kei­ne Ah­nung«, mur­mel­te der As­sis­tent. »Aber das wird sich gleich her­aus­stel­len.«
    Er schal­te­te die Kup­pel­be­leuch­tung aus, so daß nur noch die In­stru­men­te schwachröt­lich leuch­te­ten. Bob hör­te ihn die ei­ser­ne Wen­del­trep­pe bis zum Ab­satz auf hal­ber Hö­he hin­un­terei­len. Dort wa­ren halb­lau­te Stim­men zu hö­ren, dann ent­fern­ten sich Schrit­te trepp­ab, wäh­rend der As­sis­tent zu­rück­kehr­te. Er gab Bob einen Um­schlag.
    »Sind das die Un­ter­la­gen, die Sie brau­chen?«
    Bob warf einen Blick in den Um­schlag.
    »Al­les da!« rief er. »Aber wer …«
    »Kei­ne Ah­nung. Ei­ne blon­de Da­me hat ihn mir ge­ge­ben.«
    Das muß Da­gny

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