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18 Gänsehaut Stories

18 Gänsehaut Stories

Titel: 18 Gänsehaut Stories Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Manfred Kluge
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An­ge­le­gen­heit in den Kel­ler des al­ten Ge­bäu­des, das zu be­woh­nen uns un­se­re Ar­mut nö­tig­te. Die Kat­ze folg­te mir die stei­len Trep­pen hin­un­ter und ver­an­laß­te, daß ich stol­per­te und fast kopf­über hin­un­ter­ge­stürzt wä­re. Dies er­bos­te mich sehr. Ich er­griff ei­ne Axt, ver­gaß in mei­ner kind­li­chen Wut die Angst, die bis jetzt mei­ne Hand zu­rück­ge­hal­ten hat­te, und führ­te einen Streich auf das Tier, der si­cher töd­lich ge­we­sen wä­re, wenn er so ge­trof­fen hät­te, wie ich es wünsch­te. Mei­ne Frau je­doch hielt den Schlag auf. Dies ver­setz­te mich in ei­ne mehr als teuf­li­sche Ra­se­rei, ich riß mei­nen Arm aus den Hän­den mei­ner Frau los und hieb ihr die Axt in den Schä­del. Oh­ne den ge­rings­ten Laut brach sie so­fort tot zu­sam­men.
    Kaum war die­ser grau­en­vol­le Mord ge­sche­hen, als ich mich auch schon dar­an mach­te, den Leich­nam mit al­ler Über­le­gung zu ver­ber­gen. Ich sah ein, daß ich ihn we­der bei Tag noch bei Nacht aus dem Hau­se schaf­fen konn­te, oh­ne Ge­fahr zu lau­fen, von den Nach­barn be­merkt zu wer­den. Man­cher­lei Plä­ne ka­men mir in den Sinn. Ein­mal dach­te ich dar­an, den Kör­per in lau­ter klei­ne Tei­le zu zer­schnei­den und zu ver­bren­nen, dann be­schloß ich, ihn im Bo­den des Kel­lers zu ver­gra­ben, dann über­leg­te ich, ob ich ihn nicht in den Brun­nen, der sich auf un­serm Ho­fe be­fand, wer­fen sol­le – ja, ich dach­te so­gar dar­an, ihn wie ei­ne Wa­re in ei­ne Kis­te zu ver­pa­cken und die­se von ei­nem Pa­kett­rä­ger aus dem Hau­se weg­schaf­fen zu las­sen. End­lich blieb ich bei ei­ner Idee, die mir bei wei­tem als bes­te er­schi­en. Ich be­schloß, ihn im Kel­ler ein­zu­mau­ern, wie es nach ver­schie­de­nen Über­lie­fe­run­gen die Mön­che des Mit­tel­al­ters mit ih­ren Op­fern ge­macht ha­ben sol­len.
    Der Kel­ler schi­en mir für einen sol­chen Zweck wohl ge­eig­net. Die Mau­ern wa­ren leicht ge­baut und erst kürz­lich mit gro­bem Mör­tel be­wor­fen wor­den, der in der feuch­ten Kel­ler­luft noch nicht voll­stän­dig ver­här­tet war. Über­dies be­fand sich an ei­ner der Mau­ern ein Vor­sprung, hin­ter dem sich ein falscher Ka­min be­fand, den man aus­ge­füllt hat­te, wo­durch die Stel­le den üb­ri­gen Wän­den gleich­ge­macht war. Ich zwei­fel­te nicht, die Zie­gel an die­ser Stel­le leicht her­aus­bre­chen, den Leich­nam in der Höh­lung ver­ber­gen und das Gan­ze wie­der so zu­mau­ern zu kön­nen, daß kein Au­ge ir­gend et­was Ver­däch­ti­ges ent­de­cken wür­de.
    Und die­se An­nah­me täusch­te mich nicht. Ich ent­fern­te mit­tels ei­nes Brech­ei­sens mit leich­ter Mü­he die Stei­ne, lehn­te den Kör­per ge­gen die in­ne­re Wand, be­fes­tig­te ihn et­was in die­ser Stel­lung und stell­te die Mau­er, ge­nau­so, wie sie ur­sprüng­lich ge­we­sen, wie­der her. Da ich mir mit Ver­bre­cher­schlau­heit Mör­tel, Sand und Stroh ver­schafft hat­te, be­rei­te­te ich einen Be­wurf, der von dem vo­ri­gen nicht zu un­ter­schei­den war, und ver­strich die neu­ge­mau­er­te Stel­le auf das sorg­fäl­tigs­te. Als ich fer­tig war, emp­fand ich ei­ne große Be­frie­di­gung dar­über, daß nun al­les in Ord­nung sei. An der Wand war nicht das ge­rings­te zu be­mer­ken, den Fuß­bo­den säu­ber­te ich mit pein­lichs­ter Sorg­falt von dem üb­rig­ge­blie­be­nen Schutt. Dann blick­te ich mit tri­um­phie­ren­den Bli­cken um­her und sag­te mir: »Hier ist mei­ne Ar­beit we­nigs­tens kei­ne ver­geb­li­che ge­we­sen.«
    Mein nächs­ter Gang galt dem Ka­ter, der all dies Elend ver­schul­det hat­te und den ich nun mit Be­stimmt­heit tö­ten woll­te. Hät­te ich ihn in dem Au­gen­blick ge­fun­den, so wä­re sein Schick­sal ent­schie­den ge­we­sen, doch es schi­en, als ha­be das schlaue Tier noch Furcht vor mei­nem wil­den Zorn und ver­mei­de es, sich vor mir in mei­ner au­gen­blick­li­chen Stim­mung bli­cken zu las­sen. Es ist un­mög­lich, das tie­fe, se­li­ge Ge­fühl der Er­leich­te­rung, mit wel­chem mich die Ab­we­sen­heit des ver­haß­ten We­sens er­füll­te, zu be­schrei­ben oder gar sich vor­zu­stel­len. Auch am Abend kam es

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