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18 Gänsehaut Stories

18 Gänsehaut Stories

Titel: 18 Gänsehaut Stories Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Manfred Kluge
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feu­er­rot­ge­fleck­te Kat­ze. Wie war sie her­ein­ge­kom­men? Es war un­mög­lich, das zu er­klä­ren, denn Tü­ren und Fens­ter wa­ren ver­schlos­sen. Sie muß­te wäh­rend des Ta­ges in das Zim­mer ein­ge­sperrt ge­we­sen sein.
    Ich läu­te­te mei­nem Die­ner, aber er konn­te nicht ein­tre­ten, da ich von in­nen zu­ge­schlos­sen hat­te; ich ging an die Tür und mach­te sie auf. Nun sprach ich von der schwarz- und feu­er­rot­ge­fleck­ten Kat­ze; aber wir such­ten sie ver­ge­bens, sie war ver­schwun­den.
    Ich küm­mer­te mich nicht wei­ter dar­um; der Abend ver­floß, die Nacht brach an, der Tag kam und ver­ging, und dann schlug es wie­der sechs Uhr. In die­sem Au­gen­blick hör­te ich das­sel­be Ge­räusch hin­ter mir und sah die­sel­be Kat­ze.
    Dies­mal sprang sie auf mei­nen Schoß.
    Ich ha­be kei­nen Wi­der­wil­len ge­gen Kat­zen, und den­noch mach­te die­se Ver­trau­lich­keit einen un­an­ge­neh­men Ein­druck auf mich. Ich jag­te sie von mei­nem Schoß. Aber kaum war sie auf dem Bo­den, als sie von neu­em auf mich sprang. Ich stieß sie zu­rück, aber eben­so ver­ge­bens wie das ers­te­mal. Nun stand ich auf und ging im Zim­mer auf und ab; die Kat­ze folg­te mir Schritt für Schritt; un­wil­lig über die­se Be­harr­lich­keit, läu­te­te ich wie am Ta­ge zu­vor, mein Be­dien­ter trat ein, aber die Kat­ze floh un­ter das Bett, wo wir sie ver­ge­bens such­ten; denn so­bald sie un­ter das Bett ge­kro­chen war, war sie ver­schwun­den.
    Ich ging am Abend aus und be­such­te meh­re­re Freun­de; dann kehr­te ich nach Hau­se zu­rück.
    Da ich kein Licht hat­te, so ging ich aus Furcht, mich zu sto­ßen, vor­sich­tig die Trep­pe hin­auf; als ich die letz­te Stu­fe er­reich­te, hör­te ich mei­nen Be­dien­ten, der sich mit dem Mäd­chen mei­ner Frau un­ter­hielt.
    Da mein Na­me fiel, hör­te ich auf das, was er sag­te, und nun hör­te ich ihn das gan­ze Aben­teu­er von ges­tern und heu­te er­zäh­len; nur füg­te er hin­zu: ›Der Herr wird wahn­sin­nig, denn es be­fand sich eben­so­we­nig ei­ne schwarz- und feu­er­rot­ge­fleck­te Kat­ze in dem Zim­mer wie in mei­ner Hand.‹
    Die­se Wor­te er­schreck­ten mich; ent­we­der war die Er­schei­nung wirk­lich, oder sie war falsch; wenn die Er­schei­nung wirk­lich war, so be­fand ich mich im Bann ei­ner über­na­tür­li­chen Sa­che; wenn die Er­schei­nung falsch war, wenn ich et­was zu se­hen glaub­te, das nicht be­stand, wie mein Be­dien­ter ge­sagt hat­te, so wur­de ich wahn­sin­nig.
    Sie wer­den er­ra­ten, daß ich in mit Furcht ge­misch­ter Un­ge­duld das nächs­te Mal er­war­te­te. Am fol­gen­den Tag be­hielt ich un­ter dem Vor­wand, et­was zu ord­nen, mei­nen Be­dien­ten bei mir; es schlug sechs Uhr, als er da war; bei dem letz­ten Glo­cken­schlag hör­te ich das­sel­be Ge­räusch und sah mei­ne Kat­ze wie­der.
    Sie saß ne­ben mir. Ich blieb einen Au­gen­blick ru­hig, oh­ne et­was zu sa­gen, denn ich hoff­te, daß mein Be­dien­ter das Tier er­bli­cken und zu­erst da­von spre­chen wür­de; aber er ging in mei­nem Zim­mer auf und ab und sah of­fen­bar nichts.
    Ich war­te­te den Au­gen­blick ab, da er in der Rich­tung, die er ein­schla­gen muß­te, um den Auf­trag aus­zu­füh­ren, den ich ihm ge­ben woll­te, fast auf die Kat­ze tre­ten wür­de.
    ›Stel­len Sie mei­ne Glo­cke auf den Tisch, John‹, sag­te ich.
    Er stand am Kopf­en­de mei­nes Bet­tes, die Glo­cke stand auf dem Ka­min; um von da zum Ka­min zu ge­hen, muß­te er wohl oder übel über das Tier ge­hen. Er kam, aber in dem Au­gen­blick, da sein Fuß das Tier be­rüh­ren muß­te, sprang die Kat­ze auf mei­nen Schoß.
    John sah sie nicht oder schi­en sie we­nigs­tens nicht zu se­hen.
    Kal­ter Schweiß trat auf mei­ne Stirn, und die Wor­te: ›Der Herr wird wahn­sin­nig‹, ka­men mir wie­der in furcht­ba­re Er­in­ne­rung.
    ›John‹, sag­te ich zu ihm, ›se­hen Sie nichts auf mei­nem Schoß?‹
    John blick­te mich an. Dann sag­te er wie ein Mensch, der einen Ent­schluß faßt:
    ›Doch, Herr, ich se­he ei­ne Kat­ze.‹
    Ich at­me­te wie­der auf.
    Ich nahm die Kat­ze und sag­te zu ihm: ›Dann tra­gen Sie sie hin­aus, John, ich bit­te Sie.‹
    Sei­ne Hän­de ka­men den mei­nen

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