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18 Geisterstories

18 Geisterstories

Titel: 18 Geisterstories Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Manfred Kluge
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recht«, sag­te bei­fäl­lig Ana­to­le, der im­mer eif­ri­ger dem Küm­mel zu­sprach und an­fing zärt­lich zu wer­den.
    »Ja«, fuhr der ar­me Geist fort, »da ich al­so durch die Mu­sik aus dem Pa­ra­die­se ver­trie­ben wor­den und in der Höl­le kei­nen Platz fin­den konn­te –«
    »Aber das Fe­ge­feu­er?« warf Ana­to­le ein.
    »Das ist seit lan­ger Zeit ge­schlos­sen«, sag­te der an­de re. »Es ha­ben sich da ganz un­mög­li­che Din­ge zu­ge­tra­gen. – Se­hen Sie, mir blieb wirk­lich nichts an­de­res üb­rig, als auf die Er­de zu­rück­zu­keh­ren und da bin ich eben in mei­ne al­te Be­hau­sung ein­ge­kehrt, die ich nun schon ge­gen so vie­le Idio­ten, die durch­aus dar­in woh­nen woll­ten, tap­fer ver­tei­digt ha­be.
    Ich bin ge­zwun­gen ge­we­sen, die al­ler­al­b­erns­ten Far­cen auf­zu­füh­ren, nur um mir ein we­nig Ru­he zu ver­schaf­fen. Ich bin ei­ner al­ten Da­me, die hier ein­ge­zo­gen ist, als Ske­lett mit ei­nem von schwar­zen Schlei­ern um­wall­ten To­ten­schä­del er­schie­nen und ha­be sie so in Furcht ge­jagt, daß sie selbst ge­stor­ben ist. Einen prak­ti­schen Arzt, der sich als Frei­geist auf­spiel­te, ha­be ich durch Ket­ten­ge­ras­sel und durch feu­ri­ge Schrift­zei­chen, die ich auf der Wand er­schei­nen ließ, zu ver­ja­gen ge­wußt. Man hat ihn schwer er­krankt von hier fort­ge­bracht. Es ist wahr, daß das, was ich auf die Wand ge­schrie­ben, da­zu an­ge­tan war, ihn mit Schre­cken zu er­fül­len. Dann ist ein phleg­ma­ti­scher Eng­län­der hier ein­ge­zo­gen, der der Sa­che auf den Grund ge­hen woll­te und mich über­all hin, so­gar bis auf den Spei­cher ver­folg­te. Ich ha­be hart­nä­ckig sei­ne Ker­ze aus­ge­bla­sen und al­le Tü­ren vor ihm laut­los weit auf­ge­ris­sen. Da ver­ließ ihn sein Phleg­ma bald und er mach­te sich aus dem Stau­be. Dar­auf zog ein al­ter Oberst mit sei­ner mu­si­ka­li­schen Toch­ter hier ein. Ich flüs­ter­te dem jun­gen Mäd­chen, so­bald es sich an das Kla­vier setz te, die tolls­ten Din­ge in das Ohr und riß den Va­ter, wenn er sich zu Bett leg­te, an den Fü­ßen her­aus. Sie ha­ben sich eben­falls sehr bald fort­ge­macht. – Sie wer­den ein­wer­fen, daß das ba­na­le ab­ge­dro­sche­ne Far­cen sei­en, aber sie stren­gen wei­ter nicht an und zie­hen im­mer noch. Auf die­se Wei­se ist es mir denn ge­lun­gen, mir wirk­lich nach und nach ein we­nig Ru­he zu ver­schaf­fen und wenn ich Ih­nen dies al­les heu­te abend er­zäh­le, so ge­schieht es, weil ich Sie für sehr in­tel­li­gent hal­te – ob­gleich Sie ja jetzt ein we­nig an­ge­trun­ken sind.«
    »Ich ha­be nichts ge­trun­ken«, sag­te Ana­to­le be­lei­digt.
    »In­tel­li­gent, ob­wohl au­gen­blick­lich et­was be­trun­ken«, fuhr das Ge­spenst fort, »mein Zweck da­bei ist, Sie zu ver­an­las­sen, Herrn Pont da­von zu über­zeu­gen, daß sein Haus wirk­lich un­be­wohn­bar ist, we­gen der Geis­ter, die dar­in um­ge­hen.«
    »Es ist nicht wahr«, sag­te Ana­to­le ver­trau­lich wer­dend, »du bist kein Geist.«
    »Wie­so?« frag­te das Ge­spenst.
    »Nein«, er­klär­te Ana­to­le, der so be­trun­ken war, daß er kaum noch re­den konn­te, »nein … Ge­spens­ter … die sind nicht wie du … Die ma­chen Angst … du aber … du machst mir kei­ne Angst.«
    »Ich ma­che dir kei­ne Angst«, sag­te das Ge­spenst är­ger­lich, »du dum­mer Ben­gel –«
    »Nein«, stot­ter­te Ana­to­le, »nicht die ge­rings­te Angst … Aber … du darfst mir kei­ne Grob­hei­ten sa­gen … nein … das … das tut mir weh. Du bist ein we­nig be­trun­ken, sonst aber wirk­lich ganz nett.«
    »Welch ein Dumm­kopf«, mur­mel­te das Ge­spenst. »Es ist ein eben­sol­cher Idi­ot, wie die an­de­ren auch. Es bleibt mir nichts an­de­res üb­rig, als ihm die ge­wohn­ten Hans­wurs­te­rei­en vorzu­ma­chen.«
    Und plötz­lich ver­lösch­ten die Ker­zen der Arm­leuch­ter und das Feu­er im Ka­min. Je­des, auch das kleins­te Ge­räusch ver­stumm­te und To­ten­stil­le herrsch­te rings­um­her. Vor Ana­to­le aber er­hob sich dro­hend die Ge­stalt des al ten Herrn, der rie­sen­haf­te Ver­hält­nis­se an­ge­nom­men hat­te und mit dem Kopf bis zu der De­cke des Zim­mers rag­te;

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