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18 Gänsehaut Stories

18 Gänsehaut Stories

Titel: 18 Gänsehaut Stories Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Manfred Kluge
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kau­er­te es sich in ei­ne Ecke und war­te­te. Es hat­te wei­ter nichts zu tun, als auf den nächs­ten zu war­ten. Bis da­hin konn­te es sich in dem im­mer grö­ßer wer­den­den ro­ten Spie­gel­bild auf dem Fuß­bo­den be­wun­dern …

 
Die Katze, der Gerichtsdiener
und das Skelett
von
Alex­and­re Du­mas
     
    Alex­and­re Du­mas (1802-1870), der au­ßer­or­dent­lich frucht­ba­re fran­zö­si­sche Dra­ma­ti­ker und Er­zäh­ler, En­kel ei­nes Kreo­len und ei­ner Ne­ge­rin, Sohn ei­nes Ge­ne­rals der Re­vo­lu­ti­ons­zeit, fand mit sei­nen ro­man­ti­schen Stücken und vor al­lem mit sei­nem über 300 Bän­de um­fas­sen­den aben­teu­er­lich bun­ten Ro­man­werk bei sei­nen Zeit­ge­nos­sen be­geis­ter­te Auf­nah­me und wei­tes­te Ver­brei­tung. Sein größ­ter Er­folg war der Ro­man »Die drei Mus­ke­tie­re« aus dem Jah­re 1844. Du­mas über­leb­te sei­ne un­vor­stell­ba­re Be­liebt­heit und starb arm und ver­ges­sen in Puy bei Diep­pe.
     
     
    Der Arzt, der mit Wal­ter Scott nach Frank­reich kam, hieß Dok­tor Sym­pson; er war mit den an­ge­se­hens­ten Per­so­nen der Stadt be­freun­det.
    Dar­un­ter be­fand sich auch ein Rich­ter, des­sen Na­men er mir nicht ge­nannt hat. Der Na­me war das ein­zi­ge Ge­heim­nis, das er in die­ser gan­zen An­ge­le­gen­heit für sich be­hielt. Die­ser Rich­ter, den er ge­wöhn­lich als Arzt be­han­del­te, ver­fiel sicht­lich, oh­ne daß sei­ne Ge­sund­heit ge­stört schi­en; ei­ne fins­te­re Schwer­mut hat­te sich sei­ner be­mäch­tigt. Sei­ne Fa­mi­lie hat­te wie­der­holt den Dok­tor be­fragt, und die­ser hat­te sich an die Freun­de des Rich­ters ge­wandt, oh­ne et­was aus ih­nen her­aus­zu­brin­gen als un­be­stimm­te Ant­wor­ten, die sei­ne Be­fürch­tung nur noch ver­stärk­ten.
    End­lich drang Dr. Sym­pson ei­nes Ta­ges in ihn, wor­auf der Rich­ter mit trau­ri­gem Lä­cheln sei­ne Hän­de er­griff und zu ihm sag­te: »Ja, ich bin krank, und mei­ne Krank­heit, lie­ber Dok­tor, ist un­heil­bar, da sie nur in mei­ner Ein­bil­dung be­steht.«
    »Wie? In Ih­rer Ein­bil­dung?«
    »Ja, ich bin im Be­griff, wahn­sin­nig zu wer­den!«
    »Sie und wahn­sin­nig! Ich bit­te Sie, Sie ha­ben einen kla­ren Blick, ei­ne ru­hi­ge Stim­me« – er er­griff ihn bei der Hand –, »einen aus­ge­zeich­ne­ten Puls.«
    »Das ist ja ge­ra­de das Ge­fähr­li­che mei­nes Zu­stands, lie­ber Dok­tor: Ich se­he und be­ur­tei­le es näm­lich selbst.«
    »Aber worin be­steht denn Ihr Wahn­sinn?«
    »Schlie­ßen Sie die Tür, da­mit man uns nicht stört, Dok­tor, ich will es Ih­nen er­zäh­len.«
    Der Dok­tor ver­schloß die Tür und setz­te sich ne­ben sei­nen Freund.
    »Er­in­nern Sie sich des letz­ten Straf­pro­zes­ses«, frag­te der Rich­ter, »in dem ich ein Ur­teil zu fäl­len hat­te?«
    »Ja, über einen schot­ti­schen Räu­ber, der von Ih­nen zum Gal­gen ver­ur­teilt und ge­henkt wor­den ist.«
    »Ganz recht. Nun, in dem Au­gen­blick, als ich das Ur­teil ver­kün­de­te, sprüh­te ei­ne Flam­me aus sei­nen Au­gen, und er zeig­te mir dro­hend die Faust. Ich ach­te­te nicht dar­auf … Sol­che Dro­hun­gen sind bei den Ver­ur­teil­ten häu­fig. Aber am Tag nach der Hin­rich­tung er­schi­en der Scharf­rich­ter bei mir, er sag­te, daß er ge­glaubt hät­te, mich von et­was un­ter­rich­ten zu müs­sen: Der Räu­ber war ge­stor­ben, in­dem er ei­ne Art von Be­schwö­rung ge­gen mich aus­sprach und er­klär­te, daß ich am fol­gen­den Tag um sechs Uhr, der Stun­de, in der er hin­ge­rich­tet wor­den war, Nach­rich­ten von ihm er­hal­ten wür­de.
    Ich glaub­te an ir­gend­ei­nen Über­fall durch sei­ne Ka­me­ra­den, an Ra­che von be­waff­ne­ter Hand, und als die sechs­te Stun­de kam, schloß ich mich mit ei­nem Paar Pis­to­len auf mei­nem Schreib­tisch in mei­nem Zim­mer ein.
    Die Stand­uhr mei­nes Ka­mins schlug sechs. Ich hat­te den gan­zen Tag an die­se Mit­tei­lung des Scharf­rich­ters ge­dacht. Aber der letz­te Schlag er­beb­te auf der Glo­cke, oh­ne daß ich et­was an­de­res hör­te als ein ge­wis­ses Schnur­ren, des­sen Ur­sa­che ich nicht er­klä­ren konn­te. Ich wand­te mich um und sah ei­ne große schwarz- und

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