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18 Gänsehaut Stories

18 Gänsehaut Stories

Titel: 18 Gänsehaut Stories Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Manfred Kluge
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Fin­ger­ab­drücke ge­fun­den. Die am ers­ten Glas stamm­ten von Thorn­ton. Am zwei­ten wa­ren eben­falls Ab­drücke von Fin­gern fest­zu­stel­len.«
    »Die­se Fin­ger­ab­drücke … sind sie iden­ti­fi­ziert wor­den?« er­kun­dig­te sich Da­gny.
    Bob schüt­tel­te den Kopf.
    »Ich ha­be nicht Fin­ger­ab­drücke ge­sagt. Ich ha­be Ab­drücke von Fin­gern ge­sagt. Kei­ne ty­pi­schen Schlei­fen, glat­te Ab­drücke, kein Mus­ter.«
    »Wahr­schein­lich Hand­schu­he.«
    »Die Po­li­zei ist an­de­rer Mei­nung. An­schei­nend läßt sich das über­prü­fen. Im Au­gen­blick weiß die Po­li­zei noch nicht, was sie da­von hal­ten soll. Es kann fast al­les sein: Un­fall … Selbst­mord … Mord.«
    »Ich glau­be, daß er Selbst­mord be­gan­gen hat«, sag­te Da­gny. »Er­in­nerst du dich dar­an, daß ich dir er­klärt ha­be, Thorn­ton sei im Grun­de sei­nes We­sens un­si­cher?«
    »Rich­tig, das hast du ge­tan.«
    Es folg­te ei­ne län­ge­re Pau­se.
    »Viel­leicht ist ihm da­durch ei­ni­ges er­spart ge­blie­ben«, mein­te Bob schließ­lich. »Die Auf­nah­men, die ich ge­macht ha­be, wa­ren … nun, recht merk­wür­dig. Mac­Gui­re und ich sind uns in die­sem Punkt ei­nig. Sie ha­ben Thorn­tons Theo­rie mit ziem­li­cher Si­cher­heit wi­der­legt. Wahr­schein­lich hat er ir­gend et­was in die­ser Rich­tung ver­mu­tet. Je­den­falls hät­te er die Gold­me­dail­le der Kö­nig­li­chen Astro­no­mi­schen Ge­sell­schaft nicht mehr an­neh­men kön­nen, wenn er die­se Auf­nah­men ge­se­hen hät­te. Sie än­dern un­se­re gan­ze bis­he­ri­ge Vor­stel­lung vom Uni­ver­sum.«
    Da­gny sah zu den Ster­nen auf. »Für mich se­hen sie noch im­mer gleich aus.«
    Bob wisch­te die sicht­ba­ren Ster­ne mit ei­ner ver­ächt­li­chen Hand­be­we­gung bei­sei­te.
    »Ach, die dort oben zäh­len doch gar nicht! Ich spre­che von wei­ter ent­fern­ten Ob­jek­ten. Von dem nicht mehr sicht­ba­ren Uni­ver­sum.«
    »Wel­ches nicht mehr sicht­ba­re Uni­ver­sum meinst du?« frag­te Da­gny. »Zeit und Raum – für mich exis­tie­ren sie nicht …«
    Sie lach­te.
    »Die He­xen frü­he­rer Zei­ten!« fuhr sie fort. »Ih­re Fä­hig­kei­ten wa­ren sehr be­schränkt, weißt du. Me­dea – sie war kaum im­stan­de, das ägäi­sche Meer zu über­win­den. Aber Da­g­nys Macht er­streckt sich bis zum ent­fern­tes­ten Stern! Sie reicht bis zu den Gren­zen des Alls!«
     
    Bob blieb bis lan­ge nach Mit­ter­nacht in der Bi­blio­thek sit­zen. Die Er­eig­nis­se der ver­gan­ge­nen 24 Stun­den hat­ten ihn ner­vös ge­macht. Er fand kei­ne Ru­he.
    Wie­der griff er nach Da­g­nys Buch über Zau­be­rei und blät­ter­te dar­in her­um.
    Es wä­re ein Irr­tum, zu glau­ben, daß He­xen un­wei­ger­lich alt und häß­lich sein müß­ten. Vie­le sind schö­ne jun­ge Frau­en; die meis­ten von ih­nen sind ver­hei­ra­tet. Um das Haus heim­lich ver­las­sen zu kön­nen, ver­zau­bern sie ih­re Ehe­män­ner und ver­hin­dern ei­ne zu­fäl­li­ge Ent­de­ckung mit Hil­fe ei­nes Sur­ro­gats.
    »Sur­ro­gat«, mur­mel­te Bob vor sich hin. Da war das Wort wie­der. Er schlug hin­ten bei den Wort­er­klä­run­gen nach.
    S UR­RO­GAT : Im ge­wöhn­li­chen Sprach­ge­brauch ein Er­satz­mit­tel oder Be­helf, aber auch ein Agent oder Stell­ver­tre­ter, der für je­man­den auf­tritt. In der Zau­be­rei ein Phan­tom­bild, das zu­rück­ge­las­sen wird, um an­de­re zu täu­schen.
    Die Ti­mes mit Thorn­tons Bild nach oben lag noch im­mer auf dem Schreib­tisch. Aber es hat­te sich et­was ver­än­dert. Wo wa­ren die Schat­ten von Jea­net­tes Zei­ge- und Ring­fin­ger, die über das Bild ge­fal­len wa­ren? Jea­net­tes Hän­de mit den glat­ten, samt­wei­chen Fin­gern – oh­ne Mus­ter –. Fort … fort? –
    Bob spür­te, wie Angst in ihm auf­stieg, ei­ne un­be­stimm­te Angst, die sich bis­her un­ter ei­ner dün­nen Schicht wis­sen­schaft­li­cher Über­zeu­gung und Ge­wiß­heit ver­bor­gen hat­te.
    Aber jetzt drang sie un­auf­halt­sam an die Ober­flä­che.

 
Die Geschichte vom schläfrigen Tal
von
Wa­shing­ton Ir­ving
     
     
    Wa­shing­ton Ir­ving (1783-1859) gilt als Va­ter der ame­ri­ka­ni­schen Li­te­ra­tur und als Be­grün­der der

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