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18 Geisterstories

18 Geisterstories

Titel: 18 Geisterstories Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Manfred Kluge
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tief­grün­di­gen Er­kennt­nis des Neu­en, das in die Welt ge­tre­ten war – aus­ge­drückt mit der Glück­se­lig­keit ei­nes Kna­ben. Dies Ent­zücken fand er au­gen­blick­lich auch an Tilgh­mans Missi­on, von der man ihn un­ter­rich­tet hat­te. »Ihr seid’s, Co­lo­nel!« rief er. »Ihr seid es, der un­ser Licht hin­aus in die Welt trägt. Und Ihr seid schon en rou­te . Zum Kon­greß!« Er un­ter­brach sich und lach­te. Der Co­lo­nel, eben­falls jung, je­doch nach­denk­lich, der die­sen Krieg kann­te – ganz ge­nau, in al­len Ein­zel­hei­ten –, ent­sann sich, daß es die­ser jun­ge Mann mit der fröh­li­chen Mie­ne ge­we­sen war, der mit nur schwa­chen Kräf­ten die Trup­pen des Ve­te­ra­nen Corn­wal­lis ge­bun­den hat­te, bis Wa­shing­ton, Ro­cham­beau und die Ka­no­nen ein­tra­fen. Lafa­yet­te. Er und Tilgh­man hat­ten ge­mein­sam in vie­len Be­geg­nun­gen ge­kämpft. Nun blick­ten sie ein­an­der in die Au­gen und lach­ten. Dann um­arm­te Lafa­yet­te ur­plötz­lich Tilgh­man. »Rei­tet, Co­lo­nel«, sag­te er. »Rei­tet!«
    Und so kam es, daß die fürch­ter­li­che Last der Pflicht, die Ge­or­ge Wa­shing­ton ihm auf­ge­tra­gen hat­te, ins Gleich­ge­wicht kam. Sie ruh­te nicht län­ger al­lein auf sei­nem Wil­len; sie drang ihm ins Blut.
    In­ner­halb we­ni­ger Au­gen­bli­cke saß er im Sat­tel und presch­te zum Fluß, wo – wie er wuß­te – ein Boot für ihn in Be­reit­schaft lag, und er flog da­hin wie ein Vo­gel – ge­ra­de­wegs über Zäu­ne, He­cken, Bä­che und die nun lee­ren Lauf­grä­ben des Schlacht­felds.
    Dies, die ers­te Etap­pe sei­nes Ritts, ver­ging wie ein Ge­dan­ke. Nichts Ma­te­ri­el­les schi­en dar­an teil­zu­ha­ben. Da wa­ren er selbst und das präch­ti­ge Pferd, und sie er­gänz­ten ein­an­der. Da wa­ren das Sau­sen der Luft, die Ge­räusche der Hu­fe und em­por­ge­wor­fe­ner Erd­bro­cken – und un­auf­halt­sam vor­wärts, vor­wärts, vor­wärts. Dann war es vor­bei. Er er­reich­te den Boots­steg. Er hat­te we­ni­ger als ei­ne Mi­nu­te be­nö­tigt.
    Die zwei­te Etap­pe wür­de vier­und­zwan­zig Stun­den be­an­spru­chen. Sie führ­te den York hin­ab zur Ches­a­pea­ke-Bucht und nach Rock Hall, wo die Stra­ße nach Phil­adel­phia be­gann. Sie maß ein­hun­dert­drei­ßig und noch ein paar Mei­len, und für die­se Stre­cke muß­ten der Co­lo­nel und sein Pferd Pas­sa­gie­re sein, sich an Bord ei­nes Ge­fährts be­för­dern las­sen, oh­ne auf den Trans­port Ein­fluß neh­men zu kön­nen, ei­ne Zeit der Un­tä­tig­keit für des Co­lo­nels Kör­per, wäh­rend ein an­ders­ar­ti­ger An­trieb das Rä­der­werk sei­nes Ver­stands in Be­we­gung hielt. Ein Boot. Se­gel, Holz, Wind, Was­ser, Ka­pi­tän und Mann­schaft. Al­le Vor­be­rei­tun­gen sei­en ver­an­laßt wor­den, hat­te Wa­shing­ton ihm ge­sagt. Nun gut. Soll­te die zwei­te Etap­pe ih­ren An­fang neh­men.
    Er stieg ab. Nur dies ei­ne Boot lag am einst­mals ge­schäf­ti­gen Ufer – die Bri­ten hat­ten al­le Was­ser­fahr­zeu­ge zer­stört, de­ren sie hab­haft zu wer­den ver­moch­ten. Dies ei­ne Boot je­doch war das rich­ti­ge für die Missi­on des Co­lo­nels. Es han­del­te sich um einen zwei­mas­ti­gen Küs­ten­scho­ner, tüch­tig und schnell. Of­fen­sicht­lich war er be­reit zum Ab­le­gen. Die Lauf­plan­ke lag aus, und als der Co­lo­nel ein­traf, kam über das Deck ein Mann, der er­war­tungs­voll wirk­te, auf ihn zu. Er war ver­dreckt vom Wet­ter und schä­big, aber das wa­ren da­mals die meis­ten Ame­ri­ka­ner. Der Co­lo­nel er­kann­te in ihm Au­to­ri­tät. Dies muß­te der Ka­pi­tän sein. Er stell­te sich vor. Das heißt, er nann­te sei­nen Na­men und den Be­stim­mungs­ort. »Co­lo­nel Tilgh­man. Nach Rock Hall.«
    »Zu Diens­ten, Sir«, sag­te der Ka­pi­tän. Co­lo­nel Tilgh­man wand­te sich ab, um sein Pferd an Bord zu füh­ren.
    Da ge­sch­ah et­was, wo­mit er ge­rech­net hat­te – das Tier brach­te sei­ne Ei­gen­wil­lig­keit zur Gel­tung. Es war ein jun­ger Hengst mit ei­ner na­tür­li­chen cha­rak­ter­li­chen Mi­schung aus vor­treff­li­cher ele­gan­ter Feu­rig­keit und schar­fer, grim­mi­ger Klug­heit. Auf Schif­fen war er schon oft

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