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18 Gänsehaut Stories

18 Gänsehaut Stories

Titel: 18 Gänsehaut Stories Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Manfred Kluge
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ge­we­sen sein. Sie war ver­mut­lich auf­ge­wacht, hat­te den Um­schlag auf der Kom­mo­de ge­se­hen, Bobs Not­la­ge er­kannt und war mit dem Au­to her­über­ge­kom­men. Sie wuß­te, daß im Hand­schuh­fach ein Schlüs­sel zur Kup­pel lag.
    Bob warf einen Blick auf die Stand­uhr. Fast 23 Uhr. Sie wür­den rasch ar­bei­ten müs­sen.
    »Gut, hier ist sie al­so«, er­klär­te er dem As­sis­ten­ten und gab ihm die ge­naue Po­si­ti­on.
    »Ste­phans Quin­tett, was?« frag­te der an­de­re.
    »Ste­phans Quin­tett? – Nein! Un­ser Ob­jekt liegt viel wei­ter nörd­lich im Pe­ga­sus.«
    »Die Ko­or­di­na­ten se­hen aber wie die von Ste­phans Quin­tett aus«, stell­te der As­sis­tent fest. »Ich ha­be sie schon oft ge­nug ein­ge­stellt.«
    Bob run­zel­te die Stirn, wäh­rend er die Zah­len auf dem Pa­pier­strei­fen be­trach­te­te. »Das ist doch Thorn­tons Schrift, oder?«
    Der As­sis­tent blät­ter­te im Be­ob­ach­tungs­buch.
    »Das wird sich gleich her­aus­stel­len.«
    Er zeig­te auf ei­ne von Thorn­ton ab­ge­zeich­ne­te Ein­tra­gung.
    »Ja, das ist sei­ne Schrift«, sag­te er. »Die Zah­len sind ty­pisch für ihn – die ge­schlos­se­ne Vier schreibt nur er. Al­le an­de­ren las­sen sie oben of­fen.«
    »Ich ha­be die Ein­stel­lung di­rekt von Mac­Gui­re be­kom­men«, er­klär­te ihm Bob, »und Mac­Gui­re hat­te sie di­rekt von Thorn­ton. Folg­lich bleibt uns nichts an­de­res üb­rig, als Ste­phans Quin­tett ein­zu­stel­len.«
    Da­nach ka­men sie schnell vor­an. We­ni­ge Mi­nu­ten spä­ter ver­glich Bob die Ster­ne im Blick­feld des Spie­gel­te­le­skops mit de­nen auf sei­nem Ne­ga­ti­v­ab­zug. Zum Glück war das Ob­jekt leicht zu iden­ti­fi­zie­ren. Er ma­nö­vrier­te das Ab­bild in den Spek­tro­gra­fen, such­te sich einen Leit­stern und schaff­te kurz vor Ta­ges­an­bruch noch zwei Auf­nah­men.
    »Fer­tig!« rief Bob dem As­sis­ten­ten tri­um­phie­rend zu. »Sie kön­nen zu­ma­chen und nach Hau­se ge­hen!«
    Bob blieb in der Dun­kel­kam­mer, um die Plat­ten zu ent­wi­ckeln und zu trock­nen. Auf die­se Wei­se wa­ren sie ge­gen Mit­tag tro­cken, so daß Da­gny und er gleich nach dem Mit­tages­sen zu­rück­fah­ren konn­ten. Ein Blick auf die dunklen Strei­fen auf den Glä­sern zeig­te ihm, daß er Be­lich­tung und Tie­fen­schär­fe ge­nau rich­tig ein­ge­stellt hat­te.
     
    Bob setz­te Da­gny zu Hau­se ab, zog sich um und fuhr ins Bü­ro.
    »Ich kom­me be­stimmt erst spät nach Hau­se«, er­klär­te er ihr. »Ich will mir die­se Auf­nah­men ge­nau an­se­hen.«
    Es war gut, daß er Da­gny ge­warnt hat­te, denn er kam erst zu­rück, als es schon dun­kel wur­de. Nach der Küh­le auf Mt. El­si­no­re kam ihm das Tal wie ein Back­ofen vor. Bobs Hemd war völ­lig durch­ge­schwitzt. Da­gny, die ein leich­tes Kleid im Em­pi­re­stil trug, wirk­te kühl und hei­ter wie ei­ne an­ti­ke Göt­tin.
    Sie sa­ßen ei­ni­ge Mi­nu­ten schwei­gend auf der Ve­ran­da. Bob trank einen Scotch mit So­da, Da­gny blieb wie üb­lich bei To­ma­ten­saft.
    Bob sprach als ers­ter.
    »In den ver­gan­ge­nen drei Ta­gen ist ei­ne Men­ge pas­siert«, sag­te er.
    »So?« frag­te Da­gny und strei­chel­te Mar­ga­ri­tas sei­di­ges Fell.
    »Hast du schon von Thorn­ton ge­hört?«
    Da­gny schüt­tel­te den Kopf.
    »Thorn­ton hat die Be­de­ckung nicht be­ob­ach­ten kön­nen.«
    »Nein? War der Him­mel über Ha­waii auch be­wölkt?«
    »Thorn­ton ist tot.«
    Da­gny strei­chel­te Mar­ga­ri­tas Fell.
    »Tot? – Aber wie …«
    Bob zö­ger­te.
    »Das steht noch nicht fest. Thorn­ton scheint ei­ne klei­ne Pau­se in der Bi­blio­thek des Ob­ser­va­to­ri­ums ge­macht zu ha­ben. Sei­ne Vor­be­rei­tun­gen wa­ren je­den­falls ab­ge­schlos­sen, und er hat­te noch ein paar Stun­den Zeit. Der Nachtas­sis­tent glaubt, Stim­men ge­hört zu ha­ben – dann ist ein Schuß ge­fal­len. Er ist so­fort in die Bi­blio­thek ge­eilt. Thorn­ton war tot. Ne­ben ihm lag ein Re­vol­ver.«
    Bob wünsch­te sich, er könn­te Da­g­nys Ge­sicht se­hen, aber da­zu war es schon zu dun­kel.
    »Thorn­ton ist of­fen­sicht­lich nicht al­lein ge­we­sen«, fuhr Bob fort. »Auf dem Tisch stan­den zwei Glä­ser. An bei­den wur­den

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